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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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lieber beeilen«, meinte Falken und betrachtete den Himmel. »Hast du nicht gesagt, dass sich die Etherion bei Einbruch der Morgendämmerung versammelt? Wir wollen doch nicht zu spät kommen.«
    »Doch, genau das wollen wir«, erwiderte die Lady. Sie ging mit würdevollen Schritten durch den Torbogen.
    Durge warf Aryn und Lirith einen Blick zu, aber sie zuckten bloß mit den Schultern; sie hatten keine Ahnung, was Melia damit meinte. Die Damen hatten sich hastig angekleidet, dennoch sahen sie beide wunderschön aus. Sie hatten die Haare hoch auf ihren Köpfen aufgetürmt, so wie es für Frauen in dieser Stadt Mode war. So blass wie Aryn war, würde man sie natürlich nie für etwas anderes als eine Nordländerin halten. Doch Lirith mit ihrer dunklen, schimmernden Haut hätte leicht als eine adlige Lady aus Tarras durchgehen können.
    Falken stöhnte. »Bitte, Melia. Es ist viel zu früh am Morgen, um rätselhaft zu sein.«
    »Aber das ist doch ganz einfach«, meinte sie. »Nur die Priester und Priesterinnen der unbedeutenderen Tempel werden pünktlich bei Sonnenaufgang bei der Etherion eintreffen. Wenn man später kommt, gibt man damit zu verstehen, dass man so selbstsicher oder so allwissend ist, dass man keine Angst hat, etwas Wichtiges zu versäumen. Und je später man eintrifft …«
    »… desto wichtiger ist man?«, vollendete Aryn zögernd den Satz.
    Melia lachte. »Nun, zumindest halten sie einen dann für wichtiger, meine Liebe. Und manchmal ist es das in Tarras, worauf es ankommt.«
    Für Durge ergab das keinen Sinn. »Ich verstehe nicht, wie jemand wichtig sein kann, nur weil er sich dafür hält. Wenn ich glaube, dass ich eine Rüstung trage, obwohl das gar nicht der Fall ist, wird das keinen Mann davon abhalten, mir ein Schwert in den Leib zu rammen.«
    Melia tätschelte ihm die Wange. »Da wärt Ihr vielleicht überrascht, mein Lieber.«
    Sie waren nicht allein, als sie durch die luftigen Straßen des Vierten Kreises gingen. Männer und Frauen in bunten Roben bewegten sich auf die blaue Kuppel zu, die alle anderen überragte.
    Aryn und Lirith steckten die Köpfe zusammen. Ihre Lippen bewegten sich nicht, trotzdem hatte Durge den Eindruck, dass sie sich unterhielten. Als Lirith ihnen an ihrem ersten Abend in der Stadt von dem magischen Knäuel erzählt hatte, hatte Durge sich nicht einmal annähernd vorstellen können, was sie damit meinte. Doch Aryn war so blass geworden, als hätte sie ein kalter Windstoß berührt, und Melia und Falken hatten wissend genickt.
    Seitdem war Lirith viel ruhiger als gewöhnlich, sprach nur wenig und wenn, dann nur mit Aryn. Durge wusste nur wenig über die Hexen, doch die Logik sagte ihm eines: Es konnte unmöglich ein Zufall sein, dass Liriths Knäuel in Tarras größer war, der Stadt, in der Götter ermordet wurden. Mit Sicherheit musste da eine Verbindung bestehen; wie die jedoch aussehen sollte, das entzog sich seiner Vorstellungskraft.
    Viel mehr Sorgen bereitete ihm hingegen der Mann, der einen Anschlag auf Liriths Leben verübt hatte – denn dagegen konnte er vielleicht etwas unternehmen. Warum hatte er auf den Docks hinter ihnen herspioniert? Und warum wollte er einem von ihnen etwas antun? Durge konnte es nicht sagen. Trotzdem wünschte er sich, sein Breitschwert nicht im Gasthaus zurückgelassen zu haben.
    Sei auf der Hut, Durge von Steinspalter. So sicher, wie die Sonne untergehen muss, wartet Gefahr auf …
    Das schrille Weinen eines Kindes riss ihn aus seinen Gedanken.
    Er schaute auf; die anderen waren ein Stück voraus. Sie schienen das Schluchzen nicht zu hören. Er erschauderte. Waren die Geister zurückgekehrt, nur dass sie diesmal nicht länger schwiegen?
    Er drehte sich und stieß einen erleichterten Seufzer aus, als er die Quelle des Weinens entdeckte. Es war kein Geisterkind, sondern ein durchaus lebendiger Junge von vielleicht vier oder fünf Wintern. Er stand an der Straßenseite, sein schwarzes Haar war zerzaust, Tränen strömten ihm über das runde Gesicht. Hatte er seine Eltern verloren? Er wedelte mit den Armen, seine Hände verloren sich in den langen, herabbaumelnden Ärmeln.
    Durge runzelte die Stirn. Nicht nur die Ärmel waren zu lang. Das blaue Gewand des Jungen war viel zu groß für ihn; es war ihm halb von den Schultern gerutscht und breitete sich wie eine Wasserpfütze um ihn auf der Straße aus. Das Gewand war offensichtlich für einen Erwachsenen bestimmt. Tatsächlich sah es wie eine der Roben aus, die die Priester getragen

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