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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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lange vorbei, als Aryn endlich damit fertig war, die im Schlosskeller gelagerten Kerzen zu zählen. Es schien eine seltsame Aufgabe zu sein, aber Tressa hatte sie darum gebeten, also hatte sie es getan. Aryn ging einen Korridor entlang und bemühte sich, ihr Gewand von Staub und Spinnweben zu befreien. Im Keller zu arbeiten war eine viel schmutzigere Arbeit, als sie je gedacht hätte.
    »Könnte ich was von den Spinnweben haben, Kleines?«
    Aryn schaute auf und sah eine alte Frau in einer unförmigen braunen Kutte. Auf dem knotigen Kopf der Frau wuchsen nur noch spärliche Haare, aber die blauen Augen in dem faltigen Gesicht blickten lebendig.
    Aryn zuckte mit den Schultern. »Sicher. Hier, bitte sehr.« Sie gab ihr die hauchdünne graue Kugel.
    Die Alte gackerte – sie hatte so gut wie keine Zähne mehr – und ließ die Spinnweben in einer Tasche verschwinden. »Danke, Kleines.« Sie humpelte an ihr vorbei.
    Nach ein paar Schritten blieb Aryn stehen und blinzelte. Sie blickte über die Schulter, aber die Alte war bereits verschwunden. Aryn eilte in Liriths Gemach. Die dunkelhäutige Frau war gerade mit Mörser und Stößel beschäftigt. Es roch frisch und bitter zugleich.
    »Im Schloss gehen seltsame Dinge vor«, verkündete Aryn und schloss hinter sich die Tür.
    Lirith schaute nicht von ihrer Arbeit auf, sondern lächelte geheimnisvoll. »Seit Tagesanbruch sind fünf Hexen eingetroffen. Das war jedenfalls der Stand der Dinge, als ich zuletzt mit Tressa sprach.«
    »Ich habe es gewusst.« Aryn ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Ich habe gewusst, dass es sich nur um Hexen handeln konnte. Jede von ihnen war auf ihre Weise seltsam.« Ihr kam ein Gedanke. »Aber wieso können sie bereits eintreffen, wenn Ivalaine den Großen Hexenzirkel erst gestern Abend einberufen hat?«
    »Ihr meint sie hat es uns erst gestern Abend gesagt. Soweit wir wissen, hat sie bereits vor Wochen Botschaften verschickt.«
    Aryn verspürte einen Schauder, dann setzte sie sich aufrecht hin. »Ja, aber was für Botschaften?«
    Lirith zerbröselte ein paar trockene Blätter in den Mörser und schwieg. Das reichte Aryn als Antwort. Ivalaine hatte eine Botschaft wegen des Großen Hexenzirkels verschickt, aber sie war nicht mit Tinte auf Papier geschrieben worden. Und vielleicht waren Falken und Melia deshalb hier; vielleicht hatte Lady Melia sie abgefangen.
    Und warum hast du sie dann nicht empfangen? Oder Lirith?
    Aber vielleicht war die Botschaft nicht für sie bestimmt gewesen. Und Aryns Fähigkeit, durch die Weltenkraft zu sprechen, war bestenfalls begrenzt, obwohl sie sie auf jeden Fall verbessern wollte. Und Lirith würde ihr dabei helfen, ob sie es nun wollte oder nicht.
    Ein Seufzen erregte Aryns Aufmerksamkeit. Der Stößel lag reglos in Liriths Hand; die Hexe starrte ins Leere.
    »Alles in Ordnung, Schwester?«, fragte Aryn, als Besorgnis die Aufregung ersetzte.
    Lirith lächelte, aber das Lächeln schien irgendwie zerbrechlich. »Lady Tressa sucht nach Euch. Ich glaube, sie hat eine andere Aufgabe für Euch.«
    Die nächsten Tage vergingen schnell. Wie sich herausstellte, hatte Lady Tressa noch viele andere Aufgaben für sie, bevor der Hexenzirkel begann. Sie halfen, ein Dutzend unbenutzter Gemächer auszulüften, und sie verbrachten lange Nachmittage damit, den Hainen ringsum Besuche abzustatten und nach Goldblatt, Mondglocken und anderen Kräutern zu suchen, die Tressa sie gebeten hatte zu finden. Aus ihnen konnte man einen berauschenden Weihrauch herstellen, der gut für die Reinigung der Luft und das Klären der Sicht war.
    Aber es gab auch andere Aufgaben, die Aryn nicht verstand. Sie setzten drei Kerzen in Brand, löschten sie wieder und wickelten sie in rotes Leinentuch ein – eine Kerze ließen sie nur einen Augenblick lang brennen, während sie die zweite bis zu einem Stumpf und die dritte bis zur Hälfte herunterbrennen ließen. Sie schöpften in der dunkelsten Stunde der Nacht Wasser, obwohl Aryn sich fragte, wieso es sich von im Tageslicht geschöpftem Wasser unterscheiden sollte. Nass war nass. Wie sie entdecken musste, als sie sich in ihrer Müdigkeit den Eimer über das Gewand kippte.
    »Jetzt seid Ihr wenigstens wach«, sagte Lirith mit einem Lachen und ließ den Eimer wieder in den Brunnen herab.
    Am unerklärlichsten war jedoch, dass Tressa sie bat, mit Hilfe von Ivalaines Hofdamen drei Festgewänder zu nähen. Das erste war weiß und wurde aus Lammwolle gewebt. Das zweite war aus hellem Grün und wurde mit

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