Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
bleiben, mit sich selbst sprach. Jace hatte ihn abgelöst, sich dann einen Becher des Kaffees eingeschenkt, den Morris gekocht hatte, und sich an die Arbeit gemacht. Sie schätzte, dass sie noch über eine Stunde lang ungestört schalten und walten konnte, bevor Sheriff Dominguez kam. Fünfzehn Minuten später klingelte das Telefon.
    »Womit kann ich Ihnen helfen, Mitchell?«, sagte sie und griff für alle Fälle nach einem Kugelschreiber. Es konnte nicht schaden, im Leben stets einen Schritt voraus zu sein.
    Sie lauschte aufmerksam der tiefen, musikalischen, leicht näselnden Stimme am anderen Ende der Leitung. Sie sprach nicht oft mit Davis oder Mitchell Burke-Favor, da die beiden die meiste Zeit über auf ihrer Ranch im Süden der Stadt beschäftigt waren, hörte aber Mitchells Radiosendung, wenn sie Mittwochabends hier im Sheriffbüro Dienst schob. Solange sie die beiden Männer kannte, hatten sie gute Arbeit geleistet. Sie waren höflich zu ihren Nachbarn und hielten ihre Hilfskräfte im Zaum. Castle County hätte ein paar mehr Bürger wie sie gebrauchen können.
    Sie klemmte das Telefon zwischen Schulter und Hals fest und schrieb in klobiger Stenografie mit. »Also sind heute Morgen zwei Männer auf Ihre Ranch gekommen?«
    Bestätigung vom anderen Ende der Leitung.
    »Kannten Sie sie schon vorher?«
    Zögern, dann Verneinung.
    »Und können Sie mir diese Männer beschreiben, Mitchell?«
    Jace machte sich Notizen, während die Stimme am anderen Ende der Leitung fortfuhr. Dann legte sie den Kugelschreiber vorsichtig ab und schob den Block zurück.
    »Ich verstehe. Und haben diese Männer von Duratek Ihnen gesagt, was sie wollten?«
    Jace hörte nur zwei Wörter, bevor Mitchells Stimme von einem Tosen übertönt wurde, das durch die Leitung und in ihr Ohr zu strömen schien.
    Travis Wilder.
    Jace kannte das Geräusch. Es war das Tosen des Meeres, von dem sie nachts träumte – des großen, rollenden Ozeans, der weder fest noch flüssig war, weder dunkel noch hell. Diesen Traum hatte sie zuerst als Mädchen in der sechsten Schulklasse gehabt, genau ein Jahr nach dem Tag, an dem sie ihr rosa Fahrrad in die Garage gerollt, einen seltsam schaukelnden Schatten bemerkt und in das geschwollene, violett angelaufene Gesicht ihres Vaters hochgeschaut hatte.
    Sie hatte noch immer dort gestanden -- umklammerte die Lenkstange ihres Fahrrads mit beiden Händen und betrachtete ihren starken, stattlichen Vater, der sich im Alter von 36 Jahren an den Sparren eines Orts erhängt hatte, von dem er wusste, dass seine Tochter ihn dort als Erste finden würde –, als die Garagentür geöffnet wurde und sie den Schrei ihrer Mutter hörte.
    Den größten Teil ihres Lebens über hatte Jace den Traum nur selten gehabt, nur nach Tagen, die sie besonders aus dem Gleichgewicht gebracht hatten. Und die waren selten genug, denn ihr gesamtes Leben als Erwachsene – vom College über den Job als Lastwagenfahrerin bis hin zu dem als Polizistin – war eine wohl geordnete Abfolge von Schritten gewesen, die so einfach zu handhaben waren wie die Akten auf ihrem Schreibtisch.
    Dann hatten die Dinge sich geändert, und ihre gesamte Logik, ihre gesamte Vorbereitung war nichts gegen das, was kommen würde. Seit den letzten zwei Monaten hatte sie den Traum fast jede Nacht. Seit Maximilian Bayfield in dem Feuer umgekommen war, das den Mine Shaft Saloon verzehrt hatte. Seit Travis Wilder verschwunden war.
    Sie hatte noch immer den Zeitungsausschnitt vom vergangenen Juni, den ersten, der eine Schlagzeile über den neuen Schwarzen Tod trug. Es gab keinen Zweifel daran, dass Max die Krankheit gehabt hatte; alle Symptome waren offensichtlich gewesen. Doch die Zeitungen hatten in einer Hinsicht falsch gelegen. Es war keine Seuche ›unbekannter Herkunft‹. Jace wusste genau, woher sie gekommen war.
    Ich habe mich nur gefragt, ob Sie Max heute gesehen haben, hatte Travis an jenem Tag im Mosquito Café zu ihr gesagt. An den Tag, an dem sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Am letzten Tag von Maximilians Leben.
    Ehe und Kinder waren der nächste Posten auf der Checkliste von Jaces Leben gewesen, und Maximilian war gesund gewesen, süß, wenn auch nicht stattlich, ganz bestimmt klug und – was vielleicht am wichtigsten war – von sanfter Natur. Jace war sich ziemlich sicher, dass jener Tag in der Garage die Liebe auf Dauer von ihrer Liste gestrichen hatte, doch ihr hatte an Maximilian gelegen. Und sie hatte nichts für ihn tun können.
    Das ergibt nicht

Weitere Kostenlose Bücher