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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Dämon wird mir widerstehen können, und ich werde ihn erneut einkerkern.«
    Sareth fand endlich seine Sprache wieder. »Vani würde sich deiner schämen.«
    Egal was Sareth auch gesagt hatte, nichts davon schien Xemeth auch nur in geringster Weise berührt zu haben. Aber das hier schon.
    Xemeth zuckte zusammen. »Ist sie hier in Tarras?«
    Sareth nickte, und wieder fuhr Xemeth über sein Gesicht. Wenn er zuvor unscheinbar ausgesehen hatte, was würde Vani jetzt von ihm denken? Aber Grace wusste, dass es nicht sein Aussehen gewesen war, das Vani veranlasst hatte, ihn abzuweisen. Sie glaubte, dass sie vom Schicksal ausersehen war, mit Travis zusammen zu sein. Doch irgendetwas verriet Grace, dass Xemeth davon nichts wusste.
    Er stolperte von dem Sockel zurück. Plötzlich erschien er verwirrt, schüttelte den Kopf, murmelte vor sich hin. Sareth warf den anderen einen Blick zu. Das war jetzt ihre einzige Chance, solange Xemeth durch den Gedanken an Vani abgelenkt war. Durge hob das Schwert, Travis griff in die Tasche.
    Bereit, Schwester?, sagte Liriths Stimme in ihrem Geist.
    Grace fasste die Weltenkraft fester. Bereit.
    Wie ein Mann traten sie vor.
    »Halt!«, brüllte Xemeth und hielt die Spinne in die Höhe.
    Das goldene Licht war wie eine Mauer. Sareth, Travis und Durge wurden zurückgeschleudert. Lirith schrie auf, und Grace spürte einen stechenden Schmerz, als die Fäden der Weltenkraft ihrem Geist entrissen wurden. Sie stolperte in eine andere Richtung als die anderen.
    »Was glaubt ihr eigentlich?«, kreischte Xemeth. »Ihr wollt mich aufhalten? Wisst ihr, was das ist? Ich halte hier das größte Relikt der Macht, das von Morindu der Finsteren übrig geblieben ist. Mit einem Tropfen von Orús Blut haben Zauberer Berge eingeebnet, Meere zum Kochen gebracht und das Licht der Sonne mit Heuschreckenschwärmen verdunkelt. Ihr könnt mich nicht aufhalten.«
    Sareth hob eine Hand, um seine Augen vor dem goldenen Schein zu schützen. »Der Dämon, Xemeth. Wo ist er?«
    »In Freiheit!«, sagte Xemeth triumphierend. »Meine Spione im Palast haben heute Morgen Melindoras kleinen Plan belauscht, also öffnete ich ein Tor in die Etherion. Und diesmal war der Dämon stark genug, nicht nur durch das Tor hindurchzugreifen, sondern es zu passieren. Nach den Jahrhunderten des Hungers hier in seinem Kerker ist er schwach und langsam, und er wird viel verschlingen müssen, bevor er sich wieder seiner wahren Macht bewusst wird. Trotzdem ist er ein Dämon. Ich sehe es förmlich vor mir, wie er in diesem Augenblick die Scirathi und Melindora Nachtsilber und ihre Gefährten verschlingt. Sobald er damit fertig ist, werde ich ihn wieder binden, bevor er zu stark wird – mit der Macht des Gottkönigs Orú!«
    Xemeth hob die Spinne in die Höhe, warf den Kopf zurück und öffnete den Mund. Seine Finger drückten fester zu und zerquetschten das glitzernde Relikt. Drei dunkelrote Tropfen fielen aus dem Schmuckstück in Xemeths Mund.
    Die Verwandlung setzte plötzlich und auf schockierende Weise ein. Goldene Lichtpunkte rasten ziellos unter seiner Haut umher – zuerst kaum zu sehen, als wären sie ersterbende Glühwürmchen. Dann wurden sie heller, schwärmten über sein ganzes Gesicht, seinen Hals, leuchteten durch den Stoff seines Gewandes, bis sein ganzer Körper schließlich so hell erstrahlte wie zuvor die Spinne.
    Er warf das zerstörte Relikt zur Seite und breitete die Arme aus.
    »Ja!«, brüllte er, und seine Stimme donnerte durch die Höhle. »Ja!«
    Die goldenen Punkte tanzten über seine rechte Gesichtshälfte. Zuerst bildeten sich Knochen und Zähne, dann kamen Muskeln und Haut. Die Punkte verglühten und zogen sich zu einer weichen, goldenen Aura zusammen, die ihn von Kopf bis Fuß einhüllte. Er lächelte – und der Ausdruck erstreckte sich auf beide Seiten seines Gesichts. Langsam hob er die Hand und tastete über sein wiederhergestelltes Fleisch.
    »Vollkommen«, murmelte er; in seinen beiden Augen lag grenzenloses Staunen. »Ich bin wieder vollkommen. Und ich kann spüren, wie es durch meine Adern fließt. Sein Blut. Ich bin bestimmt der mächtigste Zauberer seit Orú!«
    »Du bist ein Narr, Xemeth«, rief Sareth verzweifelt. »Vani …«
    Xemeths leuchtende Stirn legte sich in Falten. »Was ist mit Vani?«
    »Vani ist in der Etherion«, sagte Sareth.
    Xemeth stand wie erstarrt da, dann blickte er zu der Felsendecke irgendwo hoch über ihnen. »Der Dämon …«
    Mit einem Wutschrei warf sich Sareth nach vorn. Er war

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