Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
auch fast schnell genug. Dann bewegte Xemeth in einer spielerisch anmutenden Geste die Finger, und knisternde goldene Funken schossen aus ihnen hervor und trafen Sareth auf der Brust. Er wurde zurückgeschleudert und landete mit einem Schmerzenslaut am Rand des Abgrunds. Lirith stieß einen Schrei aus, sprang zu ihm und hielt ihn fest.
    Durge und Travis wollten sich auf Xemeth stürzen, aber sie waren zu weit weg. Allein Grace befand sich nahe genug bei ihm, aber die Fäden der Weltenkraft schlüpften ihr einfach durch die Finger, als sie einen Zauber webte.
    Xemeth nahm das Tor-Artefakt von dem Sockel, dann rammte er seine Hand auf eine seiner Spitzen. Blut quoll hervor und bedeckte das Artefakt.
    »Ich komme, Vani!«, rief er, und das Tor erschien: ein Oval aus Finsternis, das von blauen Flammen umringt wurde.
    Xemeth warf sich in das Tor. Dabei blitzte der Ring aus blauer Magie auf und weitete sich schlagartig aus. Grace wollte ihm ausweichen, aber sie rutschte aus, und ein stechender Schmerz schoss durch ihren Knöchel. Mit einem Aufschrei stolperte sie in die entgegengesetzte Richtung.
    »Grace, nein!«, hörte sie Travis’ Aufschrei.
    Dann verschwand die Höhle, als Grace in das Tor stürzte.

31
    Wie ein von einem wütenden Mund ausgespuckter Speiserest flog Grace aus der Toröffnung und landete mit einem leisen Schmerzenslaut auf hartem Stein.
    Mit einem fauchenden Laut schnappte das Tor über ihr zu. Sie stemmte sich mit beiden Händen hoch, blieb an Ort und Stelle knien, holte keuchend Luft. Diesmal war die Passage durch das Tor wie Schwimmen in dickem, schwarzem Wasser gewesen. Und es war kalt gewesen, so schrecklich kalt. Ihre Muskeln waren wie Lehm, ihr Gehirn ein Eisblock.
    Da gibt es etwas, an das du dich erinnern musst, etwas, auf das du aufpassen musst  …
    Mit einem Schaudern fiel er ihr wieder ein. Xemeth. Wo war Xemeth?
    Sie zwang ihre Muskeln zur Bewegung. Eiskristalle ließen ihre Sicht verschwimmen; sie nahm kaum etwas richtig wahr. Ihr war nur klar, dass sie sich in einem großen Raum befand und um sie herum ein Sturm tobte. Peitschender Wind riss an ihrem Haar und ihrem Kleid. Fleckige Gegenstände flogen durch die Luft, aber sie konnte nicht sicher sein, ob es sie wirklich gab oder sie nur in ihrer behinderten Sicht existierten.
    »Grace!«, rief eine Männerstimme und übertönte den Sturm.
    Nein, es war kein Sturm. Ihre Sicht klärte sich genug, um Marmorsäulen und eine hohe blaue Kuppel zu identifizieren. Das war also die Etherion. Aber in einem Gebäude konnte kein Sturm wüten, nicht mal in einem Gebäude von diesen Ausmaßen.
    Etwas riss grob an ihr – dann noch einmal. Keine Hände berührten sie. Trotzdem fühlte sie, wie sie auf den Knien mehrere Meter über glatten Stein glitt.
    »Grace, du musst dich festhalten!«
    Endlich schmolz ihre Körperwärme das Eis; sie blinzelte Wasser aus ihren Augen. Eine bekannte Gestalt kauerte nur wenige Meter von ihr entfernt. Er hielt sich an einer Säule ganz in der Nähe der Wand fest; blonde Haare flatterten im Wind. Grace rutschte einen weiteren Meter über den Boden. Sie war fast in seiner Reichweite.
    »Beltan!« Der Sturm schien ihr die Worte von den Lippen reißen zu wollen. »Beltan, was geschieht hier?«
    Der Ritter starrte an ihr vorbei. Sie fing an, den Kopf zu drehen, um zu sehen, was er anstarrte.
    »Nein, Grace. Sieh mich an, verstanden? Sieh nur mich an!«
    Grace nickte. Wieder zerrten unsichtbare Hände an ihr. Sie versuchte, sich dagegen zu wehren, aber es war sinnlos. Sie rutschte noch ein Stück.
    »Beltan, hol sie!«, rief Vani.
    Die Meuchelmörderin klammerte sich an einer Säule in Beltans Nähe fest. Melia war direkt neben ihr; ihr schwarzes Haar flatterte wild im Wind. Ein Stück dahinter hielten sich Falken und Aryn an einer steinernen Bank fest, die anscheinend fest im Boden verankert war. Nicht weit von dem Barden und der Baronesse entfernt klammerte sich eine Gestalt in einem schwarzen Gewand ebenfalls an einer Bank fest.
    Graces Herz setzte einen Schlag aus. Xemeth?
    Nein. Der Zauberer wandte den Kopf ab. Seine goldene Maske war verbeult und wies Sprünge auf; sie war verrutscht und enthüllte ein Gesicht, das vor Entsetzen verzerrt war. Es war nicht Xemeth.
    Grace rutschte wieder ein Stück weiter.
    »Du solltest dich lieber beeilen, mein Lieber«, rief Melia Beltan zu, und ihre Worte klangen beherrscht und befehlsgewohnt.
    Beltan hakte ein Bein um die Säule, dann rutschte er auf dem Bauch nach vorn.

Weitere Kostenlose Bücher