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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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ihnen an. Marji war ein billiger Wahrsager aus West Colfax in Frauenkleidern. Sie/er konnte unmöglich Recht haben.
    Als sie wieder den Kopf hob, brütete Vani über den Karten.
    »Sie haben gesagt, es gäbe Ärger«, sagte Vani. »Was für Ärger?«
    »Ich wünschte, ich wüsste es.« Marji wandte sich wieder Grace und Travis zu. »Ich fürchte, nachdem ihr beiden hier aufgetaucht seid und die Polizei hinter euren heißen Hintern her war, bin ich dann doch neugierig geworden. Also entschloss ich mich dazu, mal zu sehen, ob die Karten mir keine Erleuchtung bringen würden.«
    Sie hielt die Hand hoch und würgte Travis’ Frage ab.
    »Nein, keine Sorge. Ich habe ihnen nichts verraten, als sie reinkamen. Aber sie waren allerdings nach euch auf der Suche. Und sie kamen noch einmal, kurz nach eurem kleinen Abenteuer im Blue Sky Motel.«
    Grace lächelte bitter. »Du siehst wirklich alles, Marji.«
    »Eigentlich habe ich da die Morgennachrichten gesehen. Nicht, dass ich das tun sollte. Ich kann noch immer nicht glauben, dass sie dieser Schlampe Anna Ferraro den Platz im Rampenlicht gegeben haben. Und ihr dürft nicht glauben, dass diese Dinger echter als die hier sind.« Marji richtete ihre perfekt geformten Brüste.
    »Marji«, sagte Vani leise. »Die Karten.«
    »Es tut mir Leid, Süße, ich schweife ab.« Marji fuhr mit den Fingernägeln über die Karten. »Tatsache ist, ich weiß nicht, was sie bedeuten. Und das passiert Marji für gewöhnlich nicht. Hier, auf dieser Seite des Dreiecks, ist der Wagen. Jemand ist auf der Reise, so viel steht fest.« Sie warf Vani einen Blick zu. »Aber das wissen wir ja. Und hier, neben dem Wagen, sind die Sieben Schwerter. Seht ihr die beiden Leute in dem Boot, die über das Wasser reisen? Das Wasser repräsentiert das Unbewusste. Sie sind beide so traurig, aber sie lassen die Vergangenheit hinter sich, und seht – sie reisen zur goldenen Stadt am Meer.«
    Deirdre runzelte die Stirn. »Aber das klingt doch alles hoffnungsvoll, Marji.«
    »Im Prinzip ist das richtig, Schamanin. Wäre da nicht das hier.«
    Marji tippte mit einem blutroten Fingernagel auf die dritte Karte des Dreiecks. Ein Furcht einflößendes, lüstern grinsendes Gesicht schaute zu ihnen herauf. Der Teufel.
    »Da ist etwas«, sagte Marji mit leiser Stimme. »Wo auch immer ihr hingeht. Es begleitet euch. Es ist böse. Und hungrig. Und es wird jeden zerstören, der sich in seine Nähe wagt.«
    Sie schaute Travis mit funkelnden Augen an.
    Er legte seine Hand auf die ihre. »Wir müssen gehen, Marji – wenn wir den Weg öffnen können. Und darum brauchen wir deine Hilfe.«
    Sie lächelte; ein trauriges Lächeln. »Ich weiß, dass ihr gehen müsst, Süßer. Ich musste dich bloß warnen. Das ist alles.«
    Farr stand auf. »Marji, wir benötigen ein paar Dinge. Kräuter, und Öl, soweit ich weiß.« Er sah Vani an.
    »Ich kann Ihnen alles genau erklären.«
    Jetzt schenkte Marji Farr ein strahlendes Lächeln. »Bargeld, Scheck oder Kreditkarte?«
    Sie brauchten nicht lang. Marjis Regale waren gut sortiert. Die größte Schwierigkeit lag darin, dass Vani nicht die englischen Namen für die von ihr benötigten Kräuter kannte, aber sie beschrieb sie Grace, die ein Wissen in Kräuterkunde zeigte, das Deirdre sowohl überraschte wie auch beeindruckte. Grace konnte Marji sagen, was Vani brauchte. Es war nicht viel: drei Päckchen Kräuter, eine Flasche reines, parfümiertes Öl und fünf schwarze Kerzen.
    »Ich nehme diese Sachen für Reinigungs- und Vorbereitungszeremonien«, sagte Marji, als sie Vani die Tüte gab. »Um was für ein Ritual geht es, Süße?«
    »Eins, von dem ich hoffe, dass es uns zur goldenen Stadt am Meer bringen wird«, sagte Vani.
    Marji nickte.
    Farr räusperte sich. »Wir sollten gehen.«
    Doch bevor sie sich bewegen konnten, stellte sich Marji ihnen in den Weg. »Moment. Keiner geht hier mit leerem Magen. Mir ist egal, von welcher Welt jeder hier kommt, aber jeder muss etwas essen.«
    Es schien so nebensächlich zu sein – sie hatten so vieles zu tun, Dinge, die sich Deirdre kaum vorstellen konnte. Doch Marji hatte Recht. Selbst inmitten unglaublicher Ereignisse musste ein Mensch essen. Neil Armstrong wäre trotz der niedrigen Schwerkraft auf dem Mond mitten aufs Gesicht gefallen, hätte er oben im Raumschiff nicht seine Astronautenkost gehabt.
    Sie setzten sich im Hinterzimmer an den Seancentisch, während Marji scheinbar aus dem Nichts ein Mittagessen zauberte. Es gab kleine Sandwiches mit Käse

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