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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Staub und Schotter spritzten durch die Luft, als der Pick-up einen Halbkreis beschrieb. Dann schaltete Mitchell und trat das Gaspedal durch, und sie wurden wieder in die Sitze gedrückt, als der Wagen einen Satz nach vorn machte. Er schoss jetzt in die entgegengesetzte Richtung, vor der Windschutzscheibe stiegen graue Berge in die Höhe.
    Diesmal war es Mitchell, der grinste; seine braunen Augen hinter der Nickelbrille funkelten im Rückspiegel. »Das war ein kleiner Trick, den ich beim Rinderhüten auf der Farm meines Großvaters in Montana gelernt habe.«
    »Nett«, sagte Travis und klammerte sich mit Todesverachtung an seinem Sitz fest. »Und jetzt verratet mir, wo ihr hier die Kotztüten versteckt habt.«

14
    Langsam kam Grace zu der Überzeugung, dass Travis’ Bitte keineswegs unverschämt gewesen war. Es war offensichtlich, dass der Pick-up irgendwo in dem zerklüfteten Gelände von Davis’ und Mitchells Ranch die Federung verloren und die beiden Männer sich nicht die Mühe gemacht hatten, danach zu suchen. Sie wurde auf ihrem Sitz durchgeschüttelt und stieß gelegentlich mit der Schulter gegen Travis oder mit dem Kopf gegen die Decke.
    Sie hatten Farr noch einmal angerufen. Travis hatte mit dem Sucher gesprochen und erklärt, dass sie über ein Fahrzeug verfügten und schnell fuhren. Dann hatte Travis mitten im Satz die Stirn gerunzelt und das Telefon gesenkt.
    »Ich glaube, die Batterie hat gerade den Geist aufgegeben.«
    Grace hoffte, dass das kein böses Omen war.
    Ein glitzernder Bürokomplex glitt hinter ihnen außer Sicht, und der Pick-up erklomm einen Hügel. Vor ihnen erstreckte sich der Colorado Highway 128 – zwei Asphaltspuren, die über eine Reihe von Hügeln verliefen. Bis jetzt hatte sich die Großstadt noch nicht bis hierher ausgebreitet, und das Land war leer und braun, von einer wunderschönen Verlorenheit geprägt, wie sie nur einsamen Orten innewohnte. Voraus im Westen erhoben sich die zerklüfteten Granitabhänge der Flatirons, die, wie Grace bekannt war, die Skyline von Boulder prägten.
    »Irgendeine Spur von ihnen?«, rief sie über das Jaulen des Motors hinweg. Sie hatte keine Ahnung, wie viele Gänge dieser Pick-up hatte, aber sie schienen nicht zu reichen.
    Davis kniff die blauen Augen zusammen. »Ich sehe nichts. Nein, warten Sie – da oben geht irgendetwas vor.«
    Es war eine Baustelle. Mehrere Bagger parkten in seltsamen Winkeln; ein Kipplaster nahm den größten Teil der Straße ein. Überall standen Straßenkegel, und ein Mann in einer dazu passenden orangeroten Weste hielt ein Stoppschild hoch. Mitchell verlangsamte die Geschwindigkeit.
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit«, sagte Travis stöhnend.
    Der Kipplaster rollte ein paar Meter, schloss die kleine Lücke, die noch übrig gewesen war, und kam zum Stehen.
    Grace biss die Zähne zusammen. Sie wussten nicht, welchen Vorsprung Duratek hatte – mittlerweile konnten sie schon in Boulder sein. Und es gab ein Dutzend Hauptverkehrswege, die in die und aus der Stadt führten.
    Der Bauarbeiter wedelte mit dem Stoppschild herum.
    »Mitchell, du solltest besser bremsen«, sagte Davis.
    Ein paar andere Wagen wurden angehalten. Mitchell trat auf die Bremse. Keine der Straßenbaumaschinen schien zu arbeiten. Wie lange würde das hier dauern?
    »Travis, Grace?«, sagte Vani leise. »Ich bin noch nicht mit allen Bräuchen dieser Welt vertraut. Aber wenn das Arbeiter sind, warum tragen sie dann so teure Kleidung?«
    Grace beugte sich vor und schaute durch die Scheibe. Der Pick-up war fast zum Stehen gekommen. Zwei Bauarbeiter in orangeroten Westen näherten sich. Einer von ihnen griff in die Tasche seiner schwarzen Anzughose. Unter der Weste trug er ein weißes Hemd mit Krawatte. Dann entdeckte Grace sie – sie lauerten in der Nähe eines Baggers: ein funkelnder schwarzer Wagen.
    Natürlich, du hättest es wissen müssen. Der Kipplaster ist leer, und die Straße ist noch unversehrt.
    Die Männer waren vielleicht noch drei Meter entfernt. Der eine von ihnen zog die Hand aus der Tasche. Er hielt etwas.
    »Mitchell!«, rief Grace. »Schaffen Sie uns hier weg – sofort!«
    Er musste die Wahrheit im gleichen Augenblick wie sie erkannt haben, denn noch während sie die Worte brüllte, trat er das Gaspedal durch, und der Pick-up machte einen Satz nach vorn. Mitchell riss das Steuer hart herum, verbeulte die Stoßstange des vor ihnen stehenden Minivans und manövrierte den Wagen auf den rechten Seitenstreifen. Die näher kommenden

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