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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Entschlossenheit. Heute hatte er das große Breitschwert umgeschnallt, und seine Finger zuckten, als wären sie begierig, es zu ziehen.
    Melia und Falken waren voraus in eine andere Straße eingebogen. Lirith, Aryn und Durge folgten ihnen. Sobald sie um die Ecke gebogen waren, handelte der Embarraner. Er zog die riesige Klinge und drückte sich flach an die Wand.
    Hilf mir, Schwester, sagte Aryn.
    Lirith begriff sofort, was die junge Frau vorhatte. Aryn verfügte über die nötige Macht, aber ihr fehlte die Erfahrung. Lirith griff mit unsichtbaren Händen zu und führte die der jungen Frau. Gemeinsam webten sie das Netz der Weltenkraft zu einem schimmernden Vorhang, der sich vor ihnen erstreckte. Es nahm nur einen Herzschlag in Anspruch. Jeder, der in ihre Richtung sah, würde nur die nackte Mauer sehen.
    Sie warteten. Dann kam eine in Schwarz gekleidete Gestalt in Sicht, die sich verstohlen bewegte. Als die Gestalt auf ihrer Höhe war, trat Durge aus dem Illusionszauber.
    Ihr Schatten wollte flüchten, aber der Ritter war zu schnell. Sein Breitschwert blitzte auf, seine Spitze stoppte einen Zentimeter vor dem Herzen des Verfolgers. Er erstarrte. Aryn und Lirith traten vor, während sich der Rest der Illusion auflöste.
    »Zeigt Euch«, knurrte Durge.
    Die Gestalt zögerte, dann hoben sich zwei braune Hände und schlugen die Kapuze des Umhangs zurück. Lirith blickte in Augen von der Farbe alter Kupfermünzen, und ihr Herz übersprang einen Schlag.
    »Ich grüße Euch, Beshala«, sagte der Mann mit seiner tiefen, melodischen Stimme; auf seinem männlich attraktiven Gesicht lag ein nachdenklicher Ausdruck.
    Aryn keuchte auf, Durge grunzte.
    »Ich erkenne Euch wieder«, sagte er und senkte das Breitschwert. »Ihr seid doch dieser Mournisch, der uns auf Ar-Tolor in dem Wagen seiner Großmutter mitgenommen hat.«
    Sareth wollte antworten, aber bevor er konnte, kamen Melia und Falken heran.
    »Da seid ihr ja«, sagte Melia. »Wir haben keine Zeit zu vertrödeln, wenn wir …« Der Blick ihrer bernsteinfarbenen Augen fiel auf Sareth. »Oh, wie ich sehe, seid ihr abgelenkt.«
    Falken musterte Sareth. »Also, wer ist euer Freund?«
    Lirith wollte antworten, aber ihr Herz schien so heftig zu schlagen, dass sie keinen Ton herausbekam. Ihr brach der Schweiß aus.
    »Sareth!«, rief da eine Frauenstimme.
    Alle drehten die Köpfe, auf der Suche nach dem Ursprung der Stimme.
    »Sareth!«
    Diesmal kam der Ruf aus der Nähe. Sareth drehte sich um, dann riss er die Augen auf und warf den Umhang über die Schultern.
    »Vani!«, rief er.
    Endlich sah Lirith sie – eine in ein gelbes Tuch eingehüllte Frau, deren Haut dieselbe Farbe wie Sareths aufwies und die sich mit einer schnellen, sinnlichen Anmut bewegte. Der Schweiß auf Liriths Haut wurde kalt und klamm. Die Frau war eine Schönheit. Zu Liriths Bestürzung warf sich die Frau Sareth in die Arme, und der Mournisch umarmte sie stürmisch und mit leuchtenden Augen.
    »Vani«, murmelte er, und seiner Stimme war deutlich seine Liebe zu ihr anzuhören. »Wie kann das sein? Wie kommst du her?«
    Lirith fragte sich das Gleiche. Sareth war ihnen seit Ar-Tolor gefolgt. Ihr gefolgt, wie sie gern geglaubt hätte. Aber das war ein dummer Gedanke, denn diese fremde Frau hatte sich ihm an den Hals geworfen, und es schien ihn nicht im Mindesten gestört zu haben.
    Sie wollte sich abwenden, um dieses schreckliche Spektakel nicht länger betrachten zu müssen, aber da riss Aryn ungläubig die Augen auf, und Durge stieß eine leise Verwünschung aus. Lirith folgte ihrem Blick, dann verschlug es auch ihr die Sprache.
    Drei Leute folgten der seltsamen Frau: ein hoch gewachsener, blonder Mann, ein anderer Mann mit kahlem Kopf und eine majestätisch wirkende Frau mit Augen, die wie auf Blätter fallendes Sonnenlicht wirkten. Liriths Knie wurden weich, und sie war froh, dass hinter ihr die Häuserwand war, an der sie sich abstützen konnte.
    »Schwester«, sagte sie leise, aber sie hatte das Wort noch nicht ganz ausgesprochen, als Grace auch schon da war, Seite an Seite mit Beltan und Travis; und sie alle grinsten breit, und ihre Gesichter waren genauso erstaunt und von Freude erfüllt wie Liriths.
    »Meine Lieben«, sagte Melia mit leuchtenden Augen. »Ihr habt einen wunderbaren Sinn für den richtigen Augenblick.«

19
    Es war seltsam, aber obwohl sie um jeden Preis nach Eldh hatten zurückkehren wollen, hatte Grace nie einen Gedanken daran verschwendet, wie es sein würde, wenn es so weit war.

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