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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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glaubte, ihre Knie würden nicht mehr mitmachen, hatten sie das Ende des Pfades erreicht.
    Sie betraten die Hügelkuppe, eine flache Ebene, die von einem Kreis aus Ithaya- Bäumengekrönt wurde, die sich säulengleich dem Himmel entgegenreckten. Ithaya wurden auch Sonnenblattbäume genannt, und in diesem Augenblick erkannte Grace den Grund dafür. Denn die schlanken, gelbgrünen Blätter fingen das schwere Sonnenlicht ein und webten es zu einem goldenen Schimmer, der den Hain einhüllte.
    Auf der anderen Seite des Hains fiel der Hügel steil ab. Offensichtlich hatten sie eine der weißen Klippen erklommen, die sich über die Stadt erhoben. Tief unter ihnen ragte Xarras in fünf konzentrischen Ringen aus weißem Stein in die Höhe, und die Sonne ließ seine Kuppeln grell funkeln. Grace drehte sich um, um Lirith zu sagen, wie wunderschön das war.
    Stattdessen zuckte sie entsetzt zusammen. Irgendwie musste sie ihn übersehen haben, als sie den Hain betraten. Jetzt aber sah sie ihn, wie er im Schutz der Bäume lauerte. Seine Schwingen waren eng an den Körper gelegt, sein Hals war geduckt, aber der schuppige Körper und der saurierähnliche Schädel waren unverkennbar.
    »Lirith, ein Drache!«, murmelte sie, und in ihrer Brust vermengten sich Furcht und Staunen.
    Lirith lachte hellauf, und Grace schaffte es, den Blick lange genug von dem Ungeheuer zu reißen, um die dunkelhaarige Hexe entgeistert anzustarren. Wie konnte Lirith über einen Drachen lachen?
    »Seht genauer hin«, sagte Lirith.
    Grace gehorchte. Wieder verspürte sie einen Schauder der Angst – der aber schnell verblasste, als sie die abblätternde Farbe, die Speichenräder und die kleine grüne Tür erkannte, die sich dort befand, wo der Drachenschwanz hätte sein sollen.
    Es war ein Wagen. Und er war nicht allein. Denn zwischen den Bäumen standen noch andere Wagen, die alle wie Tiere geformt waren, und zwar sowohl Fabelwesen wie auch normale Tiere. Da waren eine Kröte, ein Hase und eine Schnecke, aber auch ein Einhorn und ein Löwe mit Adlerflügeln. Zwischen den Wagen und den Bäumen spannten sich Flaggen, die den Hain mit Farbtupfern füllten. Menschen in heller Kleidung bewegten sich in dem Kreis umher. Eine Gruppe kam den Neuankömmlingen entgegen. Grace erkannte Travis, Beltan, Melia und Sareth. Durge, Aryn und Falken waren dicht hinter ihnen.
    Vani ging auf sie zu, und Grace und Lirith folgten ihr.
    »Keine Sorge, Schwester«, sagte Lirith. »Ich habe es beim ersten Mal auch für einen Drachen gehalten.«
    Das überraschte Grace. »Ihr kennt Vanis und Sareths Volk bereits?«
    »Nicht unbedingt, Schwester. Sie kamen gegen Ende des Sommers nach Ar-Tolor, und Aryn, Durge und ich haben ihre Karawane besucht. Aber man sagt, niemand könnte die Mournisch je richtig kennen lernen.«
    »Ihr meint die Morindai«, sagte Grace.
    Die dunkelhaarige Hexe schüttelte den Kopf. Offensichtlich hatte sie dieses Wort zuvor noch nie gehört. Die beiden Gruppen trafen sich in der Mitte des Hains.
    »Vani«, sagte Grace, »hast du uns nicht gesagt, dass dein Volk Morindai heißt?«
    »So nennen wir uns selbst. Aber in Falengarth nennt man uns die Mournisch. Oder das Vagabundenvolk. Oftmals gibt es auch weniger schöne Namen.«
    Falken kratzte sich am Kinn. »Morindai. Warum klingt dieser Name bloß so vertraut?«
    Vani warf Sareth einen Blick zu, und er zuckte mit den Schultern.
    »Es bedeutet so viel wie Das Volk aus Morindu«, sagte Vani.
    Der Barde riss die Augen auf. »Morindu? Ihr meint Morindu die Finstere, die verlorene Stadt der Zauberer?« Er sah Melia verblüfft an.
    »Ich muss gestehen, dass ich mich oft gefragt habe, ob das wohl der Fall ist«, sagte die Lady. »Aber ich war mir niemals sicher.«
    Bevor der Barde und die Lady das Thema vertiefen konnten, kam aus der offen stehenden Tür des Drachenwagens eine schrille Stimme.
    »Sareth, wo sind sie? Bring sie sofort her. Ich könnte jeden Augenblick tot umfallen.«
    Sareth grinste. »Unfug, Al-Mama«, rief er zurück. »Du weißt ganz genau, wann du die Große Reise antrittst. Du hast mir selbst erzählt, dass du es in den Karten gesehen hast.«
    »Ekelhafter junger Mann!«, schalt die schrille Stimme. »Wenn ich im Sterben liege, werde ich dich mit einem Va’ksha belegen, hast du gehört? Und jetzt kommt!«
    »Was ist ein Va’ksha? « , wollte Grace wissen.
    »Ein Fluch«, antwortete Vani mit einem schmalen Lächeln.
    Beltan hielt einen kleinen Tonbecher. »Ich an eurer Stelle würde gehen.« Er trank

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