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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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war. Und auf dieser Welt gab es keine individuell angepassten, fleischfarbenen Prothesen. Stattdessen endete sein linkes Bein in einem getischlerten Holzstumpf.
    Sareth ergriff Vanis Hand und drückte sie. Lirith wandte sich ab, als sie das sah, aber es war keine Zeit, die schlanke Hexe zu fragen, was nicht stimmte.
    »Ich muss dir viel erzählen«, sagte Sareth zu Vani. Dann wandte er sich den anderen zu. »Ich vermute, wir alle hätten einander viel zu erzählen. Aber ihr seid in Tarras nicht sicher. Es wäre besser für euch, wenn ihr mich jetzt begleitet. Unsere Karawane lagert nicht weit von der Stadt entfernt. Wir können uns dort in größerer Sicherheit miteinander unterhalten.«
    Grace sah das Misstrauen auf Durges Gesicht. Falken und Melia tauschten Blicke und unausgesprochene Botschaften aus. Grace hatte keine Ahnung, warum sie in Tarras waren oder warum Sareth ihnen gefolgt war. Aber Sareth war Vanis Bruder, und Vani hatte mehr getan, als ihnen nur das Leben zu retten. Sie war zu einer Freundin geworden.
    »Ihr solltet ihm vertrauen«, sagte sie. »Ihr solltet ihnen beiden vertrauen.«
    Als wären Graces Worte ein Befehl gewesen, schob Durge das Breitschwert zurück in die Scheide und verbeugte sich vor Sareth und Vani.
    »Ihr seid Freunde meiner Herrin, und ich habe euch beleidigt. Sicher wird mir meine Herrin einen schweren Verweis erteilen.« Der Ritter klang beinahe hoffnungsvoll.
    »Nein, meine ehrenwerte Wolke«, erwiderte Sareth. »Ihr hattet Recht, misstrauisch zu sein. Vor allem in dieser Stadt. Aber wir können uns später unterhalten. Wir müssen sofort aufbrechen.«
    »Wir müssen auf jeden Fall bei dem Gasthaus vorbeigehen, um bei Madame Vil unsere Rechnung zu bezahlen«, verkündete Melia.
    »Das geht nicht«, sagte Sareth.
    Falken runzelte die Stirn. »Wieso nicht?«
    »Das Haus der Neun Springbrunnen gibt es nicht mehr.«
    »Was meint Ihr damit?«, fragte Aryn ungläubig.
    Sareth machte eine scharfe Geste mit der Hand. »Ich meine, es ist verschwunden, so wie das Mittelschiff im Tempel Sifs. Wo das Gasthaus heute Morgen noch stand, befindet sich jetzt nur noch eine leere Grube.«
    Grace hatte keine Ahnung, wie ein Gebäude verschwinden konnte, aber dem Ausdruck auf den Gesichtern der anderen nach zu urteilen, sie schon.
    Melia legte eine Hand auf die Brust. »Wie viele? Wie viele hielten sich im Gasthaus auf?«
    »Keiner von denen, die ich belauscht habe, konnte es mit Sicherheit sagen«, sagte Sareth. »Vielleicht ein Dutzend Gäste und Diener. Und die Betreiberin des Gasthauses.«
    Tränen rannen Aryns Wangen hinunter. »Madame Vil. Aber warum? Warum sollten sie so etwas tun?«
    Lirith gab die Antwort mit harter Stimme. »Sie haben herausgefunden, wo wir abgestiegen sind, und sie wollten uns ausschalten.«
    Sareth zögerte, dann nickte er.
    »Ihr wisst, wie sie das anstellen, nicht wahr?«, sagte Falken. »Ihr wisst, wie sie wie Götter ein ganzes Gebäude verschwinden lassen können.«
    »Ich werde es Euch sagen, Ehrwürdiger Alter. Aber nicht hier.« Sareth schaute sich um, als würde er jeden Augenblick einen Angriff erwarten.
    »Also gut«, sagte Falken. »Ich würde sagen, versucht so unauffällig wie möglich zu sein, wenn wir durch die Stadt gehen, aber bei dieser Gruppe dürfte das vermutlich ziemlich schwierig sein. Also lasst uns wenigstens so schnell wie möglich gehen.«
    Travis legte Beltan eine Hand auf den Arm. »Kannst du laufen?«
    Der blonde Ritter nickte. »Das kann ich.« Er schien zu zögern, dann berührte er kurz Travis’ Hand.
    Vani wandte sich von den beiden Männern ab und begab sich an Sareths Seite.
    »Lasst uns gehen«, sagte sie, und ihre Stimme war genauso gefühllos wie ihr Blick.

20
    Es war später Nachmittag, als Grace und Lirith Vani auf einem Weg hinterhergingen, der eine halbe Meile nördlich von Tarras auf einen felsigen Hügel emporführte. Sie hatten den Park in kleinen Gruppen verlassen, stets im Abstand von einer Viertelstunde, um bei der Durchquerung der Stadt weniger Aufsehen zu erregen. Allerdings war Durge alles andere als begeistert gewesen, dass Vani, Grace und Lirith die Nachhut bilden sollten.
    »Bei Gefahr sollten drei Ladys nicht ohne Begleitung gehen«, hatte der Ritter grimmig verkündet.
    Grace hatte Vani angesehen und dann gelächelt. »Ich glaube nicht, dass Ihr Euch um uns Ladys Sorgen machen müsst.«
    Jetzt keuchten Grace und Lirith bei dem Versuch, auf der Steigung mit Vanis schnellem Tempo mitzuhalten. Gerade als Grace

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