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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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einhundert Zauberer Sciraths im selben Augenblick opferten, sich schwarze Dolche in die Herzen rammten und einen großen Teich mit ihrem Blut füllten – nur um einen Zauber zu vollbringen, der das Leben von Sciraths König um zehn Jahre verlängerte.« Sareths Augen leuchteten im Feuerschein. »Zehn Jahre – das hat das Blut von hundert Zauberern Sciraths König gebracht. Und als Morindu während des Kriegs der Zauberer unterging, war Orú seit drei Jahrhunderten am Leben.«
    Beltan verschränkte die Arme. »Wenn dieser Orú ein so großer König war, warum hat er die Stadt dann nicht gerettet?«
    »Das konnte er nicht«, erklärte Sareth. »Denn er schlief.«
    Grace zog die Knie an die Brust. »Er schlief?«
    »Ja. Als die Jahrhunderte vergingen und Orús Macht weiter anwuchs, wurde es immer schwerer, ihn zu wecken. Manchmal schlief er tagelang ohne Unterbrechung, und er stöhnte und warf sich wild umher, als würde er von schrecklichen Alpträumen geplagt, so dass seine Priester schließlich gezwungen waren, ihn auf dem Thron festzuketten. Dann wurden die Tage zu Wochen, und aus Wochen wurden Monate, bis er schließlich …«
    »Bis er schließlich gar nicht mehr erwachte«, sagte Aryn und erschauderte.
    Sareth nickte. »Seitdem nannte man Orú den Angeketteten Gott, denn er träumte angekettet auf seinem Thron, während seine sieben Priester-Zauberer in seinem Namen herrschten. Irgendwann entdeckten die Sieben ein schreckliches und mächtiges Geheimnis. Sie schnitten in Orús Finger und tranken sein Blut. So wurden sie dann selbst zu großen Zauberern. Aber sie tranken nicht alles Blut, das sie von ihm nahmen. Einen Teil versiegelten sie in Schmuckstücken aus Gold, die der Legende zufolge vermutlich alle die Form von Skarabäuskäfern hatten.«
    Travis begriff. »Das also sind die Skarabäen. Schmuckstücke, die das Blut des Gottkönigs Orú enthalten.«
    Sareth nickte. »Ich kann nicht sagen, wieso man einen Skarabäus zusammen mit dem Dämon in der Gruft eingesperrt hat – die Fa’deth hat nur berichtet, dass er sich dort befindet. Aber kein Relikt aus Morindu der Finsteren verfügt über mehr Macht. Oder ist gefährlicher.«
    Ein dunkles Holzstück zischte auf und brach vom Feuer verzehrt auseinander. Schließlich ergriff Vani das Wort.
    »Sareth, es gibt einen Teil der Geschichte, den du uns noch nicht erzählt hast. Als ich dich das letzte Mal sah, warst du noch … gesund.« Sie deutete auf sein Holzbein.
    Er starrte auf seine Hände. »Es gibt kein mächtigeres Blut als das des Gottkönigs Orú. Das Blut von fünfhundert Zauberern kommt dem nicht gleich, das ein Skarabäus enthält. Mit einem einzigen Tropfen könnte man Wunder geschehen lassen. Oder …«
    »Das Artefakt«, sagte Grace. »Ihr wolltet den Skarabäus finden, damit Ihr das Tor-Artefakt mit Orús Blut bedienen und Vani zurück von der Erde holen konntet.«
    Sareth nickte hölzern. »Es war früher in diesem Jahr, nachdem wir erfahren hatten, dass Travis Wilder sich hier auf Eldh aufhielt, bevor er zur Erde zurückkehrte. Ich konnte … ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass du dort gestrandet warst, Vani, ohne jede Hoffnung …«
    Tränen funkelten in Sareths Augen. Vani griff nach seiner Hand und hielt sie fest. »Ich bin jetzt hier, Bruder. Aber du musst es mir erzählen. Was ist dir passiert?«
    Er wischte sich die Tränen fort. »Die Ältesten haben es natürlich verboten, aber ich habe ihnen nicht gehorcht und bin trotzdem gegangen. Aber ich bin nicht allein gegangen. Xemeth hat mich begleitet.« Sareth schaute die anderen an. »Als Kinder waren Xemeth, Vani und ich unzertrennlich. Wir haben alles zusammen gemacht. Er war wie ein Bruder für mich. Aber als wir älter wurden, haben die Karten …«
    Vani sah zur Seite. Was auch immer Sareth hatte sagen wollen, er schluckte es herunter.
    »Also begleitete mich Xemeth nach Tarras. Von den Anhängern des Rattengottes erfuhren wir, dass es in einem der Abwasserkanäle einen Spalt im Boden gibt, der tief in den Felsen unter der Stadt führt. Nicht einmal sie hatten es gewagt, ihn bis zu seinem Ende zu erforschen. Wir stiegen in den Spalt hinunter, bis wir schließlich zu einer großen Höhle kamen. Und dort …«
    Sareths Hände begannen zu zittern. Er faltete sie, konnte das Zittern aber nicht aufhalten. »Ich kann euch nicht genau erzählen, was in dieser Höhle geschah. Wie bei einem Alptraum ist es zugleich verschwommen und von schrecklicher Klarheit. Ich sah den

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