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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Gesicht blieb ernst.
    »Dieser Sheriff, Tanner«, murmelte Lirith. »Mit ihm stimmt etwas nicht. Habt ihr gesehen, wie seine Hand zitterte? Als ich sie anfasste, habe ich versucht herauszufinden, was es ist. Ich konnte etwas in ihm fühlen, es war fast wie ein Schatten, aber die Zeit reichte nicht aus, um mir zu sagen, was es war.«
    Travis wusste, dass es so gut wie alles sein konnte. Im Wilden Westen hatte es zahllose Krankheiten gegeben, an denen man sterben konnte – Tuberkulose, Pocken, Cholera, Ruhr.
    »Kommt schon«, sagte er. »Ich glaube, da vorn ist das Schild des Bluebell.«
    Das Bluebell war das größte Gebäude in dem Block an der Grant Street – ein zweistöckiges Haus im viktorianischen Stil mit einem vollen Dutzend Kuppeln und einer schmiedeeisernen Aussichtsgalerie, die das Dach krönte. Alles in allem sah es etwas üppig für eine Pension aus. Hatte Tanner ihre finanziellen Möglichkeiten überschätzt? Doch als sie näher kamen, sah Travis die Fassadenverschalung, deren graue Farbe abblätterte, die durchhängenden Fensterläden und die Hirsepflanzen, die sich ihren Weg durch das Gitterwerk unter der Veranda bahnten.
    Sie stiegen knarrende Stufen zur Vordertür empor und fanden einen Haufen Katzen, die in verirrten Sonnenstrahlen lagen oder auf dem Verandageländer hockten. Sie sahen alle wohlgenährt aus. Lirith blieb stehen und hob eine kleine Kaliko-Katze auf. Sie hielt sie sich an die Wange, und das Tier stieß das leiseste Miau aus, das Travis je gehört hatte.
    Die Tür öffnete sich mit Glöckchengebimmel.
    »Passen Sie auf Guenivere dort auf, Miss«, sagte eine Frauenstimme, die so dunkel und rauchig wie Whiskey war. »Ich glaube, sie hat sich die Pfote verletzt.«
    Lirith schaute nicht von dem Kätzchen auf. »Ja, das stimmt. Ich glaube, sie hat sich einen Dorn eingetreten.«
    »Tatsächlich? Dabei habe ich sie mir doch genau angesehen.«
    »Er ist nicht zu sehen – er ist zwischen den Ballen eingedrungen.«
    Ein leises Lachen ertönte, begleitet von einem klirrenden Laut, den Travis nicht einordnen konnte. »Nun, dann bringen Sie sie mit rein. Und vergessen Sie Ihre Männer nicht. Sie müssen eine glückliche Frau sein, drei so gut aussehende Herren im Schlepptau zu haben.«
    Die Tür öffnete sich weiter.
    Lirith lachte und trat mit dem Kätzchen auf dem Arm durch die Tür. Die drei Männer folgten ihr errötend.
    Sie durchquerten ein kleines Foyer und betraten ein Wohnzimmer. Die Wände waren mit einem blutroten Fleur-de-lis-Muster tapeziert, aber die Tapete war verblichen und wies Wasserflecke auf. Ein fadenscheiniger Perserteppich bedeckte einen in Mitleidenschaft gezogenen Holzfußboden, an den Fenstern hingen von der Sonne zu Elfenbein gebleichte, verstaubte Spitzenvorhänge. Wie das Äußere schien auch das Wohnzimmer seltsam nobel für eine Pension zu sein, war aber ebenfalls abgenutzt, so als wäre alles in zu kurzer Zeit zu sehr beansprucht worden.
    Das Gleiche hätte Travis über die Frau sagen können, die in der Mitte des Zimmers stand. Sie konnte nicht älter als Grace sein – Anfang dreißig – und ihr oval geformtes Gesicht wies eine zarte Schönheit auf. Aber sie war genauso verschlissen wie ihr grünes Samtkleid. Sie ließ Travis an das Portrait einer jungen Frau denken, das man zu lange auf dem staubigen Dachboden gelassen hatte, so dass die Farben – das Gelb ihrer Haare, das Blau der großen Augen und die Röte ihrer Wangen – alle von einem grauen Belag gedämpft worden waren.
    »Ich vermute, Sie brauchen Zimmer«, sagte die Frau mit rauchiger Stimme, die aber keineswegs rau oder bitter klang. Eher wie der Rauch von Kirschtabak. »Haben Sie Referenzen?«
    Travis sah die anderen an und schluckte. »Sheriff Tanner hat uns …«
    Sie hielt eine Hand hoch. »Das reicht. Wenn Bart Sie schickt, ist das gut genug für mich. Und jetzt zu wichtigeren Angelegenheiten – Miss Gueniveres Pfote.«
    Die Frau ging auf Lirith zu. Dabei hörte Travis erneut den metallisch-klirrenden Laut. Sie blieb neben der Hexe stehen und erst als sie einen polierten Mahagonistock an ein abgenutztes Pferdehaar-Sofa anlehnte, wurde ihm klar, dass sie ihn zum Gehen benutzt hatte. Die beiden Frauen setzten sich auf das Sofa, beugten sich beruhigende Laute ausstoßend über die Katze, und eine Minute später war der schmerzende Dorn herausgezogen. Die Patientin wurde auf ein Kissen gelegt, wo sie sich zusammenrollte und die Pfote leckte.
    Die Frau stützte sich auf ihren Stock und

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