Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
das kann nur bedeuten, dass Gefahr droht, genau wie bei der letzten Wintersonnenwende.«
Tarus sah sie gequält an. »Das ist Euer Ernst, nicht wahr?«
»Auf jeden Fall.«
Er seufzte, dann verneigte er sich tief vor ihr. »Also gut, Mylady. Für Euch jage ich auch hinter Elfen und Schatten her. Und nachdem mich meine Bruderschaft ins Feuer geworfen hat, weil sie mich für einen Häretiker hält, wird mich das Wissen, dass alles, was ich tat, nicht idiotisch, sondern nützlich war, bestimmt mit großem Frieden und Trost erfüllen.«
»Davon bin ich überzeugt«, sagte Aryn und überließ den jungen Ritter seiner Mission.
Der Rest des Tages verging schnell, wie auch der folgende Tag. Farvel stellte ihr endlose Fragen über ihre Hochzeit (Wie viele Brautjungfern sollten es denn sein? Was waren ihre Lieblingsblumen? Zog sie Met oder Wein an der Tafel vor?), und Aryn bemühte sich, sie ihm zu beantworten. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass die Färber des Königs Probleme hatten, so viel orangefarbenen Stoff herzustellen, da die besten Zutaten für die Farbe aus Eredane kamen, mit dem man schon seit einem Jahr keinen Handel mehr trieb. Aryn täuschte mit aller Kraft Enttäuschung vor, während sie Farvel darüber informierte, dass sie Orange nur als zusätzliche Farbe nehmen und sie es irgendwie verkraften würde, wenn die vorherrschende Farbe für ihre Hochzeit Blau war.
Nach einer ihrer Unterhaltungen mit dem Seneschall entfalteten sich die Schatten hinter einer Statue, und Aldeth trat hervor. Aryn stolperte unwillkürlich zurück.
»Ihr erschreckt gern Leute, nicht wahr?«
»Ist das falsch?«, entgegnete der Spinnenmann.
Sie starrte ihn böse an, und sein Lächeln verschwand schnell.
Unglücklicherweise hatte der Spion seit ihrer letzten Begegnung nur wenig herausfinden können. Ivalaine hatte die meiste Zeit des Tages in ihren Gemächern verbracht, wo es schwierig war, an sie heranzukommen.
»Eure Schwestern können Dinge sehen, die anderen verborgen bleiben«, sagte er angewidert. »Die ganzen Jahre, in denen ich meine Fertigkeiten vervollkommnet habe, sind nutzlos, wenn Ihr bloß mit den Fingern zu schnippen braucht, damit ich aufleuchte.«
»So leicht ist das auch wieder nicht«, sagte Aryn, aber sie wusste, dass der Spinnenmann Recht hatte. Wenn er zu lange in Ivalaines und Mirdas Gemächern herumschlich, würde eine von ihnen unweigerlich seine Anwesenheit spüren.
Trotzdem hatte Aldeth ein paar interessante Dinge aufgeschnappt. Zuerst hatten König Boreas und die Königin noch einmal im Ratsgemach miteinander gesprochen, und das Treffen hatte mit einer Art Auseinandersetzung geendet.
»Ich konnte nicht nahe genug heran, um alles zu hören«, sagte Aldeth ärgerlich. »An der Tür standen Wachen, mit denen ich natürlich gerechnet hatte, aber auch an der Geheimtür zum Ratsgemach waren Wächter postiert. Und ich frage Euch, Mylady, was soll eine Geheimtür, wenn man Wächter davor stellt? Das ist eine Beleidigung für alle Spione. Eigentlich sollte ich König Boreas …«
»Aldeth«, sagte Aryn und unterbrach den Spinnenmann. »Die Besprechung.«
Der Spion beherrschte sich so weit, dass er ihr sagen konnte, was er von seiner Position unter einem der hohen Fenster des Gemachs gehört hatte. Der König und die Königin hatten vom Krieg gesprochen, aber das war kaum eine Überraschung, da Brelegond von den schwarzen Rittern kontrolliert wurde.
»Das war alles?«, fragte Aryn.
»Auf den Fensterbänken nisten Tauben. Die verdammten Vögel haben mir die Ohren voll gegurrt. Aber da war noch eine Sache. Der König hat Teravian erwähnt, seinen Sohn. Ist das nicht Euer zukünftiger Gemahl? Nun, ich weiß nicht, was er über den Prinzen gesagt hat, aber damit fing die Vorstellung an. Ivalaine hat Boreas geschlagen.«
Aryn starrte ihn ungläubig an. »Sie hat ihn geschlagen?«
»Mitten ins Gesicht. Seine Wange verfärbte sich blutrot und das nicht nur durch den Schlag. Er zitterte und sah bereit aus, sie auf der Stelle zu erwürgen. Sie sagte ein paar Dinge, die ich nicht mitbekommen habe. Aber dann sagte sie etwas, das laut durch den Raum hallte. Danach drehte sie sich um und ging.«
»Und was hat sie gesagt?«
»Sie sagte: ›Ich werde nicht zulassen, dass Ihr ihn wie einen Eurer verdammten Stiere opfert‹.«
Aryn schritt auf und ab, dachte nach. Hatte die Königin da noch von Teravian gesprochen oder doch von einer anderen Person? »Sagtet Ihr nicht, dass Ihr noch etwas herausgefunden
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