Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
aus seinem Mund. »Sie müssen gegen niemanden kämpfen, Mr. Caine. Für einen angeblich Toten sehen Sie ganz gut aus. Ich bin sicher, Sie wollen nichts tun, was daran etwas ändert. Dazu müssen Sie uns nur das geben, was wir verlangen.«
Travis musste sich zwingen, die Hand von der Hosentasche zu lassen; er konnte die Wärme des Skarabäus an seinem Bein fühlen.
Durge warf Wilson einen strengen Blick zu. »Deputy, warum haben Sie sich auf die Seite dieser bösen Männer geschlagen?«
Der junge Mann konnte ihn nur anstarren, sein schwammiges Gesicht war aschfahl. Gentry lachte und wirbelte sein Haar durch. »Sagen Sie es ihm schon, Mr. Wilson. Sie wollen das Leben eines Abenteurers führen, nicht wahr? Genau wie die Männer, von denen Sie in Ihren Dime Novels gelesen haben. Nun, es ist so weit. Ist das nicht toll?«
»Wo ist Locke?«, fragte Travis laut. »Ist er ein zu großer Feigling, um seine Ehre zu verteidigen? Oder hat er keine?«
»Ehre wird überschätzt, Mr. Caine«, sagte eine Stimme hinter ihnen. »Und ich bin mir sicher, dass Sie da zustimmen.«
Travis drehte sich um. Aaron Locke stand ein paar Schritte vor Sareth und Calvin Murray. Er trug einen schicken braunen Anzug, zu dem auch ein eleganter Hut gehörte. Sein jungenhaftes Gesicht war frisch rasiert. Er sah aus als wolle er in die Oper. Das Einzige, das nicht zu diesem Bild passte, war der Sechsschüsser an seiner Seite.
»Aber niemand nennt mich einen Feigling«, fuhr Locke fort. »Sie mögen ein kaltblütiger Killer sein, aber ich habe Dinge gesehen, die selbst Ihr Blut zu Eis gefrieren lassen würden.«
Darauf wette ich, dachte Travis und sah an Locke vorbei zu Murray, der noch immer Sareth hielt. Die Augen des Mournisch waren schmerzverschleiert. In Travis rührte sich ein Instinkt, von dem er wusste, dass es nicht seiner war. Wie Tanner war ihm klar, dass er ihnen mehr Zeit erkaufen musste, so dass er die Situation richtig einschätzen konnte.
»Wo steckt denn Ihr Diener, Mortimer Hale?«, rief Travis, und machte ein paar Schritte auf Locke zu.
Locke hielt bei jedem Schritt mit und kam näher. »Hale? Das war wirklich ein Feigling, Mr. Caine. Er schrieb so gern über Gewalt, hatte aber nicht den Mut, sie selbst auszuüben. Einige der Dinge, die mein neuer … Kompagnon tat, bereiteten ihm Unbehagen. Genau wie die Dinge, die einige meiner Männer taten.«
»Also haben Sie ihn ermordet«, sagte Travis und ging weiter.
Locke blieb ebenfalls nicht stehen. »Nein, das habe ich nicht. Dafür haben Mr. Gentry, Mr. Ellis und Mr. Wilson gesorgt. So konnte ich mich vergewissern, dass auch sie keine Feiglinge sind. Und dafür sind sie belohnt worden.« Er lächelte, und es war ein sympathisches Lächeln. »O ja, und der gute Mr. Murray hat auch geholfen.«
Die Kreatur hinter ihm grunzte, als hätte sie ihren einstigen Namen erkannt. Es war ein schrecklicher, bemitleidenswerter Laut. Das Ding drückte seine verfaulende Schnauze gegen Sareths Wange und leckte sie. Der Mournisch stöhnte.
Mittlerweile trennten Travis und Locke nur noch ein Dutzend Schritte. Travis richtete seine Brille. Es hatte den Anschein, als würde Locke von einem Schatten umgeben. Die Sonne hatte den Grat des Castle Peak berührt; das Tageslicht schwand, das war alles.
Travis wollte einen weiteren Schritt machen, blieb aber stehen, als sich Lockes Hand dem Revolver näherte. Das war es also. Travis war sich Durges, Liriths und Tanners Anwesenheit hinter sich bewusst. Er würde sich darauf verlassen müssen, dass sie Gentry und seine Männer daran hinderten, sich einzumischen. Was Murray betraf, die Befehle der Kreatur schienen darin zu bestehen, Sareth fest zu halten. Das alles bedeutete, dass sich Travis allein um Locke Gedanken machen musste.
Vergiss nicht, Locke ist schnell. Vermutlich kannst du ihn nicht beim Ziehen schlagen. Du kannst nur hoffen, dass sein Schuss dich verfehlt, und dann sorgst du dafür, dass deiner trifft.
Er wusste nicht, ob das seine oder Tanners Gedanken waren. Es spielte auch keine Rolle, er wusste, dass sie stimmten. Er fuhr mit den Fingern über den Griff des Peacemakers an seiner Hüfte und hielt den Blick auf Locke gerichtet.
Das kannst du nicht machen, Travis.
Das waren seine eigenen Gedanken. Aber sie hatten Unrecht. Er konnte das tun, weil Tanner es konnte, und Travis verfügte über die Fertigkeiten und das Wissen des Sheriffs. Aber es war mehr als das. Travis hatte vor dem Tor von Imbrifale gestanden. Er hatte sich einem
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