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Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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leisen Schrei aus. Blut quoll aus ihrer Fingerspitze. Sie riss den Handschuh herunter. Der Schnitt war sauber und tief, wie von einem scharfen Skalpell verursacht.
    »Alles in Ordnung, Grace?«, sagte jemand. Vermutlich war es Beltan. Grace hörte ihn kaum. Sie starrte mit gerunzelter Stirn auf ihren blutenden Finger und vergaß den Schmerz.
    Vielleicht war es eine wissenschaftliche Ahnung, vielleicht war es auch die Weltenkraft, die ihr sagte, dass etwas nicht das war, wonach es aussah. Was es auch war, Grace beugte sich vor und hauchte das Eisstück an, an dem sie sich geschnitten hatte.
    Reif schmolz unter ihrem warmen Atem und verwandelte sich in Tropfen, die auf einer glatten, mit rechteckigen Symbolen versehenen Oberfläche hafteten. Sie blinzelte, und einen kurzen Augenblick lang – bevor sich das Wasser wieder in Reif verwandelte – sah sie ihre Augen, die von poliertem Stahl widergespiegelt wurden.
    Trotz der Kälte verspürte sie Wärme in sich aufsteigen. Sie nahm den Saum ihres Umhangs und rieb einen der Eissplitter ab, dann noch einen, und einen weiteren. Dann trat sie einen Schritt zurück.
    Es handelte sich gar nicht um Eis. Es waren gezackte Stahlstücke, die in die Stuhllehne eingelassen worden waren. Hätte sie sich auf den Thron gesetzt, hätten sie wie eine Krone direkt über ihrem Kopf geschwebt, wo jeder im Saal sie hätte sehen können. Mit zitternder Hand ergriff Grace den Anhänger an ihrem Hals, zog ihn bis ans Ende der Kette und hielt ihn an eines der aus dem Thron herausragenden Metallstücke.
    Die Ränder passten perfekt, die Runen flossen ungebrochen von einem Stück zum anderen. Grace glaubte in ihrem Inneren einen hohen, schwingenden Ton zu hören, wie der einer Stimmgabel. Schritte ließen sie aufblicken, und sie sah die anderen am Fuß des Thronpodestes stehen. Tränen liefen aus Falkens Augen und gefroren auf seinen Wangen, aber irgendwie lächelte der Barde.
    »Du hast Fellring gefunden, Grace.«

18
    Grace entfernte die Stahlsplitter aus der Thronlehne. Sie lösten sich mühelos mit einem leichten Ruck, als wären sie nur lose in den Stein gedrückt worden, aber Grace war davon überzeugt, dass das nicht der Fall war. Es war, wie Falken gesagt hatte: die Schwertsplitter kannten ihr Blut. Sie summten unter ihrer Berührung, bis sie ein Dutzend Töne in ihrem Kopf hören konnte. Aber der Akkord war disharmonisch, bedeutungslos; die Stimme des Schwertes war vor langer Zeit gebrochen worden.
    Nachdem Grace die Splitter befreit hatte, legte sie sie wie die Teile eines Puzzles auf den Thronsitz und benutzte die auf der Klinge eingravierten Runen als Muster. Jedes Teil verband sich mit einem deutlich hörbaren Schnappen miteinander, so als wäre das Metall magnetisch. Grace konnte zwei Teile hochheben, und sie blieben verbunden; allerdings konnte sie sie mit geringer Anstrengung voneinander lösen.
    Als Grace fertig war, war das Schwert vollständig. Die letzte Lücke wurde gefüllt, als sie ihre Kette abnahm, den Anhänger von dem Draht löste, mit dem er an der Kette befestigt war, und das letzte Stück an Ort und Stelle einpasste. Das Schwert war überraschend zierlich. Die Schneide hatte etwa die Breite von zweien ihrer Finger und endete in einer schlanken Spitze. Es fiel schwer zu glauben, dass das die Waffe war, mit der Ulther den Fahlen König besiegt hatte. Trotzdem, selbst zerbrochen haftete ihm eine tödliche Schönheit an.
    An dem einen Endstück war eine Stahlstange, aber Holz und Leder, die den Griff gebildet hatten, waren vor Jahrhunderten verfault, also wickelte Grace stattdessen ein Taschentuch darum. Sie hob das Schwert hoch. Trotz der Sprünge, die die Oberfläche entstellten, fiel die Klinge nicht wieder auseinander. Sie bewegte es vorsichtig hin und her. Ja, das Schwert würde halten, solange sie damit vorsichtig umging. Aber ein guter Schlag, und es würde auseinander brechen, das war ihr klar. Welche Magie die Splitter auch zusammenhielt, sie reichte nicht aus, um die Klinge zu reparieren.
    Grace drehte sich mit dem Schwert in der Hand um und sah Falken an. »Und jetzt?«
    Der Barde stieg die Stufen des Podestes hoch; in seinen Augen lag ein Funkeln, wie Grace es noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. »Wir müssen einen Weg finden, die Klinge neu zu schmieden.«
    »Ich glaube nicht, dass wir hier eine Schmiede finden werden«, sagte Beltan. »Nicht, dass ich im Moment etwas dagegen hätte, neben einem Schmelzofen voller glühender Kohlen zu stehen.« Er rieb

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