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Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Ich kenne Euch nicht.«
    »Wirklich nicht, Falken? Lässt dich nach so vielen Jahrhunderten dein Erinnerungsvermögen im Stich? Oder hat Dakarreths Zauber dein bereits verwirrtes Gehirn noch weiter gestört? Dann lass mich deine Erinnerung auffrischen.« Der Ritter nahm den Helm und zog ihn sich vom Kopf.
    Er war älter, als Grace nach seiner kräftigen Stimme geschätzt hätte; sein weißes Haar wehte im Wind, sein Gesicht wurde von tiefen Furchen durchzogen. Trotzdem sah er gut aus und war offensichtlich noch immer kräftig; für die Breite seiner Schultern war nicht nur die Rüstung verantwortlich. Die Augen über der scharf geschnittenen Nase hatten die Farbe von Eis in der Abenddämmerung. Sein Ausdruck war nicht streng, sondern eher spöttisch, intelligent. Grausam.
    Aber schockierender als das Alter des Mannes war Falkens Reaktion. Der Barde drückte die Silberhand an die Brust und stolperte zurück. Sein Gesicht war so weiß wie Schnee.
    »Das kann nicht sein«, flüsterte er, und der Mann in der schwarzen Rüstung grinste wölfisch, ein Ausdruck, der dem üblichen Grinsen des Barden sehr ähnelte. Wenn man sie so betrachtete, waren sie sich sehr ähnlich; der Mann hätte Falkens Onkel oder Cousin sein können. Nur dass Falken über siebenhundert Jahre alt war: Seine Familie war schon vor langer Zeit zu Staub zerfallen. »Kelephon«, murmelte der Barde.
    »Also erinnerst du dich doch an mich«, sagte der schwarze Ritter.
    Falken öffnete den Mund, aber er schien keinen Ton hervorbringen zu können. Worte waren immer seine Macht und sein Stolz gewesen, aber jetzt schien ihm nichts mehr einzufallen.
    Beltan warf dem Barden einen harten Blick zu. »Kelephon? Der Name sagt mir nichts.«
    Grace schon. Sie erinnerte sich an eine Geschichte, die Falken ihnen einmal erzählt hatte, von den drei Runenmeistern, die mit den drei Imsari, den Großen Steinen, vor dem Untergang von Malachor geflohen waren. Jakabar nahm den Stein des Zwielichts und floh durch das Nichts zwischen den Welten zur Erde, wo er Travis’ Freund Jack Graystone wurde. Mindroth folgte ihm Jahrhunderte später, nachdem der Nekromant Dakarreth ihm den Stein des Feuers gestohlen hatte. Aber der dritte Runenmeister, der den Stein des Eises genommen hatte, verschwand. Keiner wusste, was aus ihm geworden war. Und sein Name war …
    »Kelephon«, sagte Grace. »Ihr seid der letzte der drei Runenmeister, die dem Untergang Malachors mit den Großen Steinen entgingen.«
    Der Mann verneigte sich vor ihr. »Ihr kennt Euch gut in Geschichte aus, Euer Majestät. Aber ich schätze, das ist nur zu natürlich.« Er betrachtete das Schwert in ihrer Hand. Das Tuch war von der Klinge gerutscht, und Grace hatte den Eindruck, dass in seinen Augen ein Funkeln aufblitzte – nur einen winzigen Augenblick lang. Ein Funkeln der Angst.
    »Das ist also das legendäre Schwert Fellring«, höhnte er. »Ich muss sagen, es sieht nicht nach viel aus.«
    Trotz seines spöttischen Tonfalls entging Grace nicht, dass er keine Anstalten machte, ihr das Schwert abzunehmen. Es war völlig idiotisch – offensichtlich hatte dieser Mann die Macht, sie mit einem Wort zu vernichten –, aber die Wissenschaftlerin in ihr konnte einem Experiment nicht widerstehen. Sie hob die Klingenspitze ein paar Zentimeter in Kelephons Richtung. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück, dann warf er ihr einen vernichtenden Blick zu, so als wäre ihm bewusst geworden, was sie gerade getan hatte.
    Falken krümmte sich, als hätte ihn jemand in den Magen geschlagen. »Ich verstehe es nicht, Kelephon. Ich habe dich für verschollen gehalten. Ich weiß, dass der Fahle König Gelthisar, den Stein des Eises, in seinen Besitz gebracht hat, dass er ihn schon seit Jahrhunderten hat. Aber wie hast du es überlebt, dass er ihn dir abgenommen hat? Was hast du all die Jahre gemacht? Und warum bist du wie der Anführer dieser Ritter gekleidet?«
    »Er ist ihr Anführer, Falken«, sagte Beltan, nahm Falken bei den Schultern und stützte den Barden. »Und er lebt, weil er dem Fahlen König den Stein des Eises im Austausch für sein Leben überlassen hat. Das heißt, im Austausch für Unsterblichkeit. Es gibt keine andere Antwort – jedenfalls fällt mir keine ein.«
    Grace wusste, dass Beltan Recht hatte. Kelephon war mit Gelthisar nach dem Untergang von Malachor geflohen, und kurz darauf kam der Stein in den Besitz des Fahlen Königs. Jetzt, sieben Jahrhunderte später, stand der Runenmeister gesund und munter vor

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