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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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die mit wilden Tieren umgehen konnte, aber da war es schon zu spät. Sie hatten bereits die Schwelle zu den königlichen Gemächern überschritten.
    »Was hat das zu bedeuten, Mylady?«, sagte Boreas, kam auf sie zu, bevor sie Luft holen konnte, und fuchtelte mit einem zusammengeknüllten Pergament herum.
    Melia glitt aus der Ecke des Raumes heran. »Wenn Ihr vielleicht aufhören würdet, damit vor ihrer Nase herumzuwedeln, und sie es lesen lassen würdet, dann könnte sie es Euch möglicherweise verraten, Euer Majestät.«
    Der König grunzte und hielt ihr das Papier hin. Grace nahm es entgegen und glättete es, damit sie die in blumiger Schrift geschriebenen Worte lesen konnte. Sie überflog den Brief.
    »Steht da, was ich glaube, dass da steht?«, sagte der König in gefährlich leisem Tonfall.
    Grace nickte. »Solange Ihr glaubt, dass da steht, dass Tarras nur diese eine Kompanie entbehren kann. Kaiser Ephesian übermittelt sein Bedauern, aber die derzeitige Lage im Reich erlaubt ihm nicht, mehr zu entsenden.«
    »Ich brauche kein Bedauern, ich brauche Männer!« Boreas entriss Grace das Pergament und schleuderte es ins Feuer.
    Falken sah Melia an. »›Die derzeitige Lage im Reich‹. Was bedeutet das?«
    »Ich vermute, das Übliche.« Melia stützte das Kinn mit der Hand. »Würde Ephesian einen großen Teil seines Heeres nach Norden in die Domänen schicken, würde das seine Position sehr schwächen, und seine Feinde würden nicht widerstehen können und die Gelegenheit ergreifen, ihn zu stürzen und hinzurichten.«
    Falken kratzte seinen Bart. »Wenn man nie was mit seiner Armee machen kann, was hat man dann davon, der Kaiser zu sein?«
    »Darüber muss ich mal nachdenken, mein Lieber.«
    Grace schaute sich um, aber von Beltan war keine Spur zu entdecken. Das war bedauerlich. Er wusste seinen Onkel zu nehmen, und sie hätte seine Unterstützung brauchen können. Aber in den letzten Wochen hatte sie Beltan nur selten zu Gesicht bekommen. Sie wusste, dass er sich noch immer schwere Vorwürfe machte. Beltan war der Letzte gewesen, der Travis gesehen hatte, und er war der Meinung, dass er ihn von seiner Abreise hätte abhalten müssen.
    Dabei gab es nichts, das sie hätten tun können. Im Verlauf des vergangenen Jahres hatte Grace gelernt, dass Travis so stur sein konnte, wie er einfühlsam war. Sie hatte seine Botschaft – die mehr schlecht als recht mit Holzkohle auf den Kamin in seinem Gemach gekritzelt war – mit tränenverschleierten Augen gelesen.
     
    Ihr Lieben,
    ich gehe, um Duratek aufzuhalten. Ihr könnt mir nicht folgen, aber selbst wenn ihres könntet, versprecht mir, dass ihr es nicht tut. Das ist etwas, das ich allein tun muss. Ich liebe euch alle.
    Travis
    Es war so dumm und dabei so selbstlos und tapfer. Eben ganz Travis. Wenn er sich einer so unmöglichen Aufgabe stellen konnte, dann konnte Grace auch das hier meistern.
    Sie trat vor und legte Boreas die Hand auf den Arm. »Euer Majestät, wir müssen mit den Werkzeugen arbeiten, die man uns gegeben hat.«
    »Und was werden wir mit solch armseligen Werkzeugen erschaffen können, Mylady? Ich muss eine Mauer bauen, um die Domänen zu verteidigen, und als Antwort auf meinen Aufruf erhalte ich eine Hand voll Stöcke und Steine.«
    Grace seufzte. Sie gab es nur ungern zu, aber Boreas hatte Recht. Seine Einberufung hatte nur ein enttäuschendes Heer zusammengebracht. Der Orden von Malachor, vor nicht einmal einem Jahr beim Rat der Könige gegründet, war ein Scherbenhaufen. König Sorrin von Embarr hatte seine Ritter schon vor Monaten aus dem Orden abgezogen. Die Ritter von Brelegond waren nicht lange danach ohne jede Erklärung verschwunden, und jetzt war diese Domäne so stumm wie Eredane.
    Königin Ivalaine von Toloria hatte ein paar Ritter geschickt, und Grace konnte sich nicht entscheiden, ob sie nun überrascht sein sollte oder nicht. Liriths und Aryns Berichten zufolge wollten die Hexen gegen die Krieger von Vathris arbeiten. Aber Ivalaine war sowohl Königin als auch Hexe, und Toloria war Calavans ältester Verbündeter. Sicherlich blieb ihr keine andere Wahl, als ein paar ihrer Ritter zu schicken – auch wenn es nur wenige waren, gerade mal dreißig Mann.
    Galt hatte eine ähnliche Anzahl geschickt. Wir haben große Mühe, die Pässe durch das Hochland zu beschützen, hatte König Kylar in seinem Brief geschrieben. Die schwarzen Ritter von Eredane werden unruhig und suchen einen Weg nach Süden. Könnten wir doch nur mehr Männer für

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