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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Euch erübrigen, aber um die Wahrheit zu sagen, können wir eigentlich nicht einmal die entbehren, die ich Euch schicke.
    Königin Inaras Neuigkeiten waren genauso düster gewesen. Sie hatte von finsteren Wolken geschrieben, die sich im Norden in Embarr zusammenzogen, und von Aufruhr in ihrer eigenen Domäne. Darum hatte sie auch nur zwanzig Ritter geschickt, allerdings hatte sie Boreas noch zusätzlich zu Aldeth fünf weitere ihrer Spinnenmänner überlassen. Mögen sie Euch auf eine Weise helfen, wie es Ritter nicht können, schrieb Inara.
    Grace wusste Königin Inaras Geste zu schätzen, aber sie fragte sich, ob es wirklich eine so gute Idee war, so viele Spione in einem Schloss zu versammeln; man konnte unmöglich sagen, womit sie sich beschäftigten. Die Spinnenmänner waren so schwer festzunageln und zusammenzubringen wie die Tropfen aus einer verschütteten Flasche Quecksilber.
    Andererseits, falls die Spinnenmänner den Aufenthaltsort der Duratek-Agenten, die die Schlosstürme zerstört hatten, finden konnten, dann würde Inaras Geschenk in der Tat sehr wertvoll sein. Dagegen sprach, dass eine von Inaras Festungen gesprengt worden war, und die Spinnenmänner hatten es nicht verhindern können.
    Aber vielleicht schafft es Travis. Wenn jemand über die Macht verfügt, Duratek von Eldh fern zu halten, Grace, dann er.
    Aber selbst wenn Travis Erfolg hatte, Duratek war bei weitem nicht die einzige Gefahr, die den Domänen drohte. Der Rabenkult war stärker als zuvor wieder aufgeblüht. Die schwarzen Ritter kontrollierten noch immer Brelegond und Eredane, und bestimmt würden sie bald ihren Zug in Embarr machen. Feydrim und Phantomschatten suchten das Land heim. Alle Zeichen deuteten auf eine Sache: Bald würde der Fahle König wieder reiten.
    Inmitten dieser ganzen Düsternis und Kälte war ein paar Tage zuvor ein unerwarteter Hoffnungsschimmer aufgeblitzt, als eine zwanzig Mann starke Gruppe in grauen Kutten am Schlosstor eingetroffen war. Es waren Runensprecher vom Grauen Turm, und auch wenn sie entweder schrecklich jung oder hinfällig erschienen, wurden sie doch immerhin von Großmeister Oragien persönlich angeführt.
    Obwohl Oragien weit in seinen Achtzigern war, war er ein hoch gewachsener und überraschend rüstiger Mann. Seine blauen Augen unter den zotteligen weißen Brauen hatten scharf geblickt, als er König Boreas im Großen Saal begrüßt hatte.
    »Wir sind nicht mehr, was wir einst waren«, hatte Oragien mit seiner volltönenden Stimme gesagt. »Aber wir haben gelernt, seit Meister Wilder uns verließ. Unsere Vorfahren haben das Runentor erschaffen, das den Fahlen König in Imbrifale einsperrt. Es ist nur richtig, dass wir in der Schattenkluft stehen, wenn sich dieses Tor wieder öffnet.«
    »Ich heiße Euch und Eure Runensprecher willkommen, Oragien«, hatte Boreas mit seiner barschen Stimme erwidert. »Würden sich doch nur mehr so wie Ihr an ihre Pflicht erinnern.«
    Selbst mit den Runensprechern hatte sich nur eine kleine und kunterbunte Streitmacht nach Boreas' Aufruf zum Krieg versammelt: achtzig Ritter, die eine Kompanie aus Tarras sowie die Hand voll Spinnenmänner und die zwanzig Runensprecher. Während Grace zusah, wie der Brief des Kaisers verbrannte, suchte sie verzweifelt nach etwas Aufmunterndem, was sie sagen konnte.
    »Was ist mit Euren Leuten, Euer Majestät«, sagte sie und nahm das Erstbeste, was ihr einfiel. »Wie viele Männer konnte Calavan aufstellen?«
    Wieder hatte sie sich verrechnet. Boreas' Miene verfinsterte sich, seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Es hat den Anschein, als würden meine eigenen Barone heutzutage knauserig. Sie sind der Meinung, sie würden ihrem Lehnseid mit siebzig Rittern und zweihundert Fußsoldaten nachkommen. Ein weiterer Grund, warum mein Sohn und Lady Aryn bald heiraten müssen. Dann hätte ich wenigstens einen Baron, der mir treu ergeben ist.«
    Grace hatte gehofft, dass es wenigstens aus Calavan gute Neuigkeiten geben würde. Selbst mit dieser Verstärkung hatten sie weniger als fünfhundert Mann. Fünfhundert gegen das Heer des Fahlen Königs. Es war, als wollte man einen Fluss eindämmen und hätte nur einen Kiesel zur Hand, um das zu bewerkstelligen.
    Ihre Gedanken mussten deutlich zu sehen gewesen sein, denn Boreas kam auf sie zu und berührte ihre Wange. Seine Hand war rau und warm.
    »Verzweifelt noch nicht, Mylady.« Seine Stimme war leise und hallte in ihrem Inneren wider. »Die Einberufung, die ich als König ausgesprochen habe,

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