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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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der Reise nach Calavere. Dann war da die Art, wie sie oft die Arme vor den Leib legte, und die Tatsache, dass ihre Wangen trotz der Kälte gerötet waren.
    Denk nach, Grace. Übelkeit, Müdigkeit, Unterleibskrämpfe und eine leicht erhöhte Temperatur. Es könnte ein Virus sein oder eine Infektion oder …
    Grace riss die Augen weit auf. »Du bist schwanger, nicht wahr?«
    Vani konnte sie nicht ansehen. »Ja.«
    Es dauerte einen Augenblick lang, bis Grace sich wieder gefangen hatte. Vani war eine Meuchelmörderin, eine perfekt ausgebildete Killerin. Dennoch, obwohl es schwer fiel, Vani als Mutter zu sehen, war es nicht unmöglich. Ein Teil des Schocks wurde von Wärme ersetzt.
    »Wie weit bist du?«
    »Zwei Mondzyklen.«
    »Und ist Travis der Vater?«
    »In meinem Herzen ist er es.«
    Was hatte das denn zu bedeuten? Grace kam noch einen Schritt näher heran. »Ich verstehe nicht.«
    Vani lächelte bitter. »Da bist du nicht die Einzige.«
    Wovon redete die T'gol da? Sie konnte nicht schon im zweiten Monat sein. Seit der Wintersonnenwende, bei der sie Travis im Schwarzen Turm wieder gesehen hatten, waren sechs Wochen vergangen. Vor zwei Monaten waren sie auf dem Elfenschiff gewesen …
    Begreifen durchzuckte Grace wie ein Nadelstich. Die seltsamen Blicke, die seltsam zärtlichen Gesten. Es war unmöglich, und doch war es die einzige Antwort. »Es ist Beltan. Er ist der Vater.«
    Vani sagte nichts, und das war Bestätigung genug.
    Grace ergriff ihren Arm. »Aber wie? Beltan ist doch …«
    »Ich weiß, was Beltan ist. Er wurde hereingelegt, wie ich auch.«
    »Hereingelegt?«
    Vani befreite sich von ihr. »Es war das Kleine Volk. Sie haben uns unter Deck gelockt, in einen Garten wie diesen hier, nur stand er in voller Blüte. Und sie haben jeden von uns glauben gemacht, der andere sei …«
    »Travis«, vollendete Grace den Satz und verstand alles wie durch Magie. »Sie haben in euch die Illusion geschaffen, dass der andere wirklich Travis ist.«
    Vani nickte; in ihren goldenen Augen lag ein gehetzter Ausdruck.
    »Aber warum sollten sie so etwas tun?«
    »Ich wünschte, du könntest mir das verraten.«
    Doch Grace hatte keine Antwort parat. Wie Falken oft gesagt hatte, das Kleine Volk war seltsam und uralt, und auch wenn seine Angehörigen keine Feinde der Menschheit waren, so waren sie doch auch nicht ihr Freund. Ihre Taten blieben stets ein Geheimnis, ihre Absichten unbekannt.
    »Weiß Beltan es schon?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Aber bald wird er es wissen.« Vani legte eine Hand auf den Bauch.
    Grace dachte die Möglichkeiten durch. Vani war im zweiten Monat. Zu spät für einen Tee aus Nebelmalvensamen. Und ein chirurgischer Eingriff unter den hiesigen Bedingungen stand außer Frage. »Also behältst du das Baby.«
    »Es ist nicht die Schuld des Kindes, wie es entstand. Und wer weiß? Vielleicht war Travis Wilder ja gar nicht mein wahres Schicksal. Vielleicht sollte ich ihm nur folgen, um das hier zu erleben.« Vani wandte sich ab, aber nicht schnell genug, so dass Grace die Tränen aus ihren Augen fließen sah.
    Vani war immer wild und stark gewesen, aber jetzt erschien sie Grace schlank und überraschend zerbrechlich, allein und verängstigt. Grace hatte so oft in ihrem Leben nicht gewusst, wie sie sich anderen Menschen gegenüber verhalten sollte. Aber das war hier anders.
    Sie legte die Arme um Vani und zog sie an sich. Vani sträubte sich, aber nur einen Augenblick lang, dann ließ sie die Tränen zu. Nach einer Minute war sie fertig und löste sich sanft, aber bestimmt von Grace.
    »Du musst mit Beltan sprechen«, sagte Grace.
    »Ich weiß. Aber noch nicht.« Die T'gol wischte sich energisch die Feuchtigkeit von den Wangen. »Ich wünschte nur, es gäbe die Möglichkeit, es Beltan und Travis zusammen zu sagen, so dass ich diese Worte nur einmal aussprechen muss.«
    »Vielleicht gibt es da ja eine Möglichkeit«, murmelte Grace, von den eigenen Worten überrascht.
    Vani warf ihr einen neugierigen Blick zu, aber Grace schüttelte den Kopf. Sie würde später darüber nachdenken müssen. Im Augenblick musste sie Vani gründlich untersuchen, um sicherzugehen, dass alles so verlief, wie es sollte.
    »Komm«, sagte sie. »Lass uns dahin gehen, wo es warm ist.«
    Grace hielt ihr den Arm hin. Vani starrte ihn einen Augenblick lang an, als wüsste sie nicht, was sie damit anfangen sollte. Dann hakte sie sich zögernd bei Grace ein.
    »Ich bin nicht gut in solchen Sachen«, sagte sie.
    »Was meinst du?«
    »Mit

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