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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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dem Berg zu. »Mach dir wegen ihnen keine Sorgen. Ich habe dafür gesorgt, dass sie niemals Seite an Seite stehen werden. Und was deine kleine malachorianische Königin angeht – der Fahle König wird sich um sie kümmern. Selbst Berash sollte das schaffen.«
    Er hätte keine weiteren Fragen mehr stellen sollen; sie würde bestimmt misstrauisch. Aber die Kälte hatte seine Furcht betäubt. »Und wenn der Fahle König die Imsari hat, was ist, wenn er sich entscheidet, die Steine nicht Mohg zu überlassen, sondern selbst über Eldh zu herrschen?«
    Es wurde dunkler; ihre Kutte verschmolz mit der Dämmerung. »Was du da sagst, ist vorstellbar, und darum vertraue ich weder ihm noch seinem Sklaven Kelephon. Berash herrscht in Imbrifale seit tausend Jahren. Er hält sich für den dunklen Meister, dem wir alle dienen. Aber sobald Mohg zurückkehrt, wird sich der Fahle König daran erinnern, wer der Herr und wer der Sklave ist. Oder er wird wie die anderen untergehen.«
    Er wollte noch etwas sagen. Aber seine Lippen schienen ihm nicht gehorchen zu wollen.
    »Pst«, sagte Shemal. »Die Kälte hat dich fast zur Leiche gemacht. Ich habe die Rune des Himmels gesehen, und das ist alles, was ich im Moment brauche. Geh ins Schloss. Ich habe Liendra befohlen, dich zu empfangen, und nicht einmal sie kann bei einer so einfachen Aufgabe scheitern.«
    »Was ist mit Ivalaine?«, schaffte er hervorzustoßen. Bei Olrig, noch war er keine Leiche.
    »Sorge dich nicht wegen der Hexenkönigin. Sie verbringt die meiste Zeit in ihren Gemächern, geht umher, murmelt vor sich hin und reißt sich ihr hübsches flachsfarbenes Haar aus. Aber du musst aufpassen, was du in Hörweite ihrer Beraterin Tressa sagst. Diese Hexe hat noch ihren Verstand beisammen, und ich fürchte, dass Liendra in ihrer Nähe nicht immer besonnen gehandelt hat. Ich würde Liendra wie eine Wanze zerquetschen, wenn ich sie nicht dazu brauchen würde, die Hexen dazu zu bringen, meine Wünsche zu erfüllen.«
    Dann verschwand Shemal mit der Lautlosigkeit fallenden Schnees. Der volle Mond war aufgestiegen und tauchte die Welt in seinen Schein, aber es war sinnlos, die Nacht nach ihr zu durchsuchen. Er würde die Nekromantin nicht wieder sehen. Nicht, bevor sie es nicht wünschte.
    Mit steifen Bewegungen bückte er sich und hob die Taube auf. Der kleine Kadaver war steif gefroren. Er ließ ihn zurück auf den Boden fallen und stapfte dann der Straße entgegen. Aber nach nur einem Dutzend Schritten stolperte er und fiel auf die Knie. Er schaffte es nicht zu Fuß zum Schloss; er war zu ausgekühlt.
    »He, steh auf! Jetzt ist keine Zeit für ein Nickerchen!«
    Die Stimme war ein raues und befehlendes Krächzen, aber nicht ganz ohne Freundlichkeit. Ein Licht hüllte ihn ein, das zu weich und golden war, um vom Mond stammen zu können. Eine köstliche Wärme tröpfelte in sein Fleisch und seine Knochen und ließ seine Gelenke schmerzen. Er lag auf dem Boden; er musste in den Schnee gefallen sein, um dort zu sterben. Nur dass das nicht geschehen war. Zitternd stemmte er sich auf die Knie.
    Eine uralte Frau stand über ihm. Ihr Körper war ein formloser Klumpen in einer Lumpenschicht, und ihr buckliger Rücken war so gekrümmt, dass ihr Kopf fast auf Taillenhöhe war.
    »Ist das das Beste, zu dem du im Stande bist?«, sagte sie mit einem mürrischen Ausdruck auf dem faltigen Gesicht. »Du bist mir ja ein schöner Runenbrecher.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte er sich auf die Beine. Er war noch immer ganz steif, aber seine Hände und Füße fühlten sich an, als würden sie mit Nadeln gestochen. Er würde überleben.
    »Ich bin kein Runenbrecher.« Er vermochte nicht zu sagen, warum er ihr das erzählte; wenn Shemal die Wahrheit erfuhr, würde er auf der Stelle sterben, würde sein Genick wie das der Taube gebrochen werden. Aber etwas an der alten Vettel war seltsam. Das goldene Licht entströmte irgendetwas, das sich hinter ihr befand. Es besaß einen grünen Schimmer, der ihn an einen Sommerwald denken ließ.
    Sie schnaubte und starrte ihn mit ihrem einen hervorquellenden Auge an. »Nun, wenn du kein Runenbrecher bist, dann solltest du einer sein. Das nötige Gesicht dafür hast du.«
    Ohne nachzudenken griff er in die Höhe und berührte die feinen Narben, die sein Antlitz durchzogen. Er hatte sie sich als Junge zugezogen, nachdem sich bei ihm die Gabe des Runensprechens gezeigt hatte. Zur Belohnung hatte sein Vater versucht, ihm die Zunge herauszuschneiden.
    »Und, bewahrst

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