Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste
Türen zu anderen Welten öffnen … darum geht es doch. Dafür habe ich unterschrieben. Also sagen Sie mir, was ich tun kann.«
Deirdre fühlte, wie ihre Furcht verschwand. Selbst wenn die Dinge hoffnungslos aussahen, Anders war erbarmungslos fröhlich. Aber das ging einem nicht auf die Nerven, jetzt, wo sie darüber nachdachte. Es machte Mut …
»Was ist, Kollegin?«
Sie schüttelte den Kopf. »Was ist was?«
»Habe ich noch Krümel vom Sandwich im Gesicht? Sie haben mich so komisch angesehen.«
Deirdre war entsetzt. Sie musste es schon wieder getan haben. Sie hatte geglüht. Schnell griff sie nach dem erstbesten Ordner, öffnete ihn und beugte den Kopf über die darin befindlichen Papiere.
»Da ist eine Sache, die eine große Hilfe wäre«, sagte sie. »Versuchen Sie doch mal, ob Sie aus Zeitungs- oder Fernsehquellen Bilder von dem Torbogen bekommen können. Unser erster Schritt besteht darin, alles über das Tor in Erfahrung zu bringen, was wir können. Dann finden wir vielleicht auch einen Hinweis, der uns verrät, wo die Scirathi es hingebracht haben.«
»Jetzt denken Sie wie ein Sucher, Partnerin. Ich mache mich sofort an die Arbeit.«
Nachdem Anders gegangen war, räumte Deirdre ihren Schreibtisch leer, dann verbrachte sie die nächsten Stunden förmlich an ihr Notebook geschweißt, tippte und klickte, während sie jedes Dokument aufrief, das mit dem Schlussstein, dem Fall Thomas Atwater, der Greenfellow's Tavern, dem Surrender Dorothy und Glinda zu tun hatte. Sobald sie alle Ausdrucke und Fotos zusammen hatte, schob sie sie auf ihrem Schreibtisch herum, bewegte sie wie die Teile eines Puzzles umher, in dem Versuch herauszufinden, ob sie auf eine Weise zusammenpassten, die ihr vorher entgangen war.
Die DNA-Sequenz von Glindas Blut war der Hinweis gewesen, der Deirdre als Erstes zu dem Schlussstein geführt hatte. Jahrhunderte zuvor war von dem Schlussstein getrocknetes Blut abgeschabt worden und erst kürzlich in den fortlaufenden Bemühungen, sämtliche organische Proben in den Sucher-Tresoren vor ihrem endgültigen Verfall zu analysieren, sequenziert worden. Die Sequenz von dem Blut auf dem Stein war unvollständig gewesen, aber es hatte ausgereicht, um festzustellen, dass es statistisch gesehen Ähnlichkeit mit der Sequenz von Glindas Blut hatte.
Das machte auch Sinn, legte man den jetzigen Wissensstand zu Grunde. Der Schlussstein war an einem Ort gefunden worden, wo in der Gegenwart der Nachtklub Surrender Dorothy gestanden hatte, mit seinen Gästen aus Halbelfen wie Glinda. Wo es im siebzehnten Jahrhundert die Greenfellow's Tavern gegeben hatte.
Aber worin bestand die Verbindung zwischen Glinda und Thomas Atwater? Das war eine Frage, die Deirdre noch immer nicht beantworten konnte.
Atwater war im Jahr 1619 zu den Suchern gestoßen, kurz nach der Gründung der Organisation. Als Voraussetzung für die Aufnahme hatten die Philosophen ihm untersagt, jemals noch einen Fuß in die Greenfellow's Tavern zu setzen, wo er zuvor gearbeitet hatte. Jedoch entdeckte man einige Jahre später, dass Atwater in die Taverne zurückgekehrt war, allerdings hatten die Philosophen ihn nie für diesen klaren Verstoß gegen das Siebte Desiderat zur Rechenschaft gezogen. Kurz darauf war Atwater im Alter von neunundzwanzig Jahren gestorben, zweifellos an einer der vielen Krankheiten, die in dieser Ära grassierten. Aber was hatten er und die Greenfellow's Tavern mit dem Schlussstein zu tun?
Vergesst nicht die Schläfer. In ihrem Blut liegt der Schlüssel. Die Worte waren auf Glindas Ring genau wie auf dem Schlussstein eingraviert – obwohl der Stein mittlerweile so verwittert war, dass niemand die Symbole hatte entziffern können. Deirdre hatte sie bloß erkannt, weil sie den Ring so genau studiert hatte. Und selbst wenn die Symbole nicht von der Zeit verwischt worden wären, hätte man sie dennoch nicht entschlüsseln können, denn sie waren in keiner auf der Erde bekannten Sprache geschrieben. Und nach dem zu schließen, was sie vergangene Nacht im Fernsehen gesehen hatten, wusste Deirdre jetzt, dass die Symbole in einer uralten Sprache niedergeschrieben worden waren, die es auf dem Südkontinent der Welt Eldh gegeben hatte.
Die Sprache der Zauberer.
Bloß, dass die Sprache hier bekannt ist. Zumindest einer Person.
Sie nahm das Foto, das ihr der geheimnisvolle Philosoph geschickt hatte, das Foto der Tontafel, auf der die Inschrift in derselben Sprache wie auf dem Schlussstein geschrieben stand, sowie
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