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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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rotgoldene Licht ausging. Der Raum wurde von einen Kristallprisma gekrönt. Das Prisma musste etwas von dem Licht einfangen, das durch die Kuppelfenster draußen eindrang es bündeln und dann nach innen abstrahlen.
    In der Mitte des Raumes stand ein Podest. Es wies drei Seiten auf, mehrere Stufen führten hinauf. Auf dem Podest erhob sich ein Stuhl aus Gold, dessen Rücken die Form eines Riesenkäfers aufwies. Eine Gestalt saß auf dem Stuhl. Eisenketten fesselten Arme und Füße an den Stuhl, aber sie waren sinnlos.
    Der Mann auf dem Thron war tot.
    Der Körper war schon vor Jahrtausenden zu einer vertrockneten Hülle geschrumpft. Arme und Beine waren kaum mehr als Knochen, die von vertrockneten Sehnen zusammengehalten wurden. Papierähnliche Haut schälte sich von nackten Rippen. Eine einstmals majestätische, blutrote Robe bestand nur aus Stofffetzen, die von spitzen Schultern baumelten. Der Schädel lehnte an dem Thron, die gelben Zähne zu einem fleischlosen Grinsen gebleckt; die leeren Augenhöhlen starrten ins Nichts.
    Ein Zischen wie von einer wütenden Katze zog Graces Blick nach unten. Ti'an kniete auf einer der breiten Stufen unterhalb des Podestes. Unter ihr lag Travis auf dem dunklen Steinboden. Sein Serafi lag zusammengeknüllt auf einer Stufe, und von einem kurzen Leinenrock abgesehen war er nackt. Sie hatte ihn mit Öl gesalbt, und seine Haut funkelte in dem metallischen Lichtschein und spannte sich über den schwellenden Muskeln. Er war wunderschön – weitaus schöner als zu der Zeit, in der Grace ihn vor Jahren kennen gelernt hatte –, so als sei er selbst eine Statue aus Gold.
    Seine Augen waren geschlossen, aber seine Brust hob und senkte sich; er war noch immer am Leben. Aber nicht mehr lange. Ti'an beugte sich über ihn, die eine Hand unter seinen Kopf geschoben, die andere um einen Krummdolch geklammert. Auf der nächstunteren Stufe stand eine goldene Schale, dazu bereit, sein Blut aufzufangen, sobald sie ihm den Hals aufgeschlitzt hatte.
    Ti'an zischte erneut, einen wütenden Ausdruck auf dem schönen, unsterblichen Gesicht; sie starrte die Eindringlinge an. Dann beugte sie sich wieder über Travis. Sie hob das Messer, zum Zustechen bereit. Sie standen viel zu weit entfernt, um sie aufhalten zu können. Nicht einmal Vani würde das Podest rechtzeitig erreichen können.
    Das Messer blitzte auf, fuhr in die Tiefe.
    Und Nim schrie auf.
    Sie hatte schon zuvor geschrien, aber noch nie so. Ihr Schrei hörte nicht auf, sondern wurde vielmehr immer lauter und höher, hallte von den Wänden, verdoppelte sich, verdreifachte sich, bis die Luft selbst zu zersplittern drohte. Nims Hände ballten sich zu Fäusten; ihr Rücken bog sich durch. Und noch immer schrie sie weiter, den Kopf zurückgeworfen und die Augen fest zugekniffen. Larad presste die Hände auf die Ohren. Farr taumelte. Grace glaubte, ihr würde gleich der Schädel platzen.
    Ti'an stand auf; ihre dunklen Augen loderten wie Kohlen. Auch sie öffnete den Mund, und ein zweiter Schrei ertönte. Es war kein menschlicher Laut, sondern eine durchdringende Sirene, die so schrill wie Nim war. Farr grunzte und sank auf die Knie. Larad taumelte gegen die Wand. Vanis Augen waren geschlossen, die Arme zu einer abwehrenden Geste gekreuzt. Stechende Schmerzen bohrten sich in Graces Ohren, schnitten tief in ihr Hirn. Sie konnte fühlen, wie der Kern ihres Wesens schwächer wurde, als wäre sie ein Ding aus Glas, das von Sprüngen durchzogen wurde. Noch einen Augenblick länger, und das hier würde sie vernichten.
    Nims Schrei brach ab. Sie sackte in sich zusammen. Ti'an schloss den Mund, wandte sich ab und beugte sich wieder über Travis.
    Vani erholte sich als Erste. »Nim!«, rief sie und rannte auf das Mädchen zu.
    Farr bewegte sich einen Augenblick später. Ti'an starrte ihn an, stieß eine Hand in seine Richtung. Der Derwisch erstarrte. Er stand wie angewurzelt da, aus seinem Mundwinkel rann Speichel. Grace sah Larad an. Konnte er etwas mit den Großen Steinen ausrichten? Nein, er starrte wie Farr ins Leere, reglos, mit steinerner Miene.
    Ti'an schien sich im Moment auf die beiden Männer zu konzentrieren, dann drehte sie den Kopf. Einen Augenblick lang schaute sie Grace an, aber ihr Ausdruck war geringschätzig. Dann beugte sie sich wieder über Travis, drehte seinen Kopf und entblößte die schimmernde Haut seines Halses. Sie hob das Messer.
    Vani hatte gerade Nim erreicht und hob sie auf. Larad und Farr bewegten sich nicht. Niemand konnte etwas

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