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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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tun. Niemand außer Grace. Die Macht der Weltenkraft war so gut wie verschwunden; sie gebot über keine Magie. Aber dafür hatte sie etwas Besseres.
    Wut.
    »Nimm deine verfluchten Hände von ihm, du Miststück!«, sagte eine harte Stimme, und Grace erkannte sie als die ihre.
    Ti'an rümpfte die Nase, als sie spitze Zähne entblößte. Sie öffnete den Mund, um erneut zu schreien. Aber Grace war bereits in Bewegung. Als der erste sirenenähnliche Schrei ertönte, biss Grace die Zähne zusammen, ignorierte den Schmerz und warf sich die Stufen zum Podest hoch.
    Der Schrei brach ab, als sie gegen Ti'an krachte. Das Messer flog durch die Luft und kam auf der untersten Stufe zu liegen. Graces Schwung trug sie weiter vorwärts, so dass sie oben auf der goldenen Frau landete. Es war, als würde man eine Bronzestatue umarmen, die man gerade aus ihrer Form geholt hatte und noch immer die Hitze des Schmelzofens ausstrahlte. Grace versuchte sich wegzurollen.
    Schlanke Arme und Beine schlangen sich um sie. Mit einer mühelosen Bewegung warf Ti'an sie über sich hinweg. Der Aufprall trieb Grace die Luft aus den Lungen, der scharfe Rand einer Stufe schnitt in ihren Rücken. Ti'an setzte sich auf sie, ihre Oberschenkel quetschten Graces Brustkorb zusammen. Ihre zierlichen Hände schlossen sich um Graces Hals und drückten ihr die Luftröhre zusammen. Ti'ans Gesicht war so reglos wie das einer goldenen Skulptur; ihr Atem war heiß und metallisch. Sterne explodierten in Graces Sichtfeld, während sich Ti'ans Finger fester schlossen …
    Ti'an erstarrte, sie riss die Augen auf. Ihr Mund öffnete sich, aber diesmal ertönte nicht der Sirenenruf. Stattdessen benetzte eine dunkle Flüssigkeit ihre Lippen.
    »Mein Geliebter …«, keuchte sie.
    Dann kippte sie zur Seite und rollte die Stufen herunter. Luft schoss in Graces Lungen. Nach mehreren krampfhaften Atemzügen schaffte sie es, sich auf einen Ellbogen zu stemmen. Ti'an lag am Fuß des Podestes. Das Messer ragte aus der Mitte ihres Rückens. Ihre goldene Haut wurde bereits stumpf.
    »Alles in Ordnung, Grace?«, fragte eine sanfte, vertraute Stimme.
    Grace schaute auf. Travis stand über ihr, einen besorgten Blick in den Augen. Alles an ihr schmerzte – aber es war eine gute Art von Schmerz, die Art von Schmerz, die einen daran erinnerte, dass man noch lebte.
    Travis, wollte sie sagen, aber die Worte kamen einfach nicht aus ihrem misshandelten Hals.
    »Sprich nicht«, sagte er, als hätte sie es gekonnt. Er kniete nieder und berührte ihre Wange. »Danke, dass du wieder einmal hinter mir hergekommen bist.«
    Sie lächelte und machte eine Geste mit den Händen, die so ausdrucksstark wie jede war, die der stumme Mann namens Himmel je gemacht hatte. So bin ich.
    Dann weinte sie, während er sie in seinen Armen hielt.

12
    Travis wiegte Grace sanft, während sie ihr Gesicht gegen seine Brust drückte. Seltsamerweise verspürte er keineswegs das Bedürfnis zu weinen. Stattdessen fühlte er sich lebendig.
    Bei Olrig, du hast es ihr gezeigt!, sagte Jack Graystones Stimme in seinem Bewusstsein. Dachte, sie könnte dein Blut für ihre Zwecke benutzen. Nun, da hat sie ihr Messer selbst zu spüren bekommen!
    »Jack, halt die Klappe«, knurrte Travis leise.
    »Was?«, sagte Grace, löste sich von ihm und wischte sich die Wangen ab.
    Travis half ihr hoch. »Ich sagte ›Wie geht es Nim?‹«
    »Ihr geht es gut«, sagte Vani. Sie kam auf das Podest zu, Nim an der Hand. Das Mädchen war blass, aber anscheinend hatte Ti'ans Schrei ihr keinen Schaden zugefügt.
    Obwohl Travis sich nicht hatte bewegen können, als er auf dem Podest gelegen hatte, war er sich dennoch allem bewusst gewesen, was sich um ihn herum zugetragen hatte. Die Luft an diesem Ort schien zu summen und übertrug alles, was geschah, und zwar auf eine Weise, wie es Licht und Schall nicht konnten. Er wandte ihnen den Rücken zu, trotzdem wusste er, dass Farr und Larad herankamen. Sie sahen zu Tode erschöpft aus.
    »Sie war traurig«, sagte Nim und starrte Ti'ans reglosen Körper an. »Sie war so traurig, dass sie jedem wehtun wollte.«
    Grace kniete sich vor das Kind und strich ihm eine dunkle Locke aus dem Gesicht. »Warum war sie traurig, Nim?«
    Das Mädchen zeigte auf die vertrocknete Mumie, die an den Thron gekettet war.
    »Orú«, sagte Farr und stieg die erste Stufe hoch. »Also ist er doch tot.«
    »Seinem Aussehen nach zu schließen, eine ganze Weile«, sagte Larad und machte einen weiten Bogen um Ti'ans Leiche.
    Travis

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