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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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hob seinen Serafi auf und schlüpfte hinein. »Sie wollte ihn wiederbeleben.«
    »Wäre das möglich gewesen?«, fragte Grace überrascht und stand auf.
    »Sie hat daran geglaubt«, sagte Vani und zeigte auf die goldene Schüssel. »Sie hätte dein Blut damit aufgefangen und es ihm gebracht.«
    Travis stieg zu dem Podest hoch, zu der Mumie auf dem Thron. Als Ti'an ihn verführt hatte, war er nicht nur unter ihren Bann geraten; er hatte auch ihre Gedanken erkennen können und den einzigen Antrieb, der sie beherrschte.
    »Sie hat das Blut in meinen Adern erkannt. Sie glaubte, es hätte die Macht, ihn wiederzubeleben. Ich bin mir nicht sicher, ob sie Recht hatte.« Er griff nach einer der Skeletthände, die sich um die Thronlehne krallte, dann hielt er inne. »Ich bin mir nicht sicher, ob der eine Tropfen in meinen Adern ausgereicht hätte. Ich glaube, man würde mehr brauchen. Aber sie war zu dem Versuch entschlossen. Sie hat ihn geliebt. Seit dreitausend Jahren hat sie darauf gewartet, ihn wieder ins Leben zurückzuholen, seit dem Untergang von Morindu. Und jetzt …«
    »Jetzt sind sie zusammen«, sagte Vani wehmütig. Sie kniete neben Ti'ans Leiche nieder. Die ehemals goldene Haut sah jetzt kreidebleich aus. »Sie war meine Vorfahrin. Ich stamme von dem königlichen Geschlecht von Morindu ab. Ich stamme von ihr und Orú ab.«
    »Vielleicht ist das die Erklärung«, sagte Farr. Er hatte die Mumie auf dem Thron untersucht.
    Vani schaute zu ihm hoch. »Was meint Ihr?«
    »Sie war ein Nexus, genau wie Nim. So konnte sie diesen Ort betreten und Orú in seinem Schlaf bewachen. Ich glaube, wenn sie schrie, wenn sie wütend oder aufgeregt genug war … es beeinflusste den Fluss der Ereignisse. Und ich glaube, bei Nim ist es auch so.«
    Grace betastete ihren Hals und zuckte zusammen. »Als sie beide so geschrien haben, fühlte es sich an, als würde ich in Stücke brechen.«
    »Weil genau das geschah«, sagte Farr. Travis fiel auf, dass er nicht Grace ansah, sondern Vani. »Wir alle taten das. Wir wurden vom Sog unendlicher Möglichkeiten, unendlicher Schicksale auseinander gezogen. Jeder von uns hätte sein Leben auf zahllose andere Weisen leben können. Ich glaube, was wir da fühlten, waren diese verschiedenen Leben, die sich überschnitten. Und einander auslöschten, so wie Schallwellen einander auslöschen, wenn sie in der richtigen Frequenz eingestellt werden.«
    »Haben sie deshalb beide geschrien?«, wollte Grace wissen. »Um einander zu neutralisieren?« Sie sah Nim an, aber das Mädchen erschien plötzlich schüchtern, ließ den Kopf hängen und das Gesicht vom nach vorn fallenden Haar verhüllen.
    Travis war nicht davon überzeugt, dass er das alles richtig begriffen hatte, aber es klang richtig. Aber als sowohl Ti'an wie auch Nim geschrien hatten, hatte ihn das nicht wie die anderen beeinflusst. Da sich Ti'ans Aufmerksamkeit auf Nim konzentriert hatte, hatte ihr Verführungszauber seinen Halt über ihn verloren. Er hatte aufstehen, das Messer in beide Hände nehmen und gegen sie benutzen können. Aber warum war er von ihren Schreien nicht wie die anderen beeinflusst worden?
    »Nur ein Toter hat kein Schicksal«, murmelte Grace.
    Hatte sie seine Gedanken gehört? Nein, die Weltenkraft war dafür nun zu schwach. Trotzdem hatte sie verstanden was er gemeint hatte. Er fühlte Farrs Blicke auf sich ruhen. Aber bevor er etwas sagen konnte, ertönte Larads aufgeregte Stimme von der anderen Seite der Kammer.
    »Seht euch diese Symbole an. Sie sind faszinierend – eher Bilder als Schrift. Ich habe das Gefühl, ich sollte sie eigentlich verstehen können.«
    »Entfernt Euch nicht zu weit von Nim!«, rief Vani dem Runenmeister zu.
    Das Mädchen hob den Kopf und berührte Vanis Arm. »Schon gut, Mutter. Jetzt ist es sicher hier.«
    Travis schloss die Augen, fühlte wieder das Summen um sich herum. »Ich glaube, sie hat Recht. Ich glaube, was sie und Ti'an zusammen getan haben … Ich glaube, es hat an den Fäden des Schicksals gezogen, sie entwirrt.« Er öffnete die Augen. »Und da Orú jetzt tot ist, werden sie sich nicht wieder verwirren. Was habt Ihr gefunden, Meister Larad?«
    Der Runenmeister strich über die Wand. »Es ist eine Geschichte.«
    »Worüber?«, fragte Farr und kam näher.
    Vani, Nim, Grace und Travis schlossen sich ihm an. Dann sah Travis die Symbole, und er begriff sofort.
    »Über alles«, sagte er leise. »Sie erzählt alles.«
    Er stellte sich neben Larad und strich mit dem Finger über die in

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