Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht
Lächelns auf. »Wie ich sehe, hast du Marius' kleines Buch gelesen.«
Das konnte Deirdre nicht mal mehr erschüttern. »Sie wissen davon?«
»Wir wissen alles, Kind. Wir sind die Philosophen.« Sie hob die Hand in einer eleganten, nachsichtigen Geste. »Muss ich dir alles erklären? Du sollst doch angeblich so clever sein.«
Der Gesang hatte aufgehört. »Was ist da oben los?«, rief eine Männerstimme.
»Es sind unsere kleine Schnüfflerin und ihr Begleiter«, rief Phoebe zurück, ohne den Blick von Deirdre zu nehmen. »Sie sind gerade eingetroffen, genau wie erwartet.«
Es war gefährlich, etwas zu sagen, das verriet Deirdre jeder Instinkt, aber sie konnte nicht anders. »Vielleicht brauchen sie bessere Wächter.«
»Unfug. Sie haben ihre Pflicht perfekt erfüllt. Jeder hatte einen Pulsmonitor, der ein ständiges Signal aussandte, solange ihre Herzen schlugen. Ich wurde in dem Moment alarmiert, in dem sie starben.«
Deirdre zuckte innerlich zusammen und wünschte sich, Beltan hätte sich etwas mehr zurückgehalten.
Phoebe trat einen Schritt näher auf sie zu. »Wir haben vor langer Zeit gelernt, unser Vertrauen nicht in schwache und fehlbare Sterbliche zu setzen. Wir benutzen sie, ja, aber wir verlassen uns nicht auf sie. Ich wusste, es würde besser sein, wenn ich mich selbst um Marius' kleine Marionetten kümmere.«
»Aber wenn Sie sein Tagebuch gelesen haben, wenn Sie wussten, was Marius vorhat, warum …«
»Warum haben wir ihn dann nicht davon abgehalten?« Phoebe schnurrte förmlich vor Vergnügen. »Das ist ganz einfach, Kind. Es war besser, Marius in dem Glauben zu lassen, sein kleiner Plan hätte eine Erfolgschance. Er hat immer geglaubt, er sei besser als wir; das war seine Hybris. Und das machte es so einfach, ihn zu besiegen. Wie du selbst in Schottland erlebt hast. Wir wussten, dass er irgendwann mit dir Kontakt aufnehmen würde. Und sobald er aus seinem Versteck hervorgekrochen war, konnten unsere Diener ihn mühelos entfernen.«
Eine plötzliche Wildheit brannte den kalten Griff von Deirdres Angst fort. Die Frau, die da vor ihr stand, war unsterblich, ja, aber nicht unverwundbar. Wie Beltan gesagt hatte, man konnte sie töten. »Sie haben Marius nicht besiegt.« Sie richtete die Waffe auf Phoebe. »Ich bin hier.«
Wieder blitzten die goldenen Augen auf. Deirdre hatte plötzlich das Gefühl, ihre Hand würde in einem Eisblock stecken. Die Pistole landete scheppernd auf dem Boden.
Phoebe schnalzte mit der Zunge. »Du hast doch nicht wirklich geglaubt, du könntest uns aufhalten, Kind, oder? Marius hat dir wirklich ein paar Flausen in den Kopf gesetzt.«
Die Worte taten weh, aber Deirdre grinste bloß. Ihr Arm war taub, und sie fühlte sich schwach und zittrig, aber sie war nicht völlig immobilisiert, nicht so wie Beltan.
»Sie können das nicht noch einmal machen, Ihren kleinen Trick. Sie sind nicht so stark wie Marius, oder? Ich wette, das ist keiner von ihnen.«
Unten ertönte ärgerliches Gemurmel. Deirdre konnte die Blicke der anderen spüren, die aus den Schatten ihrer Kapuzen zu ihr hochblickten.
»Mach endlich Schluss mit ihr, Phoebe!«, rief der Mann, der als Erster gesprochen hatte.
»Ruhe, Arthur«, fauchte Phoebe über die Schulter. »Ich habe dir gesagt, ich würde mich um dieses Ärgernis genauso kümmern wie um das andere – die, die diese dreckigen Zauberer haben wollten.«
Die Verzweiflung, die in diesen Worten mitschwang, ermutigte Deirdre. »Sie können mich nicht aufhalten.«
Ein Zischen drang hinter dem Schleier hervor. »Meine kleine teure Sucherin, da irrst du dich.«
Phoebe bückte sich, hob die Pistole auf und schoss.
Ein Donnern erfüllte Deirdres Ohren; es war, als hätte eine unsichtbare Hand sie zurückgestoßen. Sie taumelte gegen eine Wand und schaute nach unten. Neben der rechten Schulter ihrer Lederjacke war ein kleines Loch. Da war kein Schmerz; die Taubheit war ihren Arm hinaufgezogen, dann weiter in ihre Brust. Mit der linken Hand öffnete sie die Jacke.
Blut tränkte ihr Hemd.
»Oh«, sagte Deirdre, dann sackte sie auf die Knie.
»Dieser Fall ist abgeschlossen, Sucherin«, sagte Phoebe und richtete die Waffe auf Deirdres Kopf.
Wieder ertönte ein Donnern. Aber diesmal war es anders, leiser, tiefer, ein Stöhnen, das von unten heraufstieg. In wenigen Augenblicken schwoll es zu einem gewaltigen Brüllen an. Der Boden unter Deirdres Füßen erzitterte. Eine der Statuen kippte um und zerschmetterte eine Urne. Phoebe stolperte gegen das
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