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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Master auch am nächsten Tag nicht, oder am übernächsten, aber am vierten Tag brachte Pietro ihn aus seinem Zimmer zu einem Stuhl in dem Saal neben der Eingangshalle, wo er in der Sonne sitzen konnte. Er sah grau und zerbrechlich aus, wie ein großer, von der Fäulnis befallener Baum. Trotzdem ging ich erleichtert zu ihm, fiel auf die Knie und legte den Kopf in seinen Schoß, und auch wenn ich mich danach verzehrte, ihm noch mehr Fragen über die Alchemie zu stellen, ließ mich Pietros strenger Blick schweigen.
    Auch in den nächsten Wochen wurden meine Fragen nicht beantwortet. Der Frühling ließ das Land erneut aufblühen, aber nicht den Master von Madstone Hall. Er verbrachte immer mehr Zeit in seinem Zimmer und ließ nur Pietro zu sich, und wenn er herauskam, ging er gebückt. Sein schwarzes Haar war silbergrau geworden, und mir kam der Gedanke, dass er vielleicht gar nicht krank war, sondern einfach nur alterte. Aber wie konnte das so schnell geschehen? Als er mich aufgenommen hatte, war er ein Mann in den besten Jahren gewesen. Jetzt sah er älter als Pietro aus. Doch seine Augen behielten den strahlenden goldenen Glanz.
    An einem heißen Tag im Juni kam Pietro ins Schreibzimmer. Ich beschäftigte mich mit dem Buch des Okkulten, das der Master nach unserer letzten gemeinsamen Stunde dort hatte liegen lassen, blätterte darin herum, aber mein Verstand war wie gelähmt, und die Geheimnisse, die so klar erschienen waren, als er sie mir erklärt hatte, verblüfften mich nun, als wäre ich ein dummes Kind.
    Bei Pietros schlurfendem Schritt schaute ich auf. In seinen braunen Augen lag ein gequälter Blick. Ich schlug das Buch zu und stand auf.
    »Ihr müsst zu ihm gehen, Master Marius. Er wartet auf Euch.«
    Als ich sein Zimmer betrat, sah ich ihn zuerst gar nicht. So klein war er geworden, so eingefallen, dass ich einen Moment brauchte, um ihn unter den Decken zu erkennen. Ich setzte mich neben das Bett und nahm seine Hand. Sie fühlte sich wie ein Bündel Stöcke an.
    »Master«, murmelte ich, da ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte.
    »Heute ist dein Geburtstag«, sagte er, und seine Stimme war noch immer tief und klar. »Doch ich fürchte, ich werde nicht mit dir zu den Menhiren gehen können.«
    Mein Geburtstag? Ich hatte ihn vergessen. Ich war jetzt neunzehn. Ein Mann, auch wenn ich mich in diesem Augenblick wieder wie der Junge fühlte, der verloren und verängstigt durch die Tunnel unter Edinburgh kroch.
    »Warum seid Ihr nicht nach Kreta gereist, Master?«
    Der Blick aus seinen goldenen Augen durchbohrte mich. »Warum sagst du so etwas, Marius?«
    »Ich habe Euch und Pietro belauscht.« Die Worte strömten schuldig und gequält aus mir heraus. »Er hat gesagt, Ihr könntet in Knossos geheilt werden. Ich habe davon in einem Buch gelesen. Es war der Palast von König Minos, wo man den Minotaurus im Labyrinth eingesperrt hat.«
    Seine dürre Brust hob sich, als er seufzte. »Nein, ich kann nicht dahin gehen, Marius. Nie wieder. Für mich ist endlich das Ende gekommen. Das ist meine Entscheidung.«
    Tränen strömten meine Wangen herab; ich schämte mich ihrer nicht. »Aber warum, Master? Was ist dort? Könnte ich nicht gehen und es für Euch holen?«
    »Nein, Marius, suche nicht danach!« Seine Stimme war scharf, seine Augen blitzten. »Als ich dir damals zum ersten Mal in der Stadt begegnete, da dachte ich, dass du vielleicht …« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich habe mich geirrt. Ich will, dass du dein Leben lebst, Marius. Ich habe dich adoptiert – die Papiere sind fertig. Madstone Hall gehört jetzt dir. Du musst heiraten, Kinder haben und deine Tage bis zur Neige leben.« Ein Krampf durchfuhr ihn. »Und du musst aufpassen, Marius. Wenn ich nicht mehr bin, werden sie kommen. Du darfst ihnen nicht vertrauen. Es tut mir Leid. Da ist noch so viel, das ich dir hätte sagen müssen, und jetzt ist keine Zeit mehr.«
    »Nein, Master«, sagte ich, umklammerte seine Hand, küsste sie, von so großer Verzweiflung erfüllt, dass ich das, was er zu sagen hatte, gar nicht richtig aufnahm. »Nein, ihr dürft mich nicht verlassen. Ich brauche Euch noch.«
    Er lächelte, und es war wie Sonnenschein auf meinem Gesicht. »Mein geliebter Marius. Alles, was du brauchst, ist direkt hier.«
    Seine Hand berührte sanft meine Brust und fiel dann auf die Decke. Ein leises Seufzen entfuhr ihm, und ich sah zu, wie sich seine Augen veränderten, von Gold zu Blei wurden, als wäre die Alchemie des Lebens umgekehrt

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