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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Mylord?«
    »Westminster Abbey?«, wiederholte ich. »Warum sollte ich dorthin reiten wollen?«
    »Nun, um einen Blick auf die junge Lady Alis werfen zu können, darum natürlich.«
    Ich fühlte, wie ich blass wurde und Übelkeit in mir aufstieg. Wie konnte diese alte Frau von meinen wahren Absichten wissen? Es erschien unmöglich, aber wenn sie Bescheid wusste, dann war ich bereits gescheitert.
    Sie schnalzte mit der Zunge. »Kein Grund zur Sorge, Mylord. Ihr seid kaum der erste junge Mann, der in der Hoffnung auf einen Blick auf Lord Faradays Tochter ans Tor geritten kommt. Sicherlich habt Ihr Euch doch nicht für einen Ritt aufs Land so fein angezogen! Aber Ihr werdet Lady Alis heute Morgen nicht hier finden.«
    Was war ich doch für ein Narr. Natürlich wusste die Alte nichts von meinen wahren Absichten. Sie hatte einfach eine Annahme geäußert und war dabei nicht einmal so weit von der Wahrheit entfernt gewesen. Aber ich sah keinen Grund, sie zu korrigieren.
    »Und wo könnte man Lady Alis an einem Morgen wie diesem finden?«
    »Das habe ich Euch doch schon gesagt, Mylord, und zwar ausführlicher, als ich eigentlich sollte. Aber ich wage zu behaupten, dass Ihr anders als die anderen jungen Männer ausseht, die sonst zu Besuch kommen.« Ihre grünen Augen blickten plötzlich schärfer. »Ausgesprochen anders.«
    Ich hatte nicht die geringste Idee, was diese Worte bedeuten sollten, aber mir wurde klar, dass die Frau mir tatsächlich gesagt hatte, wo ich hin musste.
    »Wie soll ich sie erkennen?«
    Die alte Dienerin lachte. »Eine wunderschöne junge Adlige sollte nicht schwer aus der Menge herauszupicken sein, Mylord. Andererseits kann man sich nicht immer auf seine Augen verlassen.« Sie öffnete das Tor einen Spalt, schlüpfte hindurch und schloss es wieder hinter sich.
    »Bitte«, sagte ich und umklammerte die Eisenstäbe, da ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte.
    Wieder nahm der Blick der Alten an Schärfe zu, und nach einem Moment nickte sie. »Sie bevorzugt die Sonne im Kreuzgang.«
    Ich erreichte Westminster Abbey gegen Mittag.
    Ich zog die Jacke zurecht, als ich durch den Westeingang schritt und das lange Kirchenschiff betrat. Säulen strebten zur gewölbten Decke in der Höhe, und trotz der Dringlichkeit meiner Suche konnte ich nicht anders und blieb stehen, um nach oben zu schauen. Es ist der Sinn großer Kirchen, Ehrfurcht einzuflößen, einem den Glauben zu geben, dass es etwas gibt, das über die Welt der Menschen hinausgeht.
    Und tatsächlich war es ja auch so, denn genau aus diesem Grund war ich hier. Ich senkte den Blick und ging weiter. Eine gedämpfte Atmosphäre lag in der Luft, trotzdem herrschte im Kirchenschiff eine gewisse Betriebsamkeit. Es war gefüllt mit Geistlichen, Schaulustigen vom Land und Bürgern der Stadt, die vor den Marmorstatuen von Heiligen oder Königen in den Nischen und Alkoven standen, um eine Kerze anzuzünden und ein stilles Gebet zu sprechen.
    Es hielten sich viele Damen im Kirchenschiff auf; tatsächlich waren es so viele, dass das Rauschen ihrer Gewänder wie der Flüstergesang von Mönchen von den Steinwänden zurückgeworfen wurde. Ich musterte sie verstohlen im Vorbeigehen und schenkte den Frauen größere Aufmerksamkeit, deren Kleidung und Auftreten auf eine adlige Herkunft hinwiesen. Einige von ihnen waren durchaus als hübsch zu bezeichnen, aber keine schien etwas Außergewöhnliches darzustellen, und sie alle waren mehr daran interessiert, ihre Gewänder zu präsentieren und mit ihren männlichen Begleitern zu flirten, als dem Schrein eines verstorbenen Herrschers oder gottseligen Märtyrers ihre Ehrerbietung zu widmen.
    Ich arbeitete mich durch den Altarraum und die Kapelle von Heinrich dem VII., wie auch durch die ruhige Abgeschiedenheit des Domkapitels, in dem die mit den Farben der Glasmalereien versetzten Lichtstrahlen den Boden aussehen ließen wie mit Edelsteinen besetzt. Erst als ich in einer offen stehenden Tür etwas Grünes aufblitzen sah, fielen mir wieder die Worte der alten Dienerin ein. Ich eilte aus der Tür in den offenen Hof in der Mitte des Kreuzgangs.
    Der Kreuzgang war weder so prächtig noch so bevölkert wie das Kirchenschiff. Ich schlenderte die überdachten Gänge entlang, die den rechteckigen Rasen umgaben, aber die einzigen Frauen, deren Kleidung sie als Adlige auswies, bestanden aus eine Gruppe grauhaariger Damen, die anscheinend einen Rundgang durch die Grüfte machten, und ich fragte mich, ob sie sich wohl ihren

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