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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Bemerkenswertes, aber das übertraf alle meine Vorstellungen. Und ich bezweifelte, dass Rebecca trotz ihrer wissenden Art über alles Bescheid wusste, was in dem Brief stand.
    Ich sollte eine Elfe überwachen.
    Oder zumindest eine Halbelfe. Ich betrat einen grünen, stillen Ort, der von Steinmauern beschützt wurde, der Hof der St. Paul's Church. Das war nicht Christopher Wrens großartige Kathedrale, die sich zu dieser Zeit noch im Bau befand. Dies war eine kleine, von Inigo Jones erbaute Kirche, und meiner Meinung nach sah sie eher wie ein vergessener griechische Tempel aus als wie ein heiliges Haus der Christenheit. Ich setzte mich unter eine Wisterie auf eine Bank, um den Brief erneut zu lesen.
    Den Informationen der Philosophen zufolge waren Elfen keineswegs die mystischen Geschöpfe aus den Kindermärchen und Shakespeares Komödien; in Wirklichkeit handelte es sich um außerweltliche Wesen, die auf einer anderen Welt geboren worden waren. Und auch wenn die Philosophen noch nie gehört hatten, dass es auf der Erde echte Elfen gab, waren sie auf ein paar Individuen gestoßen, in deren Adern Elfenblut floss.
    Wer diese außerweltlichen Leute waren und wo man sie finden konnte, das verriet der Brief nicht. Falls die Philosophen das wussten, hatten sie es nicht für nötig befunden, diese Information weiterzugeben. In dem Brief stand lediglich, dass da eine junge Adlige war – eine gewisse Alis Faraday –, die von einem dieser Halbelfen abstammte, was aber weder ihr noch ihren Eltern bekannt war. Es wurde auch nicht erklärt, wieso die junge Dame und ihre Eltern von ihrer fantastischen Herkunft nichts wussten. Der Brief befahl mir nur, diese Lady zu beobachten, alles, was ich sah und hörte, schriftlich niederzulegen und mich dabei an die Desiderate zu halten, vor allem an das erste: Ein Sucher soll nicht in die Handlungen jener eingreifen, die von außerweltlicher Natur sind.
    Der Brief endete mit den Worten: Diese junge Lady darf unter keinen Umständen von Euch oder anderen Suchern ihre wahre Natur erfahren. Denn der Zweck dieser Studie besteht darin, festzustellen, ob eine Person von außerweltlicher Natur, die sich dieser Tatsache nicht bewusst ist, selbst auf ihre einzigartige Herkunft stößt – ob nun durch eigene Willenskraft, Intuition oder Kraft. Oder ob sie zufrieden wie jeder andere Bewohner der Erde leben kann, ohne das Wissen über die ihr innewohnende Andersartigkeit.
    Ich holte tief Luft, um meine Nerven zu beruhigen, dann schob ich den Brief wieder in die Jacke und stand von der Bank auf.
    »Seid vorsichtig, Marius.«
    Ich drehte mich um. Rebecca kam ein paar Stufen herunter und betrat den Hof. Ihr Gewand war von einem so dunklen Grau, dass es fast schon schwarz war; sie sah wie eine Trauernde aus, die zur Kirche wollte, um dort um einen Verlorenen zu weinen.
    »Rebecca«, sagte ich und hielt inne, denn mir fiel keine Erwiderung ein. Die Worte des Briefes brannten in meinem Kopf, als hätte man sie dort mit Flammen niedergeschrieben.
    Sie kam unter das Dach der Wisterie; der Nebel hatte sich in Regen verwandelt. »Einen Auftrag der Philosophen darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ihr seid kein Sucher im Ersten Rang mehr. Einen Meister setzt man viel größeren Risiken aus. Gefahren warten auf Euch.«
    »Was soll denn daran gefährlich sein, eine junge Lady zu beobachten, Rebecca?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem scharfen Lächeln. »Nein, Marius, ich weiß nicht, was alles in dem Brief steht – nur das, was die Philosophen mir selbst übermittelt haben, und das ist wenig. Ich habe keinen besonderen Grund, mich um Eure Sicherheit zu sorgen. Aber seid trotzdem auf der Hut.«
    In ihrem Blick lag echte Sorge. Aber ich war zu aufgeregt, um auf ihre Worte zu hören. In dieser Stadt gab es eine Person mit echten außerweltlichen Verbindungen, und ich würde sie beobachten. Und falls sie vielleicht ihre Herkunft entdeckte, würde ich sie ebenfalls erfahren – Dinge erfahren, die mir dabei helfen würden, den Weg in eine andere Welt zu finden. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits beschlossen, dass mir als Erstem gelingen würde, was das Ziel der Sucher war. Ich würde in eine andere Welt reisen. Master Albrecht hatte mich gewarnt, diesen Leuten zu vertrauen, aber ich wusste, wie ich sichergehen konnte, dass sie mich niemals beherrschen würden; ich würde stattdessen sie beherrschen. Ich würde der größte Sucher werden, den die Organisation je

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