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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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stärker, als Grace je gedacht hätte, denn sie stand mit einem Grunzen auf und stemmte Travis über den Kopf; nur ihrem Gesicht war die Anstrengung abzulesen. Von Farr gehalten, streckte Avhir einen langen Arm aus und ergriff Travis' Handgelenk. Er zog sich zurück und hievte Travis aus der Mulde.
    Der Muldenrand gab mit einem Ächzen nach, Sand flutete in dem Augenblick in die Tiefe, in dem ein schwarzer Schatten inmitten einer Staubwolke in die Höhe schoss. Die Luft flimmerte, dann war Vani da. Die T'gol kam heran, während Avhir Travis' Leiche auf festem Untergrund absetzte.
    »Ist er …?«
    »Ja«, sagte Avhir. »Er ist tot. Der Treibsand hat ihn erstickt.«
    Vani blickte Grace an; ihre goldenen Augen funkelten hell im letzten Tageslicht. »Du bist eine Hexe. Du kannst ihn wiederbeleben.«
    Nein. Travis lag nicht im Sterben, er war schon tot. Trotzdem griff Grace mit der Gabe zu. Vor zwei Jahren hatte sie darin versagt, einen guten Freund zu retten – Sir Garf –, indem sie ihren Lebensfaden mit dem seinen verband; der dunkle Knoten in ihrem Faden hatte sie zurückgehalten. Seitdem hatte sie gelernt, die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Es gab nichts mehr, das ihre Magie behindern konnte. Aber jetzt war die Magie selbst zu schwach, und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hätte es keine Rolle gespielt. Sein Lebensfaden war erloschen. Sie suchte aber da war nichts, mit dem sie ihren Lebensfaden hätte verbinden können.
    Larad legte die Hand auf ihre Schulter. »Ihr könnt es tun, Euer Majestät. Ihr habt die Macht.«
    »Hexerei ist die Magie des Lebens«, sagte sie, und die Worte schmeckten so bitter wie Gift auf ihrer Zunge. »Für die Toten kann sie nichts tun.«
    »Ich meinte auch nicht die Magie, Euer Majestät. Seid Ihr nicht eine fähige Heilerin gewesen, bevor Ihr zur Hexe wurdet? Habt Ihr nicht andere wiederbelebt, die bereits gegangen waren? Ich weiß, dass Ihr das habt – ich habe Euch davon erzählen gehört.«
    Die Worte versetzten Grace einen Schlag, genau wie der elektrische Strom vom Paddel eines Defibrillators, der ihr Herz schneller schlagen ließ. Sie war so lange Zeit Hexe und Königin gewesen; sie hatte fast schon vergessen, was sie viel länger gewesen war, was sie in Wirklichkeit war. Aber Travis hatte es nicht vergessen.
    Keine Angst, Grace. Du wirst mich retten. Ich weiß, dass du das kannst …
    Er hatte gewusst, dass sein Opfer die Sandungeheuer aufhalten würde. So wie er gewusst hatte, dass Grace ihn zurückholen konnte. Sie war Ärztin, sie konnte so etwas. Aber ihr fehlte die Ausrüstung, die sie brauchte: Notfallgerät, Adrenalin und ein Team aus Krankenschwestern.
    Was ist mit Magie, Grace?
    Nein, die Weltenkraft war zu schwach, sie verhedderte sich zu schnell. Einen Augenblick lang erwog sie, Larad nach der Rune des Blitzes zu fragen, um Travis' Herz einen Anstoß zu geben. Aber die Voltzahl musste genau stimmen. Zu viel, und alle Hoffnung war verloren. Es gab nur eine Möglichkeit, dies hier zu tun.
    Sie kniete neben Travis nieder und überließ sich ganz Instinkt und Erfahrung. Wie lange war es her, dass er zu atmen aufgehört hatte? Zwei Minuten, vielleicht auch mehr. Sie musste sofort mit der Herzmassage anfangen. Sie drehte Travis' Kopf zur Seite und entfernte mit zwei Fingern Sand aus seinem Mund und der Luftröhre, machte seine Atemwege frei.
    »Vani«, sagte sie. »Knie neben ihm nieder.«
    Die T'gol stellte Graces Befehl nicht infrage.
    »Leg die Hände dorthin, übereinander, genau ans Ende seines Brustbeins. Wenn ich es dir sage, drückst du den Brustkorb fünfmal zusammen. Und zwar so – drücke fest mit den Handballen zu, aber nicht so hart, dass du ihm die Rippen brichst.«
    Grace eilte um Travis herum, sich seiner grauen Haut und der blauen Lippen nur zu bewusst. Sie legte ihm den Kopf in den Nacken, hielt ihm die Nase zu, legte ihren Mund auf den seinen, verschloss ihn und blies ihre Atemluft in ihn hinein. Seine Brust hob sich, senkte sich wieder. Sie blies ihm erneut ihre Luft ein, dann lehnte sie sich zurück.
    »Jetzt, Vani. Fünfzehn Kompressionen.«
    Als die T'gol fertig war, atmete Grace zweimal in seinen Mund. Sie schmeckte Sand und Blut.
    »Komm schon, Travis«, sagte sie streng, der Befehl einer Ärztin. »Du bist stark. Stärker als jeder andere. Ich weiß, dass du das kannst.«
    Er bewegte sich nicht. Als Vani die Herzmassage durchführte, schob Grace seine Lider zurück. Seine Pupillen waren starr und

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