Die letzte Schlacht
Akademie, sobald es möglich ist.«
Gesteris schlug sich die Faust vor die Brust.
»Mein Arm und mein Herz gehören Euch, Marschall Vasselis.«
»Marcus, dafür bin ich dankbarer, als Ihr es Euch überhaupt vorstellen könnt.«
Roberto schätzte, dass es der zehnte Tag des Genasab war. Ihr Boot war nicht mehr weit vom Iyresee, dem Wall und den Toren der Juwelenmauer entfernt. Die drei Insassen waren erschöpft und wund gerieben und hatten überall Schmerzen. Der Wind hatte sie im Stich gelassen, sie waren bis zum Umfallen gerudert. Der Kaldefluss hatte kurz vor dem See eine kräftige Strömung, die sie jedoch in die falsche Richtung drückte.
Sogar Harban litt, obwohl er nicht so mitgenommen aussah wie die anderen. Roberto hatte seinen Brustharnisch und die Waffen im Bug verstaut, damit sie nicht zerkratzt wurden, doch alles, was er sonst noch trug, sein Hemd, sein Rock und seine Stiefel, waren schmutzig und zerlumpt. Der Sprecher Barias war nicht besser dran, und nachdem ihn vor zwei Tagen eine schlimme Übelkeit ergriffen hatte, war sein Gesicht totenbleich. Roberto hatte in seinen Augen sogar die ersten Anzeichen von Furcht erkannt – dass er sterben konnte und sich in vielen Dingen geirrt hatte.
Doch sie hatten weder Zeit noch Kraft, darüber zu diskutieren. Mit seinen scharfen Augen hatte Harban zwischen den Hügeln, die sich von den Kaldebergen bis zum See erstreckten, einige Reiter entdeckt. Offenbar wollten sie zur Brücke, die zwei Meilen nördlich der Mündung den Fluss überspannte. Es mussten Überlebende der Bärenkrallen sein. Roberto hatte sich und seinen Gefährten eine letzte Anstrengung abverlangt, und sie waren bis zur einsamen alten Brücke gerudert und hatten gewartet. Endlich konnten sie Hände und Füße ins kalte Wasser tauchen und sich etwas ausruhen.
Als die Reiter nur noch eine Meile entfernt waren, konnte Roberto sie genauer betrachten. Es waren zwanzig, und sie hatten dreißig Reservepferde dabei. Außerdem bemerkte er die Kavallerieuniformen der Bärenkrallen und tsardonische Rüstungen und Gesichter. Alles Überlebende von Gorians Verbrechen. Irgendwie war es nicht überraschend, sie zusammen zu sehen. Es weckte sogar einen kleinen Hoffnungsschimmer in ihm.
Roberto, Harban und Julius stellten sich, für die Reiter gut sichtbar, mitten auf die Brücke. Roberto winkte ihnen, damit sie anhielten, und betrachtete sie. Zitternde Pferde, Reiter kurz vor dem Zusammenbruch. Tsardonier und Kämpfer der Konkordanz in gleicher Zahl.
»Botschafter Del Aglios«, sagte ein Mann, den Roberto als Dolius erkannte. Er keuchte und konnte kaum sprechen. »Wir hielten Euch für verloren. Auch Sprecher Barias.«
»Die erstaunlichen Geschichten über unsere Flucht müssen warten. Was ist aus Kell und Dahnishev geworden? Ich weiß bereits, dass Nunan gefallen ist. Wo sind die Toten?«
Dolius gab ein Zeichen, und die zwanzig Männer saßen ab. Roberto beobachtete, wie sie sich aufstellten. Tsardonier und Estoreaner nebeneinander wie Freunde. Er nickte dem Anführer der Tsardonier zu, es war ein Prosentor.
»Kell ist tot und marschiert jetzt mit den Toten. Auch Nunan ist dort. Über Dahnishev und die anderen, die an den Klippen waren, weiß ich nichts. Wir haben Späher ausgesandt, um sie zu suchen, konnten jedoch keine Spur finden. Am Ende mussten wir selbst so schnell laufen, wie wir nur konnten, um den Toten zu entgehen.« Dolius trat einen Schritt nach vorn. »Er hat sie alle getötet, ob aus der Konkordanz oder aus Tsard. In Hasfort hat er sich Geschütze und Ingenieure geholt. Kell und vierhundert Soldaten haben sich geopfert, damit wir genügend Vorsprung bekamen, um Euch zu warnen. Und damit Prosentor Ruthrar zu seinem König gelangt. Die Toten sind nur noch wenige Tage hinter uns, und auch das nur, weil sie durch unseren Angriff aufgehalten wurden. Ich …«
Roberto hob beide Hände. »Langsam, langsam. Manches weiß ich schon, aber nicht alles. Ruthrar will zum König? Zu Khuran?«
Ruthrar nickte. »Mein König marschiert durch Atreska ins Verderben und nicht dem Ruhm entgegen. Ich muss mit ihm sprechen.«
»Wir gehen alle nach Neratharn, aber zuerst setzen wir uns, und Ihr sagt mir alles, was Ihr wisst.«
Davarov wartete auf die Berichte der Späher. Er hatte den dunklen Fleck am Horizont bemerkt und angenommen, dass sich entweder Reservisten aus Neratharn oder seine Geschütze aus den Werkstätten in Hasfort näherten. Beides wäre mehr als willkommen gewesen, doch immer
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