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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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gewesen. Seine Ruderer hatten hart gearbeitet, sobald der Wind nachgelassen hatte, und so hatten sie auf dem Weg nach Süden zur Insel Kester eine Durchschnittsgeschwindigkeit von neun Knoten halten können. Nur auf hoher See war er glücklich. Wenn er zu lange vor Anker lag, wurde ihm übel. Hier draußen aber konnte sein Geist frei schweifen, wie es in einem stickigen Büro auf dem Hügel niemals möglich war. Die Schreie des jungen Harkov konnte er einfach nicht vergessen. Er hörte sie im Wind, aus den Schnäbeln von Möwen und im Knarren der Balken.
    Die Ocetarus, das Flaggschiff der Flotte, war hervorragend in Schuss und diente als Vorbild, an dem sich alle anderen Schiffe der Ocetanas messen lassen mussten. Inzwischen hatte er die Bestätigung erhalten, dass die Befehle, die er nach dem Auslaufen aus Estorr erteilt hatte, ausgeführt wurden. Demnach funktionierte die Übermittlung durch Flaggen und Brieftauben mit hinreichender Geschwindigkeit. Bisher hatten sie keine unbekannten Schiffe gesichtet und konnten davon ausgehen, dass die Patrouillen den östlichen Teil des Meeres im Griff hatten. Kein Schiff mit Toten an Bord würde an den Ocetanas vorbeikommen, solange er noch an Deck stehen konnte.
    Iliev hielt sich wie immer, wenn sie sich der Insel näherten, am Bug auf. Die Lanzen des Ocetarus waren im Osten vorbeigeglitten, die mächtigen und hohen Felsnadeln, die als natürliche Monumente den Meeresgott priesen. Den einzigen wahren Gott. Vor ihm erhoben sich die abweisenden Klippen der Insel im Morgennebel aus der Gischt. Die Wellen donnerten gegen den Stein.
    Durch sein Spähglas konnte Iliev die Flaggen der Konkordanz und der Marine auf allen Wachtürmen wehen sehen. Sie begleiteten seinen Heimweg. Ja, er kehrte heim in den Palast und die Stadt auf der Insel. Zu den meilenlangen Gängen, die in den nackten Fels gehauen waren. Zur kalten Schönheit und zum Frieden der Insel. Zu den tosenden Elementen, die er wie den Kuss des Lebens selbst empfand. Von dort aus wollte er die Rettung der Konkordanz befehligen, bevor er wieder in See stach, dieses Mal als Kommandoführer der Ocenii.
    Als am Mittag die Steilwände der Insel neben dem Schiff aufragten und ihren Schatten weit übers Meer warfen, wich seine Freude über den ersten Anblick einer bohrenden Angst. Keine einzige Glocke hatte seine Ankunft angekündigt. Niemand hatte die Flagge der Seeherren entrollt und an die Seetore gehängt, um ihn zu begrüßen. Das bedeutete, dass die vorderen Türme nicht bemannt waren und dass niemand in den Geschützstellungen im Norden wachte und zum Meer hinausblickte. Außerdem war seit vier Stunden kein Schiff durch die westlichen Seetore gekommen.
    Das war höchst merkwürdig. Er musste an Harkovs Worte denken und packte unwillkürlich die Reling fester. Es lief ihm kalt den Rücken hinunter. Niemand konnte die Insel Kester einnehmen. Keine Invasionstruppe konnte jemals ihre Flagge auf den Türmen hissen. Das war unmöglich. Es sei denn, natürlich, die Tore standen offen, weil die Hafenmeister glaubten, Freunde einzulassen. Iliev marschierte zum Heck und stellte sich neben den Rudergänger.
    »Refft das Segel, macht die Ruder bereit. Gleichmäßig mit fünfzehn Schlag. Rudermeister, gebt den Befehl, sobald Ihr so weit seid. Ausführung.«
    »Ja, Herr.«
    »Steuermann, beschreibt einen kleinen Bogen, damit wir geradewegs auf das Seetor zuhalten.«
    Der Matrose nickte und drehte das Steuerrad ein wenig herum, worauf das Schiff sich drehte. Takler schwärmten über das Deck, das Segel kam herab und wurde am Mast vertäut. Ein ungutes Schweigen senkte sich über das Schiff, die Blicke der Männer wanderten über den Felsen vor ihnen. Nichts rührte sich dort. Nicht einmal ein Vogel schwebte in den Aufwinden. Laut dröhnten die Wellen am Fels und unter dem Rumpf.
    Iliev drehte sich um, während die nördliche Spitze der Insel vorbeizog. Langsam kamen das erste westliche Seetor und der Hafen in Sicht. Hinter der Mauer tanzten die Masten der Schiffe leicht in der Dünung. Er blickte nach oben und ließ die drückende Stille auf sich wirken. Aus dieser Nähe, höchstens noch zweihundert Schritt von der Insel entfernt, sollten sie von drinnen Rufe und Arbeitsgeräusche aus den Trockendocks hören, und außerdem sollten Boote ein- und ausfahren.
    Iliev wandte sich wieder an den Rudergänger, der inzwischen sichtlich nervös war und sich über die trockenen Lippen leckte.
    »Nur ruhig«, sagte Iliev. »Langsam beidrehen.«
    Das

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