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Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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nahm den Umschlag und hielt ihn Danny hin. »Nun nimm schon!«
    Danny starrte auf den Umschlag, als wäre er etwas Ekelhaftes; dann nahm er ihn mit langsamen, zögernden Bewegungen. Er hatte in der vergangenen Woche sehr viel von Ethan gelernt, vor allem Geduld.
    Ethan schaute ihn einen Moment nachdenklich an, dann nickte er. »Okay. Warte acht Stunden. Wenn ich bis dahin nicht zurück bin…«
    »Hab schon kapiert.« Danny ließ sich aufs Bett fallen und griff nach seinem Gameboy. »Dann mach ich, dass ich hier wegkomme.«

29.
    Ethan machte sich um zehn Uhr auf den Weg.
    Die Nacht war feucht und kühl, das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in großen Pfützen. Ein Sturm war nicht aufgekommen, doch vom Puget Sound drang leichter Nebel herüber, der die Luft noch mehr abkühlte. Niemand war auf der Straße; die meisten Leute lagen im Bett oder machten es sich vor dem Kaminfeuer gemütlich.
    Ethan jedoch kam das Wetter sehr gelegen.
    Er ging auf Umwegen zu den Docks, lief mehrere Male im Kreis, blieb wachsam und lauschte. In seiner Aufmerksamkeit nachzulassen wäre ein Fehler gewesen, den er sich nicht leisten konnte. Nicht heute Nacht. Nicht, wenn das Leben so vieler unschuldiger Menschen auf dem Spiel stand.
    Er dachte an Danny, wie er ihn zuletzt gesehen hatte, eifrig mit dem Durchforsten des Computersystems von Haven beschäftigt. Ethan hatte mit der Bereitwilligkeit des Jungen, allein zurückzubleiben, nicht gerechnet. Noch vor einer Woche hätte er sich mit Zähnen und Klauen dagegen gewehrt. Danny hatte einen weiten Weg hinter sich seit dem Tag, als Anna ihn und Callie bei Ethan gelassen hatte. Inzwischen sah er Ethan mit einem Blick an, der an Nicky erinnerte – ein Blick des Vertrauens. Ethan war nicht sicher, ob er das gut finden sollte. Er hatte niemals die Verantwortung für das Leben eines anderen Kindes übernehmen wollen, doch nun lag das Schicksal einer ganzen Insel voller Kinder in seinen Händen. Und er wollte verdammt sein – oder tot –, wenn er sie im Stich ließ, wenn er zuließ, dass das Vertrauen in Dannys Augen wieder erlosch.
    Als Ethan zu den Docks kam, inspizierte er die Sea Devil sorgfältig, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Hier erwartete er zwar noch keine Gefahren, aber immerhin war dies bereits Cox' Revier, denn sie befanden sich im Umkreis von einer Stunde Fahrt zur Insel. Da konnte man nicht vorsichtig genug sein.
    Als Ethan sicher war, dass niemand sich am Boot zu schaffen gemacht hatte, machte er den Motor startklar und warf einen letzten Blick auf die Seekarte. Dann ging er unter Deck und wartete.
    Damit sein Plan funktionierte, brauchte er Ramirez' Hilfe. Das passte ihm zwar gar nicht, aber noch schlimmer war die Vorstellung, dass Sydney in Cox' Gewalt war. Er würde alles tun, sie von der Insel zu holen, und wenn er dazu einen Pakt mit dem Teufel schließen müsste. Oder mit Marco Ramirez. Falls der überhaupt kam. Andernfalls musste Ethan es mit seinem Ersatzplan versuchen, einer leicht veränderten und noch riskanteren Version seines ursprünglichen Vorhabens.
    Er musste nicht lange warten.
    Das Boot schlug leicht gegen den Landungssteg. Leise Schritte erklangen über ihm. Dann erschien Ramirez in der Vorderluke.
    Ethan hieß ihn mit der Glock in der Hand willkommen. »Ich war nicht sicher, ob du kommen würdest.«
    Unbeirrt stieg Ramirez die letzten Stufen hinunter. »Die Kanone brauchst du nicht, amigo.«
    »Entschuldige, wenn ich dir das nicht abnehme. Jetzt leg deine Ausrüstung hin.« Ethan machte eine auffordernde Bewegung mit dem Pistolenlauf. »Schön langsam.«
    »Wenn ich dich töten wollte«, Ramirez zog seine Beretta aus dem Jackett und legte sie auf den Boden, »hätte ich es schon mehr als einmal tun können.«
    »Hättest es ja mal versuchen können.« Ethan wies auf die Beretta. »Schieb die Waffe rüber. Auch die Knarre, die du im Halfter am Knöchel trägst.«
    Ramirez zog eine Augenbraue hoch und grinste. Dann bückte er sich, schnallte das Halfter ab und schob es neben die Beretta. »Zufrieden?«
    »Hast du sonst noch was?«
    Der Killer hielt einladend sein Jackett auf. »Darfst mich gerne durchsuchen.«
    »Dreh dich um, und leg die Hände auf das Schott.«
    Widerwillig gehorchte Ramirez. Ethan klopfte ihn nach weiteren Waffen ab, doch Ramirez war sauber. Ethan trat ein paar Schritte zurück, hob die Beretta und die andere Waffe auf und legte sie in einen Wandschrank hinter sich. »Okay, setz dich.«
    Ramirez kam der Aufforderung

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