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Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Geheimnis, das sich nicht lösen ließ und das sie, Rosanna, auch nicht lösen musste. Dennis und Robert hingegen waren die Gegenwart, ihre Gegenwart. Und was ist deine Zukunft?, fragte sie sich. Die Antwort darauf mochte sie sich nicht geben. Sie war zu gefährlich.
    Sie hatten die Grafschaft bereits verlassen und fuhren Richtung York, als Rosannas Handy klingelte. Sie riss es förmlich aus ihrer Tasche. Hoffentlich war es Dennis, der ihr mitteilte, dass Robert wieder daheim war, sicher und gesund.
    »Ja?«, rief sie.
    »Mrs. Hamilton, mein Gott, wo sind Sie? Wo sind Sie?«
    Sie erkannte die Stimme nicht gleich, wusste aber, dass es nicht Dennis war. »Wer spricht denn da?«
    »Ich bin's, Brent! Brent Cadwick!«
    »Oh, Mr. Cadwick. Was gibt es denn?« Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Marc ruckartig den Kopf zu ihr wandte.
    Mr. Cadwicks Stimme überschlug sich fast. »Ich habe sie! Elaine Dawson! Ich habe sie! Kommen Sie, so schnell Sie können! Beeilen Sie sich!«
     
    Mr. Cadwicks Gesicht hatte eine ungesunde dunkelrote Farbe angenommen. Sein Blutdruck musste sich in gefährlichen Höhen bewegen. Er stand in der Eingangstür seines Hauses und trat von einem Fuß auf den anderen, als Marc und Rosanna mehr als eine Stunde nach dem Anruf bei ihm anlangten. Marc war schneller gefahren, als erlaubt, aber sie hatten zahlreiche Dörfer durchqueren müssen, in denen er das Tempo wenigstens ein bisschen hatte drosseln müssen, und einmal mussten sie tanken, weil sie sonst bestenfalls mit dem allerletzten Tropfen Benzin in Langbury eingerollt wären.
    »Endlich!«, rief Mr. Cadwick aufgeregt. »Endlich! Mein Gott, wo waren Sie denn?«
    »Schon fast daheim«, sagte Rosanna unwirsch. Sie traute Cadwick nicht. Der Typ brachte es fertig und zitierte sie in diese Weltabgeschiedenheit zurück, nur um ihnen dann zu erklären, Elaine sei leider schon wieder untergetaucht. »Also, Mr. Cadwick, wo ist sie? Wo ist Elaine Dawson?«
    Er drohte ihr mit dem Finger. »Ich war ja eigentlich ganz schön böse auf Sie, Mrs. Hamilton! Das war gar nicht nett, heute früh einfach so davonzuschleichen, ohne sich zu verabschieden. Ich meine, gehört sich das denn?«
    »Es ist Sonntag, und wir wollten Sie nicht so früh wecken«, sagte Marc. »Also, Mr. Cadwick, Miss Dawson ist wieder aufgetaucht?«
    Cadwick senkte die Stimme und deutete mit dem Finger auf die Fenster seines Hauses im ersten Stock. »Da oben. Sie ist im Apartment. Ich habe sie eingeschlossen!«
    Rosanna zuckte zusammen. »Eingeschlossen? Sie können sie doch nicht einfach einsperren!«
    »Ja, glauben Sie, die hätte freiwillig hier gewartet, bis Sie beide endlich auftauchen?«, rief Cadwick. »Die wollte nur ihr Geld und dann gleich wieder verschwinden!«
    »Welches Geld?«, fragte Marc.
    »Die Kaution. Sie hatte ja noch zwei Monatsmieten Kaution bei mir hinterlegt. Die wollte sie haben. Braucht sie wohl für ihre neue Unterkunft. Na ja, und da habe ich es ganz schlau angefangen. Ich hab gesagt, oben sind noch Sachen von ihr, die hätte ich gefunden, und sie soll sie bitte abholen, und kaum war sie drinnen, habe ich schnell von außen abgeschlossen. Und dann hab ich Sie angerufen!«
    »Das kann Ihnen eine Anzeige wegen Freiheitsberaubung und Nötigung einbringen«, sagte Marc.
    Cadwick grinste. Er war immer noch dunkelrot im Gesicht. Dies war der Tag seines Lebens. »Die geht nicht zur Polizei. Jede Wette. Die nicht. Die hat selber zu viel Angst.«
    »Können wir jetzt nach oben gehen?«, fragte Rosanna. »Wir möchten diese Frau ja nur kurz kennen lernen, dann soll sie um Gottes willen wieder ihrer Wege gehen.«
    Cadwick zögerte. »Der andere Herr war auch schon oben«, nuschelte er.
    Rosanna und Marc sahen einander an. »Welcher andere Herr?«
    »Na, der von der Presse.«
    »Von der Presse? Sie haben die Presse informiert?«, rief Rosanna.
    Cadwick schien ein wenig ärgerlich. »Nein. Natürlich nicht. Die einzige Presse, mit der ich gesprochen habe, war Mr. Simon von Cover , und da wollte ich nur Ihre Telefonnummer haben. Nein, keine Ahnung, woher die Presse Wind von der Sache bekommen hat. Jedenfalls war da plötzlich einer.«
    »Tony Harper«, sagte eine Stimme hinter ihm. Ein Mann tauchte aus dem schlecht beleuchteten Flur auf. Rosanna hätte nicht zu sagen vermocht, ob er da schon die ganze Zeit über gestanden hatte. Er trat neben Mr. Cadwick. » Daily Mirror . Wir haben heute Morgen einen Hinweis bekommen, dass hier eine Frau aufgetaucht ist, die seit Jahren als vermisst

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