Die Letzte Spur
unmöglich ausweichen zu können.
»Okay«, sagte sie widerwillig. Es schien, als wolle Dennis noch etwas fragen – er mochte registriert haben, wie wenig erbaut sie von der Aussicht auf eine Begegnung mit ihm war –, aber nach einigem Zögern sagte er nur: »Dann bis gleich!«, und legte den Hörer auf.
Im nächsten Moment läutete das Telefon erneut. Es war Cedric.
»Bei dir war besetzt!«, sagte er. Im Hintergrund waren Stimmengewirr und Gläserklirren zu hören. »Cedric! Endlich! Wo seid ihr?«
»In Burnham. Somerset. Pamela war nicht zu stoppen. Sie wollte am liebsten ans andere Ende der Welt. Sie ist wirklich völlig durch den Wind.«
»Cedric, Marc und ich waren bei Scotland Yard. Ron Malikowski, der Typ, in dessen Wohnung Pamela Elaines Pass gefunden hat, ist heute früh im Zusammenhang mit einem letzte Woche verübten Mord festgenommen worden. Es kann aber auch sein, dass Wavers dahintersteckt. Sie fahnden nach ihm.«
»Das ist gut. Ich hoffe, sie schnappen ihn bald.«
»Man war dort ziemlich ärgerlich, weil Pamela London verlassen hat. Der ermittelnde Beamte will unbedingt mit ihr sprechen.«
»Ich glaube nicht, dass ich sie überreden kann, nach London zurückzukehren, solange Wavers auf freiem Fuß ist.«
»Aber vielleicht stimmt sie einem Treffen in Burnham zu. Wo genau seid ihr da?«
»Ein Stück außerhalb von Cannington. In einem grauenvollen Apartmenthaus – wo ich bestimmt nicht länger als eine Nacht bleibe. Das Telefon dort ist gesperrt, und mein Handy hat kein Netz. Ich rufe dich jetzt von einem Pub aus an, wo wir etwas essen. Morgen suche ich eine bessere Unterkunft. «
»Bitte melde dich morgen früh wieder, sobald du kannst. Inspector Fielder muss mit Pamela sprechen.«
»Klar. Ich melde mich. In aller Frühe. Versprochen.«
Sie beendeten das Gespräch. Rosanna trat vor den Spiegel. Das Kleid war wirklich zu kurz, aber sie hatte keine Lust, sich noch einmal umzuziehen.
Sie betrachtete ihr Gesicht.
Du hast einige Probleme, Rose Anne!
Dabei liefen die Dinge gut. Das Verbrechen an Elaine – sie zweifelte kaum mehr daran, dass eines stattgefunden hatte, und die Polizei, wie sie deutlich gemerkt hatte, auch nicht – stand kurz vor seiner Aufklärung. Nach allem, was sie wusste, schien Pit Wavers die Schlüsselfigur zu sein. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man ihn hatte. Vielleicht würde Pamela Luke dann ein neues Leben beginnen können. Marc wäre von dem Albtraum seiner Vergangenheit befreit. Geoff Dawson hatte die Genugtuung, von seiner Schwester tatsächlich nicht freiwillig verlassen worden zu sein, vielleicht fand er darüber seinen Frieden. Unter Umständen konnte Elaine in das Grab ihrer Familie nach Kingston St. Mary überführt werden.
Alles würde gut werden.
Und ich kehre nach Gibraltar zurück und lebe glücklich und zufrieden mit Dennis.
Sie schnitt ihrem plötzlich so sorgenvoll dreinblickenden Spiegelbild eine Grimasse.
Ich habe mich in Marc Reeve verliebt. Kann ich so tun, als wäre das nicht passiert, und einfach da weitermachen, wo ich vorher war? Aber wo war ich eigentlich? Glücklich mit Dennis? Glücklich in Gibraltar? Zufrieden mit meinem Leben?
Die letzten drei Fragen musste sie, wenn sie ehrlich war, alle mit einem klaren Nein beantworten.
Und darin lag ein großes Problem. Sie hatte die Tatsache, dass sie in ihrer Ehe nicht allzu glücklich war, einigermaßen verdrängen und ignorieren können, solange kein anderer Mann aufgetaucht war. Jetzt gab es Marc. Jetzt würde sie keine Vogel-Strauß-Politik mehr betreiben können.
Sie wandte sich vom Spiegel ab. Marc! Sie musste ihn anrufen und ihm für heute Abend absagen.
Noch hatte ein Date mit ihrem Ehemann Vorrang.
»Hattest du heute Abend etwas vor?«, fragte Dennis prompt, nachdem sie einander ziemlich steif in der Hotellobby begrüßt und schließlich in einer der kleinen Sitzgruppen Platz genommen hatten. Ein Kellner brachte Mineralwasser für Rosanna und einen Gin Tonic für Dennis. Dennis, der immer sehr auf sein Äußeres zu achten pflegte, war ungewöhnlich nachlässig gekleidet: Jeans, ein nicht ganz sauberes kariertes Hemd, darüber ein Jackett, das farblich nicht passte. Er war schlecht rasiert und schien sehr müde zu sein. Wahrscheinlich hatte er seit Roberts Verschwinden kaum geschlafen.
Rosanna schüttelte den Kopf auf seine Frage hin. »Nein. Ich hatte nichts vor.«
»Du siehst sehr gut aus.«
»Danke.«
»Ja, nun«, Dennis räusperte sich, »die Lage ist alles
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