Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
hatte einen nahezu perfekten Körper.
»Daneben hat sie einige Quetschungen an Ober- und Unterarmen sowie Abschürfungen an den Handgelenken. Einige ihrer Fingernägel sind abgerissen, aber die meisten der Acrylnägel sind drangeblieben. Das wird Schlomo dir ja schon berichtet haben.«
Assaf nickte.
»Die zahlreichen Hämatome im Bereich des Oberkörpers weisen darauf hin, dass sie sich ziemlich gewehrt hat.«
Assaf schaute auf die blauen Flecken und Abschürfungen, die sich in Marinas weiße Haut gebohrt hatten. »Sie hat also mit dem Täter gekämpft?«
»Ja, sehr sicher. Sie ist zwar schlank, aber durchaus muskulös. Ich vermute, sie ging regelmäßig ins Fitness-Center. Aber vor allem ...«, Liat schaute Assaf jetzt direkt in dieAugen, »...weist das darauf hin, dass der Täter nicht viel stärker als sie gewesen sein kann.«
»Meinst du, es handelt sich bei dem Täter um eine Frau?«
»Könnte sein. Es kann aber auch ein weniger starker Mann gewesen sein, einfach ein etwas schmalerer, zierlicher Typ.«
Assafs Augen verengten sich. »So wie Moses.«
Liat zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Den habe ich noch nicht gesehen. Auf jeden Fall war es kein Bodybuilder von ein Meter neunzig Körpergröße. Wie unser Schlomo sah er also nicht aus.«
Assaf griff nachdenklich an dem weißen Tuch herum, das Marinas Füße bedeckte.
»Außerdem habe ich einen vaginalen und einen oralen Abstrich gemacht. In beiden habe ich Spermareste gefunden. Ich habe dann noch einen analen Abstrich gemacht, aber nichts gefunden. Das bedeutet, dass sie vor ihrem Tod noch oralen und vaginalen Geschlechtsverkehr hatte.«
Assaf war es unangenehm, Marina weiter anzusehen. Er wandte sich ein wenig ab.
»Das Interessanteste aber ist«, fuhr Liat weiter ungerührt fort, »dass die Spermaspuren anscheinend von unterschiedlichen Männern stammen.«
Überrascht wandte Assaf sich ihr wieder zu. »Was?«, fragte er ungläubig. Sollte der Afrikaner sie etwa aus Eifersucht umgebracht haben? Und wer war der andere Mann?
»Ich habe das Sperma untersucht; es handelt sich zweifelsfrei um unterschiedliche DNA . Leider hat die Tote keineSchamhaare, die ich nach weiteren DNA -Spuren hätte durchsuchen können.«
»Wäre es möglich, dass sie vergewaltigt wurde?«
»Theoretisch schon. Aber das wäre dann eine relativ gewaltlose Vergewaltigung gewesen, da sie keinerlei Spuren an den inneren Oberschenkeln hat. Die Hämatome und Quetschungen an ihren Armen sind definitiv frischer als das Sperma. Ich würde sagen, das war einvernehmlicher Sex. Auch im oralen Bereich konnte ich keine Verletzungen finden, die auf Zwang hinweisen.«
Assaf schaute staunend auf die Tote. Diese neuen Informationen passten so gar nicht zu dem engelsgleichen Gesicht, das mit geschlossenen Augen friedlich vor ihm lag. »Und mit beiden hatte sie Sex am selben Tag?«
»Ich kann es dir nicht auf die Minute sagen. Vielleicht war es nicht gleichzeitig, aber definitiv zwei verschiedene Männer in den letzten 48 Stunden. Und Kondome haben sie auch nicht benutzt. Oder sie müssen gerissen sein.«
Assaf runzelte die Stirn. Keine Kondome. Das sprach ja eigentlich dafür, dass sie die Männer gut gekannt haben musste. Oder dass sie eine leichtsinnige Person war. »Wann ist sie denn genau gestorben, Liat?«
»Der Tod ist zwischen halb zehn und zehn durch Herzstillstand eingetreten.«
»Also«, dachte Assaf laut nach, »die Putzfrau hat gegen neun Uhr das Gebäude abgeschlossen, da saßen noch alle drei Schüler zusammen. Ungefähr zwanzig Minuten später haben angeblich beide Jungs Marina alleine gelassen. Vielleicht ist einer noch einmal wiedergekommen. Oder ein anderer nie gegangen. Der Afrikaner ist recht zierlich.«
»Meinst du, er war es?«, fragte Liat.
»Ich bin mir nicht sicher. Er hat kein Alibi. Er benimmt sich verdächtig, ich glaube, er weiß etwas, doch er rückt damit nicht heraus. Aber als ich ihm gesagt habe, dass Marina tot ist, war er so verzweifelt und traurig, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er sie je angerührt hat. Außerdem war er auf sie angewiesen. Sie wollte ihm ein Partnerschaftsvisum besorgen.« Assaf klatschte in die Hände. »Am besten nehmen wir eine DNA -Probe von ihm, um herauszufinden, ob er einer der Sexpartner war. Er sitzt nebenan in Untersuchungshaft. Und auch von dem anderen Typen, der um sie herumschwirrte. Der kommt morgen aufs Revier.«
Liat griff zum Telefon und befahl einem Mann am anderen Ende der Leitung, Moses
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