Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
In Israel regnete es normalerweise nur wenige Tage im Jahr.
»Nu. Theoretisch kann man die überall kaufen. Vor allem in Europa. In Israel gibt es aber nicht so viele Läden, die diese hochwertigen Jacken anbieten. Aber hier gibt’s ja auch fast keinen Markt dafür. Diese Jacke gehört meinem Kollegen, ich würde so was ja nie anziehen.« Schlomo lachte mit Blick auf die blaue Jacke.
»Ich glaube, die wäre dir auch ein paar Nummern zu klein«, stimmte Assaf grinsend zu und fragte mit nun wiederernstem Gesicht: »Und sonst? Fingerabdrücke? DNA --Spuren? Haare? Irgendwas?«
Der Kriminaltechniker schüttelte den Kopf. »Nee, achi.« Schlomo nannte Assaf jetzt seinen Bruder, wie es in Israel unter Männern üblich war, egal, ob sie verwandt waren oder nicht. »Das ist das Problem mit dem Regen. Der Fundort ist höchstwahrscheinlich auch der Ort, an dem die Frau umgebracht wurde, da wir keine Schleifspuren oder Ähnliches an der Kleidung gefunden haben. Und der Mörder hat sie wahrscheinlich nicht mal selbst mit den Händen berührt, sondern nur mit dem Kabel. An dem haben wir verschiedene Fingerabdrücke gefunden, allerdings sind alle viel zu schwach, als dass man sie verwerten könnte. Ich nehme aber an, dass der Mörder Erde vom Gelände unter den Schuhen hat. Wenn man die Schuhe finden würde, könnte man die Reste auf der Sohle zuordnen.«
»Das ist also alles, was wir haben. Die Regenjacke und ein paar Krümel Erde unter dem Schuh? Na super. Deine Geräte scheinen hier nur dekorativ herumzustehen«, brummte Assaf enttäuscht.
»Wir können nur Sachen untersuchen, die da sind. Tote sind mir immer in geschlossenen Räumen am liebsten. Aber mit diesem Regen in den letzten Wochen. Da kann ich auch nichts machen«, gab Schlomo kopfschüttelnd zurück. »Das heißt ...« Er hob einen Zeigefinger. »Das hätte ich fast vergessen. Wir haben in den Büschen ein zertretenes Handy gefunden. Es könnte der Toten gehört haben. Mein Techniker untersucht es gerade.«
»Na, das ist doch was«, erwiderte Assaf schon etwas besänftigter. Das Handy der Toten – daran hätte er auch selbst denken können.
In diesem Moment klingelte wie auf Befehl sein mobiles Telefon. Zipi forderte ihn auf, zum verspäteten Mittag in sein Büro zu kommen. Außerdem warte Liat Schapira in seinem Büro auf ihn.
Der Gedanke, endlich etwas zu essen, versetzte Assaf schlagartig in gute Laune. Hastig verabschiedete er sich von Schlomo.
Bei der Sekretärin angekommen, nahm der Kommissar sofort die Gabel in die Hand und stopfte sich, noch an ihrem Schreibtisch stehend, ein paar Bissen der wohlduftenden Pasta in den Mund.
»Zipi«, sagte er kauend, »du bist ein Schatz! Danke. Und wenn du mir jetzt noch einen Durchsuchungsbefehl für das Zimmer von Moses Okoye besorgen könntest, wäre das ein Traum.«
Die Sekretärin lachte herzhaft, wobei ihre großen Brüste im engen Oberteil fröhlich auf und ab hüpften.
In seinem Büro saß bereits Liat Schapira. Die etwas herbe, aber nicht unattraktive Frau hatte ihre Füße auf Assafs Schreibtisch gelegt.
»Schönes Büro! Nicht schlecht für einen ehemaligen Grenzer, der seine bisherige Karriere in Zelten verbracht hat.«
»Ich weiß nicht, ob das ein Kompliment oder eine verdeckte Beleidigung war. Hast du schon gegessen?«, fragte er Liat, während er weiter die warmen Nudeln in sich hineinschlang.
»Ach Süßer, meine wunderbare Lebensgefährtin gibt mir jeden Morgen eine Portion ihrer Köstlichkeiten mit, für die Leute wie du dann abends ein Vermögen zahlen. Außerdem ist meine Mittagszeit schon seit mindestens zwei Stunden vorbei.«
»Oh. Kann dir Noa nicht ein bisschen mehr mitgeben? Ich liebe ihr Essen. Nur die Portionen sind zu klein.«
»Das liegt daran, Süßer, dass die Gerichte vor allem für Mädchen gedacht sind und nicht für Typen wie dich und Yaron, die einfach zu gern die Nähe von Lesben suchen. Immer in der Hoffnung, was zu sehen zu bekommen«, kommentierte Liat trocken und klopfte sich, als hätte sie einen besonders guten Witz gemacht, auf die Oberschenkel.
»Na, du isst ja da auch. Und wie so ein typisches Mädchen kommst du mir nicht gerade vor«, erwiderte der Kommissar, während er bereits die letzten Reste der Pasta aus der Schale kratzte.
»Willst du so direkt nach dem Mittagessen mit mir in mein steriles Kämmerchen kommen, oder dreht sich dir dann dein Magen um?«, fragte Liat ihn mit herausforderndem Blick.
»Ich bin in einer halbe Stunde da«, entschied Assaf,
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