Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
Arbeitsgenehmigung haben.«
Der Kommissar wunderte sich, dass sie ihm so offen ihr Herz ausschüttete.
»Hör mal, Olla«, sprach er beruhigend auf die Frau ein, »mir ist eure Visa-Situation egal. Deswegen bin ich nicht hier. Ich will nur über Marina sprechen. Deine Aussage ist sehr wichtig, damit wir denjenigen finden, der deine Freundin ermordet hat.« Er schaute sie aufmunternd an.
Olla zögerte, etwas zu sagen. »Uns kann also nichts passieren?«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich arbeite nicht bei der Immigrationskontrolle, aber zumindest werde ich dir keinerlei Schwierigkeiten machen. Dein Name muss nicht einmal unbedingt in unseren Unterlagen auftauchen ...«
Sie nickte stumm.
»Wie gut kanntest du Marina?«, fragte Assaf.
»Marina und ich, wir waren eigentlich viel zusammen. Zweimal pro Woche hatten wir Ulpan, ich war eine Stufe über ihr, aber unsere Kurse liefen gleichzeitig, und manchmal haben wir uns schon früher getroffen und waren Kaffee trinken oder Mittag essen ...« Sie lächelte. »Für Marina war es manchmal auch erst Frühstück. Sie ist immer sehr spät aufgestanden.«
»Wie war Marina so?«
»Marina war klug, lustig ... Mit ihr gab es immer viel zu lachen. Wir hatten viel Spaß zusammen. Sie war sehr temperamentvoll, aber auch ein bisschen verwöhnt. Manche aus unserer Schule fanden sie eingebildet und arrogant. Sie hat nicht versteckt, dass sie Geld hatte. Aber sie hat uns damit sehr oft geholfen.«
»Was meinst du?«
»Sie hat Spielzeug für Mila gekauft. Mir hat sie manchmal Kleider von sich geschenkt. Und als wir einmal unsere Miete nicht bezahlen konnten, weil Mila krank geworden war und wir keine Krankenversicherung hatten, da hat sie das sofort für uns übernommen. Sie wollte nicht einmal, dass wir es ihr zurückzahlen, was wir natürlich trotzdem getan haben.«
»Wusstest du, woher sie so viel Geld hatte?«
Olla zögerte, und Assaf entschied, ihr zu sagen, dass er über Marinas Arbeit als Prostituierte Bescheid wusste. Olla spielte nervös mit den Fransen an ihrem Kleid. »Wusstest du, wo sie genau gearbeitet hat? Mit wem?«
Olla schüttelte abwehrend den Kopf.
»Kannst du dir vorstellen, wer sie getötet haben könnte?«
»Nein! Das ist es ja. Ich verstehe nicht, warum jemand Marina umgebracht hat. Sie hat doch niemandem etwas getan!«
»Wie war ihr Verhältnis zu dem Afrikaner aus eurem Ulpan? Moses.«
»Moses?«, fragte Olla überrascht. »Die beiden haben sich sehr gut verstanden. Er hat sie vergöttert. Und sie mochte ihn wirklich. Wir haben so viel zusammen gelacht.« Sie sah ihn an, und als der Kommissar nichts sagte, verstand sie plötzlich, worauf er hinauswollte.
»Du glaubst doch nicht etwa, Moses hätte das getan? Nie im Leben. Moses hat sich immer um sie gekümmert. Wenn sie mal nicht im Ulpan war, hat er Kopien für sie mitgenommen, und als sie krank war, haben wir sie zusammen besucht. Er hätte ihr nie etwas tun können.«
Plötzlich klingte Assafs Handy. Zipi teilte ihm mit, dass sie den Durchsuchungsbefehl für Moses Wohnung erhalten hatten. »Das ging ja doch noch schnell. Schick bitte das Team schon einmal los und sag Yossi Bescheid. Ich komme gleich nach«, wies er die Sekretärin an.
Fünfzehn Minuten später verließ der Kommissar die Wohnung von Olla. Als er auf seinen Motorroller stieg, fragte er sich, warum sie den Durchsuchungsbefehl nun doch so schnell bekommen hatten. Es fiel ihm schwer, essich einzugestehen, aber er hatte das Gefühl, dass es mit der Herkunft des Verdächtigen zusammenhing. Unterm Strich war man in Israel froh über jeden Afrikaner, den man irgendwie loswerden konnte.
KAPITEL 6
Als Assaf in Neve Sha’anan ankam, waren seine Kollegen bereits vor Ort. Vor dem Haus hielten zwei uniformierte Beamte ein paar Afrikaner davon ab, ins Gebäude zu stürmen. Der Kommissar hastete die Treppe hoch und prallte im Eifer des Gefechts fast mit Yossi zusammen, der sich am Eingang zu der Wohnung aufgebaut hatte. Hinter seinem Kollegen sah er Schlomo breitbeinig durch den engen Flur stampfen und Befehle an seine Leute erteilen.
»Und habt ihr schon was?«
»Ich weiß nicht genau. Schlomo hat mich gebeten, hier draußen für Ordnung zu sorgen. Unsere Ankunft hat ganz schön viel Aufsehen erregt«, erklärte Yossi.
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Assaf, während er an Yossi vorbeiging und den Flur der Wohnung betrat.
»Assaf«, rief Schlomo, »Wir gehen einfach in alle Räume, ja? Wo wohnt der Schwarze?«
»Da«, sagte Assaf
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