Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Höftmann
Vom Netzwerk:
posierte.
    Schlomo pfiff beeindruckt: »Was für eine Kusit!«
    Yossi und Assaf mussten über die Art lachen, wie er das sagte. Sie konnten sich richtig vorstellen, wie er am Wochenende in seinem aufgemotzten Auto saß, durch die Gegend kutschierte und Mädels anhupte.
    »Sucht ihr etwas Bestimmtes?«, fragte der Chef von der Spurensicherung, an Assaf gewandt.
    »Einen Hinweis darauf, wo sie als Prostituierte gearbeitet hat.«
    »Ach, das habt ihr mir noch gar nicht gesagt, dass sieeine Nutte war. Ziemlich schön für eine Professionelle. Die hätte doch stattdessen als Model arbeiten können«, wunderte sich Schlomo.
    »Ja, den Beruf sieht man Leuten nicht immer an«, meinte Assaf. »Ich hätte mir den Chef von der Spurensicherung auch eher wie einen Streber mit Brille vorgestellt.«
    Schlomo sah Assaf verdutzt an. Dann lachte er sein tiefes Männerlachen.
    Der Kommissar begann gemeinsam mit Schlomo, den Wohn- und Schlafbereich zu untersuchen, während Yossi ins Badezimmer ging. Schlomo nahm sich als Erstes den Laptop vor, der auf dem Wohnzimmertisch stand. Zusammen mit dem Aufladekabel legte er ihn in eine kleine schwarze Reisetasche. Assaf durchsuchte währenddessen eine weiße Kommode, in deren erster Schublade er vor allem Fotos fand. Obenauf lag ein Bild, das offensichtlich aus dem letzten Sommer stammte und Marina und Moses am Strand zeigte. Die beiden lachten glücklich in die Kamera, und Assaf sah einen Gesichtsausdruck bei Marina, den er vorher noch auf keinem der Fotos von ihr gesehen hatte. Sie sah zufrieden aus, irgendwie glücklich.
    Neben dem Foto der beiden lagen noch viele weitere Bilder in der Schublade, die wohl zum Teil in der Ukraine aufgenommen worden waren. Eines zeigte Marina mit ihrem Vater. Klara hatte recht gehabt: Die Ähnlichkeit von Vater und Tochter war verblüffend. Er war ein großer, kräftig gebauter, blonder Mann und so ziemlich das genaue Gegenteil von Moses.
    In der nächsten Schublade befanden sich verschiedene Dokumente, die fast ausschließlich in kyrillischen Buchstaben verfasst und in Kiew ausgestellt waren. Ein paar hebräischeDokumente zur Aliyah, Einwanderung, die Marina gemacht hatte, lagen daneben. Unter den Dokumenten fand Assaf einen israelischen Reisepass, der auf den Namen »Marina Sulamith Koslovsky« ausgestellt war. Er murmelte die drei Worte vor sich hin.
    »Sulamith?«, horchte Schlomo hinter ihm auf.
    »Ich wusste gar nicht, dass sie überhaupt einen zweiten Namen hat.«
    »Heftig«, sagte Schlomo und benutzte abermals den Begriff, der sein Lieblingswort zu sein schien.
    »Na ja, so ungewöhnlich ist es nicht, dass sie noch einen zweiten, jüdischen Vornamen hat, oder? Der erste ist eben geläufig im Heimatland, und der zweite drückt die Verbindung zur Religion aus.«
    »Schon klar. Aber welchen Namen sie hat, achi.« Wieder bezeichnete Schlomo Assaf als seinen Bruder, »Sulamith! Die schönste aller Frauen. Die Geliebte im ›Lied der Lieder‹.«
    Assaf schaute Schlomo fragend an.
    »König Schlomo. Heilige Schrift. Klingelt’s?«
    Assaf überlegte angestrengt. »Ja. Da war etwas mit dem ›Lied der Lieder‹. Was war das noch einmal?«
    Der Schlomo von der Spurensicherung freute sich, dass er dem Kommissar etwas über den König Schlomo von damals erklären konnte. »Viele denken, es sei ein Liebesgedicht, in dem König Schlomo seiner Angebeteten – Sulamith – offenbart, wie schön und einzigartig sie für ihn ist. ›Denn die Liebe ist gewaltsam wie der Tod, stark die Unterwelt wie das Begehren‹«, zitierte Schlomo eifrig.
    Assaf schaute den muskulösen, dunkelhaarigen Mann erstaunt an. »Und woher kennst du das?«
    »Was denkst du? Ich gehe jede Woche in die Synagoge. Und jeden Samstag erzählt der Rabbi so eine kleine Geschichte und verbindet sie mit unserem heutigen Leben. Und das ›Lied der Lieder‹ wurde von Rabbi Akiva als Liebeserklärung Gottes an sein Volk Israel interpretiert. Aber ich weiß nicht, das Gedicht ist so erotisch, da kann es nur um eine Frau gehen.«
    Assaf war beeindruckt von Schlomos Wissen. Der von ihm als Prolet abgestempelte Kollege zeigte sich plötzlich von einer ganz anderen Seite. Obwohl es Assaf, wenn er weiter darüber nachdachte, doch nicht allzu sehr überraschte. Schlomo stammte aus einer marokkanisch-jüdischen Familie, diese waren oft sehr viel religiöser als europäische Juden, und sie liebten es, Geschichten aus der Bibel zu erzählen, zu interpretieren und darüber zu diskutieren.
    »Macht ihr hier

Weitere Kostenlose Bücher