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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Höftmann
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beim religiösen Nachwuchs.
    »Bnei Brak ist sogar das Zentrum der Vishnitzer in Israel«, klärte ihn der Rothaarige auf.
    »Walla.« Der Kommissar bedankte sich und fuhr in die Richtung, die ihm der Junge gezeigt hatte. In der Straße parkte er den Roller und recherchierte, dem iPhone war Dank, wer die Vishnitzer waren. Wikipedia klärte ihn auf, dass es sich dabei um eine sehr strenge Gruppierung der ultraorthodoxen Juden handelte, benannt nach einem Dorf in der Ukraine. Ein Artikel auf der Webseite von Haaretz berichtete, dass der Oberrabiner der Vishnitzer sich weigerte, Schüler zu unterrichten, die zu Hause einen Internetanschluss hatten. Assaf bezweifelte nun einmal mehr, dass er hier einen Freier Marinas finden würde. Der Anschluss war auf einen gewissen Arik Huber ausgestellt, kein typischer Name für einen Ultraorthodoxen mit Wurzeln im ukrainischen Schtetl. Feivel, Herschel oder Zindel hätten da eher gepasst.
    Der Kommissar ging auf der Suche nach der Hausnummer 7 langsam die Straße entlang. Aber an keinem der Häuser hing eine Nummer. Schließlich entdeckte er eine weitere Yeshiva in einem großen, imposanten Haus, das er kurz danach betrat. Ein älterer, bärtiger Mann mit einem Schtreimel, so nannte man die kranzförmigen Pelzhüte, auf dem Kopf kam ihm entgegen.
    »Entschuldigung, ich suche einen Arik Huber. Sagt dir der Name was?«
    Der Orthodoxe sah ihn entrückt an. Wahrscheinlich war er in Gedanken noch tief in eine Diskussion über die religiöse Frage des Tages versunken. »Arik Huber? Der hat einen Elektroladen. Wenn du auf die Straße zurückkommst, links und dann noch einmal links.«
    »Toda.«
    Assaf erinnerte sich, warum er früher schon einmal nach Bnei Brak gekommen war. In dem Stadtteil gab es außerordentlich viele und sehr preiswerte Elektrofachgeschäfte. Seine damalige Freundin hatte auf Empfehlung ihres Vaters hier ihre Kamera gekauft, und Assaf hatte sie begleitet. Anfang zwanzig waren sie damals gewesen.
    Ohne Schwierigkeiten fand er den Laden. Der Besitzer des Geschäfts saß auf einem Hocker hinter der Ladentheke. Als die Glocke beim Öffnen der Tür schrill bimmelte, sprang er erschrocken auf.
    »Arik Huber?«, fragte der Kommissar.
    »Ja. Was kann ich für dich tun?«, erwiderte Huber, ein Mann von Mitte vierzig, freundlich. Hinter ihm befanden sich dichtbepackte Regale mit Kartons der Marken CANON , CASIO und SONY . Selbst die Fenster hatte der Inhaber aus Platznot mit Kisten zugestellt, weswegen kaum Tageslicht in das Geschäft drang.
    Der Kommissar klärte den Ladenbesitzer über den Grund für seinen Besuch auf. »Marina ist tot. Und ich wüsste jetzt gerne, wo du am Tatabend warst«, schloss er seine Erklärung.
    Arik Huber sah ihn entgeistert an. »Tot? O mein Gott, das ist ja furchtbar. Das arme Mädchen. Ich ... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Am besten sagst du mir, wann du sie das letzte Mal gesehen hast und was du Dienstagabend gemacht hast.«
    »Ich ... ich war seit über zwei Monaten nicht mehr bei ihr. Ich habe eine Frau kennengelernt ... etwas Ernstes. Mit ihr war ich am Dienstagabend auch zusammen.«
    Assaf notierte sich den Namen der Freundin von Arik Huber.
    »Kommissar Rosenthal, bitte sag ihr nicht, worum es genau geht. Ich möchte nicht, dass sie einen falschen Eindruck von mir bekommt«, bat Arik Huber inständig.
    Assaf nickte kurz. Er konnte sich gut vorstellen, dass diese ehemalige Freizeitbeschäftigung keinen guten Eindruck auf seine neue Freundin machen würde.
    »Ich hoffe, ihr findet das Schwein«, rief Huber noch, bevor Assaf das Geschäft auch schon wieder verließ.
    »Ganz sicher«, murmelte der Kommissar, doch mit jedem weiteren der vier Freier, die er in der Gegend um Ramat Gan noch aufsuchte, schwand seine Zuversicht. Alle vier hatten ein Alibi, und keiner reagierte so emotionslos wie Ron Goldman. Als der Kommissar die Wohnung des zuletzt befragten Freiers in Neve Chen verließ, begann es zu regnen. Zum Glück befand er sich nicht weit vom Diamantenviertel entfernt. Daher wollte Assaf die Gelegenheit nutzen, mit seinem Freund Amos Mittag essen zu gehen. Amos und Assaf hatten zusammen beim Militär gedient. Assaf war Amos’ Kommandeur gewesen und hatte den nur zwei Jahre jüngeren Soldaten von Anfang an unter seine Fittiche genommen. Und das, obwohl Amos’ Ehrgeiz für die Armee eher verhalten gewesen war – vorsichtig ausgedrückt. Amos Bernstein wusste von Kindertagen an, dass er eines Tages in das Diamantengeschäft

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