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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Höftmann
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große Brücke, die ihn in das Diamantenviertel führte. In den Wolkenkratzern befanden sich die Büros der Diamentenhändler. Sein Freund Amos arbeitete in dem Hauptgebäude, dem sogenannten Diamanten-Hochhaus, ein 32-stöckiger Bau, der die größte Diamantenbörse der Welt beherbergte. Hinter den Sicherheitschecks sah man Männer und ein paar wenige Frauen kleine Trolleys hinter sich her ziehen. Das Diamantenviertel war eine eigene Stadt. Es gab dort Restaurants, Supermärkte und Synagogen. Vor allem die Synagogen waren sehr wichtig, immerhin war gut ein Drittel der Händler orthodoxe Juden. Gleich hinter der Diamantenstadt begann das Wohnviertel von Ramat Gan. Was als landwirtschaftlicheSiedlung in den zwanziger Jahren begonnen hatte, war heute eine Siedlung, in der fast 130 000 Menschen lebten. 30 000 von ihnen waren Rentner.
    Assaf fuhr die Ben Gurion Straße hoch, auf der irgendwo die ominöse Telefonzelle stand, und bog dann nach rechts in die Tiberias ein. Hier wohnte der Liste nach Ron Goldman. Schnell fand er das ausgesprochen gepflegte Haus, ein moderner Neubau mit Panoramafenstern und großen Terrassen. Assaf passierte den Pförtner, der im verglasten Eingangsbereich hinter einer kleinen Theke alle Besucher begrüßte und überprüfte. Im zweiten Stock öffnete ihm ein etwa vierzigjähriger Mann mit fragendem Gesicht die Tür. Nachdem Assaf sich vorgestellt hatte, ließ Ron Goldman ihn ohne Diskussion in die Wohnung. Das Apartment war äußerst spärlich eingerichtet, fast konnte man meinen, hier würde niemand wohnen. Die wenigen Gegenstände, die Assaf entdecken konnte, sahen aber dafür umso wertvoller aus. Und auch die Rolex-Uhr am Arm seines Gegenübers ließen keinen Zweifel daran, dass er es mit einem wohlhabenden Mann zu tun hatte.
    »Ron, ich komme, weil wir deinen Namen auf der Kundenliste von Marina Koslovsky gefunden haben ...« Assaf wartete, ob Ron Goldman irgendetwas entgegnen würde, aber dessen Gesicht verriet keine Regung. Deswegen fuhr der Kommissar fort: »Marina wurde vor einigen Tagen ermordet ...« Immer noch keine Regung. »... und wir suchen ihren Mörder.«
    »Und wieso führt dich diese Suche zu mir?«, fragte Ron Goldman kühl.
    »Wir überprüfen die Alibis aller Kunden.«
    »Um welches Datum handelt es sich?«, fragte Goldman,während er sein iPad zur Hand nahm, wohl um im Kalender nachzusehen.
    Assaf schaute den hageren, hochgewachsenen Mann an. Irgendetwas an dem vernarbten Gesicht seines Gegenübers irritierte ihn. Es wirkte in gewisser Weise deformiert, als hätten Schönheitschirurgen dort die Folgen eines schweren Unfalls korrigiert. Von weitem war ihnen das auch ganz gut gelungen, aber aus der Nähe sah Ron Goldman aus wie eine Zombiefigur aus einem Computerspiel. Irgendwie unecht und maskenhaft.
    »Marina wurde letzten Dienstag umgebracht. Wo warst du Dienstagabend?«
    Goldman ließ seine Finger über das flache Gerät gleiten. »Dienstags bin ich immer bei meiner Mutter. In Omer.«
    Assaf horchte auf, als er den Namen einer der reichsten Gemeinden in Israel hörte. »Und wann bist du nach Hause gekommen?«
    »Gar nicht. Ich übernachte immer bei meiner Mutter, wenn ich sie besuche. Sie möchte nicht, dass ich im Dunklen Auto fahre.«
    Die Antwort kam Assaf etwas seltsam vor. Immerhin lag Omer nicht einmal 120 Kilometer von Tel Aviv entfernt. Und Ron Goldman war ein erwachsener Mann. »Wie war dein Verhältnis zu Marina?«, fragte er. Die extrem kühle Art von Ron Goldman und wie teilnahmslos er die Nachricht von ihrem Tod aufnahm, verwunderte ihn.
    »Was meinst du?«
    »Nu, du hast sie doch regelmäßig besucht. Hast du sie gemocht?«
    »Kommissar Rosenthal, Marina hat eine Dienstleistung für mich verrichtet. Ich habe nicht die Zeit, mich um Frauengeschichtenzu kümmern. Und ...« Er zögerte. »... auch nicht das Gesicht, um schöne junge Frauen für mich zu interessieren. Ich hätte genügend Geld, um mir eine Freundin zu kaufen. Aber bevor ich mich mit diesen kleinen Schlampen und Schmarotzerinnen, diesen Halbnutten, abgebe, kann ich auch gleich ehrlich zu mir sein und zu einer richtigen Prostituierten gehen.« Er sah den Kommissar ausdruckslos an. Vielleicht war es ihm mit diesem Gesicht aber auch gar unmöglich, eine Gefühlsregung zu zeigen. Dann fügte er hinzu: »Eine Prostituierte erwartet keine Höflichkeitsfloskeln und Komplimente von mir. Und regelmäßige Geschenke will sie auch nicht. Für mich hatten Frau Koslovsky und ich eine reine

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