Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
Dienstagabend. Nur zwei hatten sie gebeten, noch aufs Revier zu kommen, um den DNA -Test zu machen. Noch immer wussten sie nicht, mit welchen zwei Männern Marina vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr gehabt hatte.
Assaf blickte auf die Uhr, es war Viertel nach drei. Esra Schwarz sollte bald nach Hause kommen. Bevor der Kommissar auf seinen Roller steigen konnte, klingelte sein Handy erneut.
»Rosenthal.« Assaf war einer der wenigen Menschen in Israel, die sich mit ihrem Namen meldeten und nicht nur mit einem einfachen »Hallo«.
»Assaf?« Er hörte eine Frauenstimme, die er nicht zuordnen konnte. »Hier ist Joy.«
Ein Schauer durchfuhr ihn. Ihre Stimme klang gehetzt, ängstlich, ganz anders als bei ihrem ersten Treffen.
»Joy. Shalom. Was ist los?«
»Ich ... ich ... habe Angst ...«
»Wovor? Vor wem? Was ist los, Joy? Wo bist du?«
»Dudu hat ...« Die Verbindung wurde unterbrochen.
»Joy? Joy?« Obwohl der Kommissar schon längst das Tuten hörte, das ihm signalisierte, dass Joy aufgelegt hatte, rief er ihren Namen. Dann setzte er sich auf seinen Roller und fuhr los.
Der Himmel war nun tiefschwarz, und auf der Hälfte des Weges begann ein heftiges Gewitter. Der Platzregen zwang Assaf, langsamer zu fahren. Er zerrte sein Handy aus der Tasche und bat Yossi, gegen den Wind anschreiend, mit dem Wagen zu Dudu Batito zu kommen. Sturzbäche flossen zu seinen Füßen die Straßen hinunter. Assaf bremste vorsichtig an einer Ampel und rutschte trotzdem so unkontrolliert weiter, dass er fast gestürzt wäre. Es war eine mühsame Fahrt, die ihn viel Zeit kostete.
KAPITEL 9
Als Assaf wieder vor der Metalltür stand, drückte er den Klingelknopf so lange, bis jemand verärgert die Tür aufriss. Der Kommissar schob den Sicherheitsmann beiseite und eilte mit großen Schritten in das Büro von Dudu Batito. Der Zuhälter saß dort mit zwei breitschultrigen Männern, die aussahen, als wären sie einem amerikanischen Gangsterfilm entsprungen.
»Batito, wo ist Joy?«
»Rosenthal, deine Manieren werden von Mal zu Mal schlechter. Schon mal was von Anklopfen gehört?« Batito spielte zwar den starken Mann, aber seine Stimme schien zu zittern.
Assaf machte auf dem Absatz kehrt und riss hastig sämtliche Türen auf, die er finden konnte. Er unterbrach die Liebesspiele der Nutten und Freier in vier Räumen. Die anderen Zimmer waren leer. Von Joy keine Spur.
»Alter, das geht zu weit«, hörte er Dudu hinter sich brüllen.
Assaf rannte zurück. »Batito, wo ist Joy?«, schrie er aufgebracht.
In Dudus Kopf schien es zu arbeiten. Er tauschte einen Blick mit seinen Männern und sagte schließlich, an Assaf gewandt: »Joy hat heute frei. Ich nehme also an, sie ist zu Hause.«
»Wo wohnt sie?«, fragte Assaf hastig.
Dudu schaute ihn unsicher an. »Sie wohnt am Basel-Platz.« Widerwillig nannte er dem Kommissar die genaue Hausnummer.
»Ihre Telefonnummer?«
Dudu nannte ihm auch diese Nummer mit Blick auf sein eigenes Handy.
Assaf ging einen Schritt auf den Zuhälter zu. Mit einem schnellen Griff hielt er ihn am Hemdkragen fest und zog ihn grob zu sich heran. Der Angriff kam so überraschend, dass Batito vor Schreck sein Mobiltelefon fallen ließ. »Wenn ihr etwas passiert, dann Gnade dir Gott. Dann nehme ich deinen Scheißladen hier auseinander, wie du es dir in deinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen kannst.«
Statt einer Antwort schnaubte der Zuhälter nur.
Als Assaf im Erdgeschoss aus dem Fahrstuhl stieg, betrat Yossi das Gebäude. »Yossi«, rief Assaf ihm entgegen, »wir fahren zum Basel-Platz.«
Draußen schien das Ende der Welt zu nahen. Der Regen peitschte ihnen ins Gesicht, und auf dem kurzen Weg zum Auto wurden sie beide klitschnass. Es donnerte und blitzte bedrohlich, und die Palmen bogen sich, als würde der Wind sie jeden Moment in der Mitte durchbrechen. Die beiden Männer kamen nur langsam voran. Assaf versuchte mehrmals, Joy unter der Handynummer, die ihm Dudu gegeben hatte, zu erreichen. Aber niemand nahm ab. Schließlich, nach zwanzig Minuten, erreichten sie den Basel-Platz. Die Ecke war besonders beliebt bei Tel Avivs Oberschicht. Junge Leute, die mit Start-ups oder High-Tech-Innovationen schnell viel Geld verdient hatten, kauften hier Wohnungen und saßen mit ihren Laptops in den Cafés, die denweiten Platz säumten. Mitten auf dem Basel-Platz stand ein elegantes Hochhaus, in dem Joy wohnen sollte. Sie musste sehr viel Geld in Dudus »Spa« machen, wenn sie sich das leisten konnte.
Die beiden
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