Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
Nicht nur IP-Adressen aus Buchungssystem herausgefunden, sondern über IANA Internetzugangsanbieter sowie Anschlussinhaber geprüft. Einige nicht genauer zu spezifizieren, da Internetanschlüsse von öffentlichen Orten, Cafés, Bibliotheken.Klar auch, Leute auf Internetanschlüssen Nachbarn mitsurfen, erschwert Suche. Dies nur die Buchungen der letzten drei Monate. Kalender ausgedruckt anbei. Ruf mich an, wenn Fragen.«
Assaf ging die Liste durch. Zwei Anschlüsse hatten seine Kollegen in Ramat Gan ausgemacht, den Stadtteil, aus dem auch der letzte Anruf auf Marinas Handy gekommen war. Die Anschlüsse waren auf »Esra Schwarz« und »Ron Goldman« angemeldet. Beide waren offensichtlich in den letzten zwei Wochen bei Marina gewesen.
»Sag mal, Zipi«, rief Assaf aus seinem Büro in Richtung der Sekretärin, »wissen wir schon, wo genau die Telefonzelle in Ramat Gan stand?«
»Rega, ich frage bei den Technikern nach«, kam es prompt zurück. Und nur kurze Zeit später rief Zipi in seine Richtung: »Ben Gurion Straße 144, Ramat Gan.«
Esra Schwarz wohnte laut Liste in Halgalgal 4. Ron Goldman in Tiberias 13. Assaf schaute auf den Stadtplan in seinem iPhone. Beide Männer wohnten in relativ kurzer Entfernung zu der Telefonzelle. Esra Schwarz vielleicht fünf Gehminuten, Ron Goldman ungefähr zehn entfernt. Assaf überflog die Liste erneut. Es waren auch andere Adressen aufgeführt, die nicht sehr weit weg von der Hauptstraße in Ramat Gan lagen. Zudem gab es in diesem Stadtteil viele Bürohäuser; es könnte also auch gut sein, dass jemand nach der Arbeit Marina angerufen hatte. Es würde ihnen nichts anderes übrigbleiben, als jeden der 21 Namen zu überprüfen.
Assaf kopierte die Liste zweimal und ging dann in das Büro von Yossi und Itzik. Bevor er mit den beiden besprach, wer von ihnen welche der Freier überprüfen sollte, berichtete er, was er am Wochenende herausgefunden hatte.
»Du glaubst also, Marina könnte als Warnung an Dudu umgebracht worden sein?«, meinte Yossi.
»Ja, das halte ich nicht für ausgeschlossen«, erwiderte Assaf.
»Ich hoffe, wir stehen hier nicht vor einem größeren Drogenkrieg«, warf Itzik ein.
»Das glaube ich nicht«, beruhigte Assaf ihn, »ich habe eher das Gefühl, es ist etwas Persönliches. Aber trotzdem müssen wir alle Freier überprüfen. Vor allem diejenigen, die in den letzten zwei Wochen bei Marina waren.«
Assaf teilte die Liste nach Gebieten auf, jeder von ihnen würde sieben Namen übernehmen. Er würde sich zuerst einmal um die beiden Kunden in Ramat Gan kümmern.
Obwohl Assaf wusste, dass Regen angesagt war, entschloss er sich, mit dem Roller zu fahren. Das Autofahren würde wegen der Staus nur unnötig Zeit kosten. Außerdem hatte er in weiser Voraussicht seine wasserdichte Motorradjacke angezogen. Ein Überbleibsel aus seiner Zeit in Indien, wo er sich mit einer Royal Enfield auf den schlechten, kurvigen Pfaden Goas fast totgefahren hatte.
Auf seinem Weg nach Ramat Gan durchquerte er den Stadtteil Neve Sha’anan, in dem Moses wohnte. Sie hatten den Afrikaner wieder laufengelassen. Moses hatte sich dafür mehrmals bei dem Kommissar bedankt und ihn sogar umarmt. Der Afrikaner tat Assaf leid. Er hatte nicht nur Marina verloren, sondern mit ihr auch die Chance auf ein Visum. Durch ihre Ermittlungen war zu allem Überfluß die Einwanderungspolizei auf den Afrikaner aufmerksam geworden. Assaf hatte versucht, sie nachdrücklich abzuwimmeln, er war sich aber nicht sicher, ob ihm das gelungenwar. Bei nächster Gelegenheit würde er einmal nach Moses sehen. Warum er plötzlich so viel Mitgefühl mit dem Schwarzen hatte, wusste er selbst nicht. Vielleicht lag es an dem Bild, das er von Moses und Marina in ihrer Wohnung gefunden hatte.
Der Kommissar ließ den Stadtteil der Flüchtlinge hinter sich und kurvte an Autoschlangen vorbei durch das Montefiore-Viertel. Benannt nach Moses Montefiore, erwies diese Gegend dem großen britischen Zionisten keine Ehre. Das Straßenbild dominierten Autowerkstätten und ölverschmierte Mechaniker. Assaf hatte zu der geschichtsträchtigen Figur des Moses Montefiore eine besondere Beziehung. Assaf war gleichfalls wie Montefiore Freimaurer, und nicht nur das, seine Mutterloge in Haifa trug den Namen des berühmten Riesen. Es hieß, Montefiore sei fast zwei Meter groß gewesen, eine unglaubliche Größe für einen Menschen im 19. Jahrhundert.
Die Autowerkstätten machten bald imposanten Bürohäusern Platz. Assaf überquerte die
Weitere Kostenlose Bücher