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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Höftmann
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Einige von ihnen arbeiteten als verdeckte Ermittler.
    Während Assaf auf seine mit Maschinengewehren bewaffneten Männer blickte, fühlte er sich einige Jahre an seinen ehemaligen Einsatzort rund siebzig Kilometer südwärts von hier zurückversetzt. Auch dort hatten sie vor Haustüren gestanden. Maskiert, behelmt, bewaffnet. Nicht selten hatten ihnen Kinder geöffnet – das machten die verdammten Schweine extra. Je mehr Kinder bei so einem Einsatz verletzt wurden, desto mehr Hass konnte die Hamas unter ihren Leuten schüren.
    Der Kommissar schüttelte den Flashback ab. Er musste sich konzentrieren. Gaza war Vergangenheit.
    Die Metalltür öffnete sich, und die Gruppe bewaffneter Männer stürmte in die elegante Lobby. Einer der maskiertenMänner stieß beim Hereinlaufen die große Vase am Eingang um. Das Wasser und die weißen Lilien verteilten sich fast malerisch gleichmäßig auf dem graumelierten Fußboden. Schwere Stiefel trampelten über die Blumen. Bevor David Dudu Batito, der vom Lärm aufgeschreckt angelaufen kam, begriff, was mit ihm passierte, lag er bereits auf den Fliesen, die Hände auf dem Rücken, das Gesicht in die Steinplatten gedrückt. So hielt ihn ein Polizist fest, während Assaf und seine Kollegen das Bordell durchsuchten. Um diese Zeit am Morgen trafen sie kaum Prostituierte oder Freier an. Nur eine Frau, die am Empfang stand, dort, wo Assaf vor wenigen Tagen noch Joy angeschmachtet hatte, war schreiend hinter den Tresen gesprungen. In einem der hinteren Räume hatten sie zwei junge Frauen dabei gestört, ihren zahlungskräftigen Kunden in den Tag zu helfen. Doch die beiden Schlägertypen, die Assaf am Abend zuvor angegriffen hatten, befanden sich nicht in der Penthouse-Wohnung. Yossi gab umgehend eine Fahndung nach ihnen heraus, und Schlomo ließ alle Computer in große Reisetaschen einpacken.
    Assaf ging in der Eingangshalle in die Knie, um mit dem am Boden liegenden Dudu Batito zu sprechen. Wie aus Versehen trat er ihm auf die Füße.
    Batito schrie heiser auf.
    »Einen Polizeikommissar angreifen zu lassen war ganz schön dumm von dir, Batito. Weißt du denn nicht, dass wir Kakerlaken wie dich zerquetschen, ohne auch nur zweimal aufzutreten?«, raunte der Kommissar Batito ins Ohr.
    Der Zuhälter zitterte, als er den Atem des Kommissars fühlte. Wahrscheinlich rechnete er damit, geschlagen zu werden. Doch Assaf hielt sich an die Regeln, die er seinenSchülern beigebracht hatte. Dazu gehörte es auch, noch so widerwärtigste Geschöpfe mit Respekt zu behandeln. Das Judentum beruhte auf der Achtung vor anderen Menschen. Man konnte nicht jeden, wie von der christlichen Nächstenliebe gefordert, lieben – aber achten konnte man seinen Nächsten schon.
    »Dein Bordell ist bis auf weiteres geschlossen«, flüsterte Assaf dem Zuhälter ins Ohr. Dann nickte er den Kollegen zu, die Batito abführten. Die Mitarbeiter von Batito und ihre Kunden konnten sie nicht belangen. Prostitution war – zumindest noch – in Israel legal. Aber Assaf und Yossi nutzten die Gelegenheit, um mit der verängstigten Empfangsdame zu sprechen, die hinter dem Tresen im Eingangsbereich kauerte.
    Assaf beugte sich zu ihr und redete mit sanfter Stimme auf sie ein. »Wir brauchen deine Hilfe. Wo ist Joy?«
    »Ich ... ich habe keine Ahnung«, erwiderte sie zögerlich. »Dudu hat mich gestern Abend angerufen und gebeten, heute den Empfangsdienst zu machen. Ich habe ihn gefragt, was mit Joy ist, und er meinte, sie sei krank. Ist sie denn nicht zu Hause?« Die Frau sah Assaf ängstlich an.
    »Nein, eben nicht. Hast du eine Ahnung, wo sie sonst sein könnte? Oder ob ihr was passiert ist?«, fragte der Kommissar eindringlich.
    »Ich weiß nichts ...« Sie schaute ihn unsicher an. »Außer ... als Dudu mich gestern angerufen hat, hat es im Hintergrund so gerauscht, wie Meeresrauschen. Ich habe ihn noch gefragt, ob er am Strand ist, doch er hat mir nicht richtig geantwortet.« Die junge Frau war mittlerweile hinter dem Tresen hervorgekommen und begann nun langsam die weißen Lilien vom Boden einzusammeln.
    Assaf nickte nachdenklich. »Danke dir.« Dann, als er sich schon umgedreht hatte, fiel ihm doch noch etwas ein. »Sagt dir der Name Marina Koslovsky was? Sie hat hier gearbeitet.«
    »Natürlich«, erwiderte sie und hielt inne, die Blumen im Arm. »Jeder kennt Marina ... kannte sie ...«
    »Sie hatte einen Kunden namens Esra. Erinnerst du dich an den?«
    »Esra? Ja, ich erinnere mich.« Ihre Augen verengten sich. »So ein alter

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