Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
wissen sie etwas über Joys Verbleib. Frag sie auch, was sie über die Konkurrenz von Dudu Batito wissen. Die Empfangsdame hat uns von einem Streit zwischen Marina Koslovsky und Esra Schwarz berichtet. Der Mannhat kein richtiges Alibi. Wir müssen dieser Spur nachgehen.«
»Esra Schwarz müsste jetzt auch gleich hier sein«, stellte Zipi mit Blick auf die Uhr fest.
»Gut«, meinte Assaf. »Was ist mit den zwei Freiern, die ebenfalls kein Alibi hatten? Seid ihr da weitergekommen?«
Itzik schüttelte seufzend den Kopf. »Es gab keine DNA --Übereinstimmungen. Beide behaupteten, dass sie seit Wochen nicht bei Marina gewesen waren. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass sie etwas mit dem Mord zu tun haben.«
»Hm«, brummte der Kommissar, »dann konzentriere du dich mit Zipi auf die anderen Prostituierten.«
»Alles klar«, erwiderte der sonst so phlegmatische Itzik ungewöhnlich zackig.
»Noch Fragen?« Assaf schaute aufmerksam in die Runde. »Dann machen wir uns an die Arbeit.«
Wenig später öffnete der Kommissar die Tür zum Verhörzimmer zwei. Esra Schwarz saß mit hängenden Schultern in dem karg eingerichteten Raum; sein Gesicht schien die graue Farbe der Wände um ihn herum angenommen zu haben. Als er den Kommissar bemerkte, richtete er sich auf. »Kommissar Rosenthal. Shalom.«
Obwohl er äußerst angespannt war, zwang Assaf sich, ruhig eine Frage nach der anderen zu stellen. Er musste das Gespräch langsam aufbauen und wollte Esra nicht gleich völlig verschrecken.
»Adoni Schwarz, du weißt, warum du hier bist. Es geht um den Mord an Marina Koslovsky. Kannst du mir beschreiben,wie dein Verhältnis zu Marina war? Wann warst du das erste Mal bei ihr?«
Esra atmete tief ein. »So vor sechs Monaten etwa bin ich im Internet auf eine Anzeige von Marina aufmerksam geworden. Ich ... ich bin zuvor noch nie in einem Bordell gewesen. Das hätte ich mich gar nicht getraut. Ich habe Marina in einem Internetforum kennengelernt. Sie schickte mir Fotos von dem ›Spa für Herren‹ und fragte mich, ob ich sie dort nicht einmal besuchen wolle. Es sah gar nicht aus, wie ich mir ein Bordell vorgestellt hatte.«
»Also hast du einen Termin mit ihr vereinbart?«
»Marina war mit Abstand die schönste Frau, die ich jemals gesehen habe. Ich weiß, dass es ihr nur ums Geld ging, aber trotzdem hat sie sich bei unseren Treffen Zeit genommen, sich auch einmal nur mit mir unterhalten. Ich habe ihr sogar Bilder meiner Enkelkinder gezeigt.«
»Warst du in Marina verliebt?«, fragte der Kommissar.
»Verliebt? Ich weiß nicht. Ich habe mich auf die Treffen mit ihr gefreut, mir extra ein gutes Hemd angezogen. Sie hat mich respektiert und gut behandelt. Natürlich, sie fand mich bestimmt nicht attraktiv. Sie war ja so viel schöner und jünger als ich, doch sie hat mich das nie spüren lassen. Ich habe mich bei ihr begehrt gefühlt.«
Assaf wunderte sich, wie offen der Mann über seine Beziehung zu der Prostituierten sprach. »Und dann? Was ist dann passiert, wenn euer Verhältnis doch so gut war?«, fragte er misstrauisch.
»Ganz einfach. Ich hatte kein Geld mehr. Die Stunden bei Marina haben mich ein Vermögen gekostet. Ich konnte mir das einfach nicht mehr leisten.«
»Hattest du Schulden bei ihr?«
Esra schaute ihn ängstlich an. Man sah ihm an, dass er sich ertappt fühlte. Dieser Mann war definitiv kein guter Schauspieler. »Ich ... ich«, stammelte er, »ja, ich hatte Schulden. Als ich nicht mehr sofort zahlen konnte, meinte Marina nur, dass ich das ja beim nächsten Mal begleichen könne. Aber dann kam bei meinem letzten Besuch dieser Dudu und bedrohte mich.«
»Wann war das genau?«
Esra zögerte kurz. »Letzten Montag«, sagte er schließlich.
Der Kommissar überlegte. Am Dienstagabend war Marina ermordet worden. »Und was hat Dudu dir gesagt?«
»Er hat gesagt, wenn ich nicht zahle, würde er mir seine Schläger auf den Hals hetzen. Ich konnte gar nicht glauben, dass Marina ihm von meinen Schulden erzählt hatte. Sie meinte doch, es wäre in Ordnung, wenn ich später zahle. Und ich hätte das Geld auch besorgt. Aber ich musste vorsichtig sein, dass meine Frau Liora nichts mitbekommt. Sie überwacht unsere Finanzen sehr streng.«
»Du standst unter einem großen Druck?«
»Das kann man wohl sagen!«, stimmte Esra Schwarz dem Kommissar zu.
»Und du warst wütend auf Marina, weil sie dich verraten hatte«, stellte Assaf mehr fest, als dass er fragte.
»Ja«, pflichtete Esra ihm bei. Dann schaute er ihn
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