Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
um an die Bar zu gelangen. Dort hatten sie bei einem jungen Typen, der ein schwarzweißes Holzfällerhemd trug und trotzdem nicht zu schwitzen schien, Drinks bestellt. Yaron orderte Wodka, Assaf Whiskey.
Als sich der Kommissar zur Bühne umdrehte, stand plötzlich Tal Rotenberg vor ihm. Sie war fast genauso groß wie er. Ihre schulterlangen blonden Haare fielen ihr in die Stirn. Wie sie da so vor ihm stand, konnte man in ihr kaum das Covergirl wiedererkennen, das es immerhin auf die russische Vogue geschafft hatte. Sie sah fast ein wenig gewöhnlich aus mit ihrer Stupsnase und der blassen Haut, aber sie hatte einen super Körper. Sexy – keine Frage.
»Assaf, was möchtest du trinken?«, schrie sie in diesem Moment gegen das Donnern der Trommeln an.
»Johnny Walker Blue Label«, antwortete er ihr cool. Er wusste, wie es lief: Je unfreundlicher er war, desto mehr standen solche Frauen wie Tal auf ihn. Bei Models durfte man sich erst recht nichts anmerken lassen. Die rochen das, wenn einer auf Trophäenjagd war.
Tal prostete ihm zu. Er neigte den Kopf leicht zu Seite und nickte zurück.
»Assaf, was machst du denn so?«, fragte sie ihn neugierig. Dabei lehnte sie sich so dicht an ihn heran, dass ihr Mund fast sein Ohr berührte. Er hatte das Gefühl, dass sie nicht mehr ganz nüchtern war.
»Ich bin Polizeikommissar«, erwiderte er und schaute ihr tief in die Augen. Ab jetzt war das Ganze ein Kinderspiel.
»O mein Gott: Beemet?«, rief sie ungläubig. Sie zog hastig ihre Freundin Tamar in die Runde und erzählte ihr begeistert, was sie soeben erfahren hatte.
Yaron näherte sich, er klopfte Assaf auf die Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich glaube, mit der geht was.« Laut brüllte er in die Runde: »Assaf ist ein erstklassiger Kommissar. Der macht nur die besten und gefährlichsten Fälle.« Dann entfernte er sich mit Tamar im Schlepptau.
Tal lachte Assaf heiser an. »Das ist sexy.«
Er umfasste leicht ihre Hüfte. »Und du, Tal, was machst du so?«
Statt einer Antwort küsste sie ihn. Sie schmeckte nach Arrak. Assaf mochte den Anisschnaps zwar nicht besonders, aber auf ihren Lippen konnte er damit leben. Das Model drückte sich ungeduldig an ihn heran. Mit einer Hand umfasste sie seinen Hals, mit der anderen fuhr sie durch seine Haare. Er konnte ihre künstlichen Fingernägel im Nacken spüren und berührte ihren Po. Langsam begann sie, ihr Hinterteil leicht kreisen zu lassen. So blieben sie einen Moment lang knutschend stehen. Dann, nach einem vielsagenden Blickwechsel, legte er seinen Arm um ihre Schultern und nahm sie mit nach Hause. Zum Glück wohnte er nicht weit vom » TNT «. Noch im Wohnungseingang zog er ihr das Kleid aus, und sie fielen gemeinsam in sein Bett.
Am nächsten Morgen schlich Assaf sich aus dem Schlafzimmer. Er öffnete und schloss die Tür behutsam, um Tal nicht zu wecken. So hoffte er, sich das unangenehme Gespräch am Morgen danach ersparen zu können. Doch als er vordem Badezimmerspiegel stand und seinen Bart stutzte, tappte sie durch den Flur und blieb schließlich im Türrahmen vor ihm stehen. Sie trug eine seiner Wollstrickjacken, darunter nichts.
»Boker tov«, sagte er und rang sich ein Lächeln ab.
»Boker tov«, antwortete sie ebenfalls lächelnd.
Assaf rasierte sich schweigend weiter.
»O Mann, ich habe geschlafen wie ein Baby.« Entweder sie ignorierte seine abweisende Art oder bemerkte sie gar nicht. »So gut schlafe ich selbst bei mir zu Hause nicht.«
»Toll. Ich muss jetzt zur Arbeit. Fühl dich wie zu Hause, nimm dir aus dem Kühlschrank, was du möchtest, und zieh die Tür dann einfach hinter dir zu«, erklärte Assaf, während er sich die getrimmten Haare aus dem Gesicht wusch.
Sie nickte. »Toda Süßer.«
Er drückte sich an ihr vorbei aus dem Badezimmer. Sie hielt ihn kurz fest und gab ihm einen Kuss. Betont entspannt nahm der Kommissar sich seine Tasche und zog seine Motorradjacke an. Dann, nachdem er noch einen tiefen Schluck aus seiner Teetasse genommen hatte, schloss er die Tür hinter sich und hastete die Steintreppe hinunter. Er war froh, dass Tal nicht mehr da sein würde, wenn er wiederkam.
An seinem Schreibtisch ging Assaf noch einmal die Aussagen von Dudu Batito und dessen Schlägern durch. Von Joy fehlte nach wie vor jede Spur. Mittlerweile war er sich nicht mehr sicher, ob sie sich vielleicht nur abgesetzt hatte.
Um kurz nach elf betrat Zipi sein Büro und teilte ihm mit, dass der zuständige Richter keinen Grund sah, einen
Weitere Kostenlose Bücher