Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
lassen, fischte Gili eine Zigarette aus ihrer Tasche und zündete sie an. Assaf legte seinen Arm um sie. Ihre Haare kitzelten an seinem Bart.
»Okay«, sagte er schließlich, »heute Nacht versuchen wir mal gemeinsam, unsere Herzen etwas leichter zu machen.«
KAPITEL 15
Als Assaf aufwachte, musste er kurz überlegen, wo er war. Die Sonne strahlte ihm durch hohe Metallfenster ins Gesicht. Zu Hause ließ Assaf immer alle Jalousien komplett herunter. Er konnte nur in total verdunkelten Zimmern schlafen. Assaf drehte sich leicht. Neben ihm lag Gili, von der er eigentlich nur ihre rote Mähne sah, die sich wie ein abstraktes Kunstwerk über das weiße Kopfkissen verteilt hatte. Er mühte sich langsam aus dem Bett. Jetzt bei Tageslicht sah er, dass man von Gilis Wohnung aufs Meer gucken konnte. Sie wohnte nicht weit weg von der Kunsthalle. Daher waren sie zu ihr gegangen. Zumal Assaf in Jaffa arbeitete und sich so den Weg zur Dienststelle sparte. Allerdings fiel ihm nun auf, dass er immer noch das pinkfarbene Poloshirt anhatte. Und das, obwohl er heute zu Malek Tibi, dem Araber, wollte.
Assaf ging zur Toilette und sah sich neugierig um. Gili hatte eine wunderschöne Wohnung mit riesigen Räumen. Assaf fragte sich, was in letzter Zeit los war, dass er immer nur in solchen Palästen stand. Die meisten Tel Avivis wohnten in kleinen, unsanierten Buden. Und nicht in protzigen Lofts und Penthouses. Trotz der großen Räume war Gilis Wohnung gemütlich. Überall lagen marokkanische Teppiche und Kissen auf dem dunklen Holzfußboden. Selten hatte Assaf ein Haus gesehen, das so gut zu seinem Eigentümerpasste. An den hohen Wänden hingen Kunstwerke. Selbst auf der Toilette waren Bilder angebracht.
Assaf lief in die Küche und goss sich einen Schluck Wasser aus einer Karaffe ein. Er schaute auf die Uhr. Halb sieben. Zu früh, um schon aufzustehen. Zu spät, um noch einmal nach Hause zu fahren. Er tappte zurück ins Schlafzimmer. Gili hatte sich gedreht und lag nun so, dass er ihren Rücken und Po sehen konnte. Selbst dort hatte sie Sommersprossen. Sanft strich er über ihre weiche Haut.
Erst gegen zehn machte Assaf sich schließlich auf den Weg zur Arbeit. Gili hatte ihm noch ein phantastisches Frühstück gezaubert. Die Zeit mit ihr hatte ihm gutgetan. Aufgeräumt kam er auf der Dienststelle an. Das erste Mal seit Tagen machte er ein paar Witzchen mit Zipi und bewunderte ihr Outfit, das heute von einer Jeans mit Strasssteinchen und Blumendruck dominiert wurde. Dann ging er zu Yossi und stimmte zu, dass das Team von der Beschattung Baruch Shpangentals abgezogen werden konnte. Außerdem fragte er seinen Kollegen, ob er eigentlich den Parkplatzwächter erwischt hatte, der hinter dem Tatort an der Sprachschule arbeitete.
»Dieser Wächter war irgendwie verreist. Aber ich werde mich da gleich noch einmal erkundigen. Mittlerweile müsste er ja zurück sein.«
»Gut. Ich mache mich auf den Weg nach Ramle. Zu dem letzten Drogenboss auf meiner Liste. Und heute Mittag berichte ich dir, wie es gelaufen ist.«
Assaf setzte sich in den Wagen, und während er sich in den Verkehr einfädelte, drehte er Musik der Red Hot Chili Peppers auf. Er fuhr in Richtung Süden, quer durch den arabischen Teil von Jaffa auf die Ayalon-Schnellstraße. Holonund Bat Jam flogen an ihm vorbei, dann Rishon Le Zion. Das Land war dank des andauernden Regens grün. Ein Ort schien in den nächsten überzugehen. Hier und da wehte die blauweiße Fahne mit dem Davidstern. Assaf ließ den Kibbuz Palmachim hinter sich zurück, einer der schönsten des Landes mit seinem feinen Sandstrand und hübschen Häuschen am Meer. Seine Freunde und er hatten hier oft am Strand ein Kanta gemacht, so nannten sie es, wenn sie sich zum Grillen und Singen am Meer trafen.
Assaf nahm die Abfahrt nach Ramle. Mehrere Gefängnisse lagen in der Umgebung der Stadt. Die Straßenschilder wiesen darauf hin. »Ayalon-Gefängnis, drei Kilometer«, »Giv’on Gefängnis, vier Kilometer«, das »Maasiyahu-Gefängnis« für illegale Immigranten »zwei Kilometer«. Außerdem befanden sich zwei weitere Hochsicherheitsgefängnisse für Terroristen in der Nähe.
Als der Kommissar schließlich die Stadt Ramle erreichte, fiel ihm auf, dass er immer noch das pinkfarbene Poloshirt trug. Er knöpfte also sorgsam seine Strickjacke zu; zum Glück war es kühl genug dafür, bevor er in der Altstadt parkte. Ganz in der Nähe lag die Franziskanerkirche mit ihrer Turmuhr. Am Anfang der Straße, in der Malek
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