Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
Raum, wies seine Schergen an, niemanden hereinzulassen, und kam dann kurze Zeit später mit einer Kaffeekanne und mehreren Schalen, gefüllt mit Sonnenblumenkernen undanderen Snacks, in den Händen zurück. Friedman, der trotz seines aschkenasischen Namens aussah, als wäre zumindest ein Teil seiner Familie aus dem Orient eingewandert, setzte sich gegenüber von Assaf an den Schreibtisch. Auf seinem schwarzen langärmligen Shirt prangte ein silberfarbener Adler. Seine halblangen schwarzen Haare hatte er zu einem kurzen Zopf zusammengebunden. Er schaute Assaf erwartungsvoll an und begann, die Sonnenblumenkerne erst gekonnt mit den Lippen von ihrer Hülle zu befreien und dann aufzuknacken. Die Reste warf er in einen kleinen Behälter, der an der Seite des Schreibtisches stand. »Also, was kann ich für dich tun?«, fragte er den Kommissar schmatzend.
»Wie läuft dein Geschäft so? Arbeitest du immer noch mit den Afrikanern?«
Friedman nickte, während er eine weitere Handvoll Kerne aus der Schale fischte. »Die Schwarzen arbeiten gut. Wenig Ansprüche, viel Risikobereitschaft. Einige von denen sind echte Bullen, und das sogar noch nach dem Scheißweg durch die Wüste. Wahrscheinlich legen sich die Beduinenschweine mit denen nicht an.«
»Und was machen die so für dich? Botengänge?«
Friedman machte ein zischendes Geräusch mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Einige sind Bodyguards, wie du eben gesehen hast. Andere habe ich als Gebietsleiter im Einsatz. Was eben so anfällt.«
»Und die Konkurrenz? Wie kommst du mit der so klar?«
»Die machen ihr Ding, und ich mach meins. Manchmal kommt es zu Gebietsrangeleien, aber die klären wir auf höchster Ebene.«
Assaf nickte verständnisvoll. Er griff sich auch ein paarSonnenblumenkerne. »Weißt du, Eddy, ich frage nur, weil ein gewisser David Dudu Batito in letzter Zeit mächtigen Stress bekommen hat. Und ich habe mich gefragt, ob du etwas dazu weißt.«
»Batito? Ist das nicht der Schönling mit seinem Nobel-Puff? Den nimmt doch keiner ernst.« Friedman lachte abfällig. »Da kann er sich noch so sehr mit Anabolika aufpumpen.«
»Du meinst also nicht, dass Batito jemanden mit seinen Drogengeschäften auf die Füße getreten sein könnte?«
»Das Problem mit Batito ist, dass er kein festes Gebiet hat. Alles läuft in seinem Puff ab.«
»Aber der macht doch seine Drogengeschäfte nicht nur im Puff?«, fragte Assaf skeptisch nach.
»Nein. Ich kann mir schon vorstellen, dass er ein paar Leute angepisst hat. Vor allem die Russen. Die können das gar nicht haben, wenn jemand Prostitution und Drogenhandel macht.«
»Warum?«
»Na, das sind ihre Hauptbetätigungsfelder. Die wollen nicht, dass ihnen da so’n kleiner Marokkaner reingrätscht.«
»Du scheinst ja auch nicht besonders viel von Batito zu halten. Hattest du mal Stress mit ihm? Oder Gebietsrangeleien?«
»Kommissar, warum fragst du mich das alles? Haben sie Batito umgelegt oder was?«
»Lo. Aber zwei seiner Frauen.«
»Oiwawoi. Das klingt nach Russen. Oder Araber. Warst du mal bei Tibi?«
»Was könnte Malek Tibi damit zu tun haben?«
»Der hat einen besonders schlechten Ruf.«
»Habt ihr den nicht alle?«
Eddy Friedman lachte heiser. »Klar. Aber pass mal auf, ich beschäftige keine Frauen. Ich stelle starke Männer an, die vernünftig bezahlt werden und die hier plötzlich das Gefühl haben, dass sie wer sind. Was meinst du, was die in Afrika haben? Nichts! Und ich zahle denen auch noch genug Kohle, um ihrem Anhang da unten was zu schicken.« Friedman spielte mit seiner Halskette, eine schwere Gliederkette, an der ein Davidstern hing. Eine seltsame Kombination mit dem Adlerdruck auf seinem Shirt. »Die Russen und die Araber behandeln ihre Mädels wie Dreck. Tibi zum Beispiel bringt Osteuropäerinnen ins Land und erzählt ihnen, dass sie hier als Krankenpflegerinnen arbeiten können. Und wenn sie dann da sind, nimmt er ihnen die Pässe ab und behauptet, sie müssten erst einmal Schulden abbezahlen. Aber natürlich schaffen die nie genug Geld an. Und wenn die nicht spuren, setzt es Prügel. Diese kranken Araber!«
Assaf verkniff sich die Bemerkung, dass viele Leute Friedman auch für einen Araber halten würden. Stattdessen nutzte er aus, dass Eddy Friedman sich vor dem Kommissar wichtig machen wollte. »Und so einer wie Baruch Shpangental – was macht der in diesem Geschäft?«
»Der macht nur natürliche Substanzen, soweit ich weiß. Halluzinogene, Opiate, Stimulanzien. Der hängt viel
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