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Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly McCreight
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Schlimmste war, dass es stimmte– Sylvia hatte mit neun Jungs geschlafen, seit sie in der Siebten ihre Jungfräulichkeit verloren hatte. Meistens tat sie so, als wäre ihr das egal. Aber ich wusste es besser. Schließlich war ich ihre beste Freundin. Sylvia war zwar gut im Austeilen von Gemeinheiten, doch einstecken konnte sie nichts.
    » Du weißt genau, dass ich das nicht so gemeint hab « , sagte ich. » Es ist nur– ich will nicht, dass du dich so über mich lustig machst. «
    » Ich hab mich nicht über dich lustig gemacht « , sagte Sylvia und verschränkte beleidigt die Arme. » Aber ich finde es echt krass, dass du einen Freund hast und mir nichts davon erzählst. Ich erzähle dir alles. «
    » Er ist nur ein Freund « , sagte ich, woraufhin Sylvia die Augen verdrehte. » Im Ernst. Ich bin ihm noch nie in echt begegnet. «
    » Was soll das heißen? «
    » Er hat sich auch für dieses Austauschprogramm beworben « , sagte ich und wappnete mich jetzt schon für Sylvias Reaktion. » Wir schreiben uns E-Mails und SMS und so. Das ist alles. «
    » Das ist alles? « Sylvia bekam den Mund gar nicht mehr zu. » Mailst du auch mit anderen Leuten, die sich für diese Streberkacke beworben haben? «
    » Nein. « Ich verdrehte die Augen. » Ben ist der Einzige, der Kontakt zu mir aufgenommen hat. Ich glaub, er hat die Organisatoren um die Namen der Leute gebeten, die sich aus New York beworben haben. «
    » Aha « , sagte Sylvia grinsend. » Um was willst du wetten, dass er nicht die Jungs auf der Liste angemailt hat? «
    Das Schlimmste war, dass ich anfangs tatsächlich irgendwie gehofft hatte, so was wie Bens Freundin werden zu können. Ich hatte mich mit einem Jungen noch nie so unterhalten können wie mit ihm, und ich dachte: Wow, endlich. Ich bin also doch kein Freak. Ich musste nur erst den Richtigen finden. Und es war, als wüsste Ben ganz genau, in welche Richtung meine Gedanken gingen, denn am nächsten Tag schrieb er mir, er sei schwul.
    » Sylvia, hör endlich auf. « Allmählich wurde ich sauer. Sie konnte einfach nichts auf sich beruhen lassen. » Im Ernst. «
    In dem Moment hätte ich Sylvia sagen können, dass Ben schwul war. Damit hätte ich das Gespräch wahrscheinlich beenden können. Aber irgendwie gefiel es mir, ihr das Gefühl zu geben, dass sie nicht alles über mich wusste.
    » Mhmm. Und wo geht dieser Ben zur Schule? «
    Das klang, als könnte sie Ben als potentiellen Freund für mich akzeptabel finden, falls er die richtigen Kriterien erfüllte. Wenn er zum Beispiel auf eine akzeptable Schule ging. Laut Sylvias Meinung waren Packer, Trinity und St. Anne in Ordnung. Aber alle, die auf die Collegiate oder auf die Dalton gingen, waren in ihren Augen Arschlöcher– was im Klartext hieß, dass Sylvia mit mehr als einem von ihnen geschlafen hatte und von ihnen sitzen gelassen worden war.
    » Er geht auf eine staatliche Schule in Albany. «
    » Er wohnt in Albany? « , sagte Sylvia, als redete sie von Herpes. » Soll das ein Witz sein? Ist das denn überhaupt noch im Staat New York? Ich fass es nicht, dass du dich auf eine Fernbeziehung mit irgendeinem Deppen aus Albany einlässt. «
    » Zum letzten Mal, Sylvia: Wir sind nur Freunde! « , schrie ich. » Wieso kann ich nicht mit jemandem befreundet sein und basta? Vielleicht will ich ja gar keinen festen Freund haben. «
    Erst als ich die Worte ausgesprochen hatte, wurde mir bewusst, wie wahr sie waren.
    Zwei Wochen später wollte ich immer noch keinen Freund. Und ich fand es vollkommen in Ordnung, dass eine Fünfzehnjährige keinen Freund wollte. Ben hatte mir geschrieben, dass daran nichts verkehrt war. Dass Sylvia wie verrückt hinter den Jungs her war, änderte nichts daran. Sie hatte ein Problem. Nicht ich.
    » Zum x-ten Mal, Sylvia: Ben ist nur ein Freund « , sagte ich, als ich vor den Stufen vor dem Eingang stehen blieb, um seine SMS zu beantworten. » Und wie ich dir ebenfalls schon x-mal gesagt hab: Er ist schwul. «
    Denn inzwischen hatte ich es ihr erzählt. Sie hatte mich völlig verrückt gemacht mit der ganzen Sache, bis ich es nicht mehr aushielt.
    » In dreißig Sekunden schließe ich die Tür ab! « , rief Will.
    Ich konnte es mir leisten, zu spät zu kommen, Sylvia hatte recht. Und wenn ich Ben jetzt nicht antwortete, würde ich den ganzen Tag nicht mehr dazu kommen. Sylvia schnaubte verächtlich, dann ging sie die Stufen hoch. Sie war eifersüchtig. Und das sogar aus gutem Grund. Nicht, dass ich Ben lieber gehabt hätte als sie–

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