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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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dieser Stelle wandten sie sich nach Norden, blieben im unebenen Gelände der Ausläufer des Vorgebirges, statt sich in die bleiche, vom Winter zerfressene Weite der Ebenen hinauszuwagen. Dennoch kamen sie gut voran. Mit der Zeit erholte sich Covenant in ausreichendem Maße, um mit dem Fragenstellen anzufangen.
    Wie gewohnt fiel ihm die Unterhaltung mit Bannor schwer. Die undurchdringbare Leidenschaftslosigkeit des Bluthüters spottete seiner Bemühungen, so daß er aus reinem Frust oft bösartig oder verärgert reagierte; eine solche Mäßigkeit wirkte auf verdrießliche Weise immun gegen jedes Werturteil – schien die Antithese der Leprose zu sein. Nun hatten die Bluthüter allesamt die Lords im Stich gelassen, Schwelgenstein den Rücken gekehrt, ihre Weigerung gegenüber dem Tod aufgegeben. Ohne sie mußte die Herrenhöh fallen. Doch andererseits war Bannor hier, lebte und betätigte sich unter Ramen. Als Covenant nun begann, seine Fragen zu äußern, geschah es nicht länger mit dem Gefühl, den Mann zu kennen, an den er sie richtete.
    Bannor beantwortete seine ersten, sehr vorsichtigen Erkundigungen, indem er Covenant mit den Ramen bekannt machte – der Mähnenhüter hieß Kam, die drei Seilträger nannten sich Whane, Lal und Puhl – und ihm versicherte, sie würden ihren Bestimmungsort am Abend des folgenden Tages erreichen. Er erklärte, daß diese Gruppe von Ramen für die Aufgabe verantwortlich war, am westlichen Rand der Ebenen von Ra zu patrouillieren und Landverheerer frühzeitig zu entdecken; Covenant und seine Begleiter waren zufällig bemerkt worden, nicht durch Aufspüren. Als Covenant nach Reumut fragte, der Mähnenhüterin, die vor sieben Jahren die Nachricht vom Einmarsch Markschänders und seines Heers nach Schwelgenstein gebracht hatte, gab Bannor unumwunden die Auskunft, sie sei kurz nach ihrer Heimkehr verstorben. Danach allerdings mußte Covenant wieder um jede Antwort ringen, an der ihm lag.
    Zu guter Letzt fand er doch keine elegante Formulierung für seine wichtigste Frage. »Ihr habt die Lords verlassen«, maulte er Bannor plump an. »Warum bist du hier?«
    »Der Eid war gebrochen. Wie hätten wir bleiben können?«
    »Sie brauchen euch. Sie könnten euch gar nicht dringender brauchen.«
    »Ur-Lord, ich sage dir, der Eid war gebrochen worden. Viele Dinge sind zerbrochen worden. Du warst dabei. Wir konnten nicht ... Ur-Lord, ich bin nun alt. Ich, Bannor, Blutmark der Bluthüter, bedarf der Speisung und des Schlafs. Obschon ich in Bergen zur Welt kam, dringt mir diese Kälte bis ins Bein. Ich bin als Schwelgensteins Diener nicht länger tauglich ... nein, und auch nicht als Diener der Lords, auch wenn sie nicht Hoch-Lord Kevin gleichen, der ihnen vorausging.«
    »Und weshalb bist du dann hier? Warum bist du nicht einfach nach Hause zurückgekehrt und hast alles vergessen?«
    Schaumfolger zuckte bei Covenants Tonfall zusammen, aber Bannor antwortete unverdrossen: »Das war mein Bestreben ... als ich die Herrenhöh verließ. Aber ich mußte einsehen, ich konnte nicht vergessen. Zu viele Ranyhyn hatte ich geritten. Des Nachts sah ich sie vor mir ... sie liefen durch meine Träume wie klarer Himmel und Reinheit. Hast du sie nicht selber geschaut? Dem Glauben eines Bluthüters ohne Eid und Todestrotz mußten sie über sein. Deshalb bin ich wiedergekehrt.«
    »Nur weil du so an den Ranyhyn hängst? Du läßt die Lords und Schwelgenstein und alles andere in Blut und Hölle untergehen, aber du bist zurückgekommen, weil du nicht darauf verzichten konntest, Ranyhyn zu reiten?«
    »Ich reite nicht.« Covenant starrte ihn nur an. »Ich bin zurückgekehrt, um am Wirken der Ramen teilzuhaben. Einige wenige Haruchai – wie viele, das weiß ich nicht – empfanden ebenso wie ich. Ein paar. Wir haben Kevin am Anbeginn seines Ruhms gekannt und vermochten nicht zu vergessen. Terrel ist hier, auch Runnik. Und andere. Wir lehren die Ramen unsere Fertigkeiten und lernen von ihnen das Hüten der großen Rösser. Mag sein, wir lernen's, mit unserem Versagen Frieden zu schließen, ehe wir sterben.«
    Frieden zu schließen , stöhnte Covenant inwendig auf. Die Schlichtheit der Erklärung, die ihm der Bluthüter abgab, erschütterte ihn. All jene Jahrhunderte der Makellosigkeit und Schlaflosigkeit waren nun auf nichts als das hinausgelaufen. Er stellte Bannor keine weiteren Fragen; ihm grauste vor den Antworten.
    Für den Rest des Tages löste er sich von seinen Vorsätzen. Trotz der Fürsorge und Kameradschaft,

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