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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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der Ehering locker an seinem Ringfinger steckte. Bis auf eine leichte Taubheit in den Fingerkuppen, seinen Ohren und der Nase hatte er sich auch von den Frostschäden erholt. Seine Knochen staken voller tiefreichender Wärme, die ihn in Schwung hielt.
    Andere Dinge dagegen waren unverändert. Seine Wangen fühlten sich so starr wie immer an. Auf seiner Stirn wölbte sich der Knoten einer schlecht verheilten Narbe; sie war gegen Berührungen empfindlich, als sei sie unter der Haut, an seinem Schädel, noch entzündet. Und sein Leiden fraß sich noch immer unerbittlich in den Nerven seiner Hände und Füße aufwärts. Seine Fingerspitzen ließen sich in den Handflächen, wenn er sie hineindrückte, nicht spüren, und nur die Oberseiten seiner Füße und die rückwärtigen Bereiche seiner Fersen waren noch empfindsam. So war die Grundbedingung seiner Existenz unangetastet geblieben. Das Gesetz der Leprose war ihm eingeprägt, eingekerbt mit dem kalten Meißel des Todes, als bestünde er aus Marmor oder Dolomitgestein, nicht aus Bein, Fleisch und Menschsein.
    Aus diesem Grund war er im hohlen Mittelpunkt seiner sonst so bemerkenswerten Heilung der Alte geblieben. Er war Aussätziger, und daher durfte er sich den Risiken von Leidenschaften nicht aussetzen.
    Als er nochmals die Tote betrachtete, erinnerte er sich an das, was er getan hatte, ehe ihn der Winter um sein Selbst brachte; er war mit dem Vorsatz von Haß und Zerstörung nach Osten unterwegs gewesen, zu Fouls Hort. Nun kam ihm sein Vorsatz wie heller Wahnsinn vor. Es war eine Verrücktheit gewesen, sich allein gegen den Winter aufzulehnen, geradeso wie es sich bei dem Gedanken um eine Schnapsidee gehandelt hatte, er könne den Verächter am Schlafittchen packen. Der Weg seiner Vergangenheit schien mit Leichen gepflastert zu sein, Opfer der Vorgänge, die ihn zu jenem Entschluß verleiteten – des Prozesses der Manipulation, womit Lord Foul ihn zum letzten, zum unheilbringenden Fehler einer direkten Konfrontation verleiten wollte. Und das Resultat dieses Fehlers wäre der totale Sieg des Verächters.
    Jetzt sah er klarer. Die Tote hatte ihn irgendeine Art von Weisheit gelehrt. Er konnte den Verächter aus demselben Grunde nicht herausfordern, aus welchem er sich nicht allein durch den Winter des Verächters zu schlagen vermochte: das waren unmögliche Zielsetzungen, und sterbliche Menschen, die Unmögliches zu verwirklichen suchten, gingen nichts anderem entgegen als dem eigenen Untergang. Nicht allzu fern auf seinem Lebensweg erwartete ihn das Ende eines Lepraleidenden, ihm zugedacht, aufgenötigt durch die Gesetzmäßigkeiten seines Leidens.
    Und wenn er sich mit Undurchführbarkeiten abhetzte, würde er seine Reise zu diesem Ende nur beschleunigen. Dann wäre das Land vollends verloren.
    Da begriff er, daß sein Unvermögen, sich auf das zu besinnen, was ihn an diesen Ort gebracht hatte, was ihm hier widerfahren war, als großer Segen gelten konnte, eine so eindeutige Gnade, daß er zunächst echtes Erstaunen empfand. Plötzlich verstand er wenigstens zum Teil, wieso Triock von der Gnade neuer Gelegenheiten gesprochen hatte – und warum sich Triock weigerte, ihn bei seinen Absichten unmittelbar zu unterstützen. Er verdrängte diese Absichten aus seinen Überlegungen und schaute sich in der Höhle nach seinen Kleidungsstücken um.
    Er sah sie aufgehäuft an einer Höhlenwand liegen, aber schon im folgenden Moment entschied er sich dagegen, sie wieder anzuziehen. Ihm war, als repräsentierten sie seine Teilhaberschaft an etwas, das er nun lieber ungeschehen sähe. Und dies weiße Gewand war für ihn so etwas wie ein Geschenk der Toten, Bestandteil und zugleich Symbol ihres größeren Opfers. Er nahm es in stiller und trauriger Dankbarkeit an.
    Aber er hatte bereits damit begonnen, seine Sandalen umzuschnallen, als er merkte, wie greulich sie nach Krankheit stanken. Während der Tage des Marschierens hatte das Leder den Schweiß seiner Entzündungen aufgesaugt, und nun war es ihm widerwärtig, Dinge von solcher Unreinlichkeit zu tragen. Er warf die Sandalen zurück auf den Haufen seiner übrigen unausstehlich gewordenen Kleidung. Barfuß war er in diesen Traum gelangt, und er wußte, er würde barfuß und mit geschundenen Fußsohlen wieder daraus verschwinden, ganz egal, wie sehr er sich auch bemühen mochte, sich zu schonen. Trotz seiner wiedererwachten Vorsicht zog er es vor, sich keine Sorgen um seine Füße zu machen.
    Der schwache Geruch des Todes in der

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